# taz.de -- Occupy in den USA: Eine Bank für die 99 Prozent | |
> Die Occupy-Bewegung will in den USA ein eigenes Geldinstitut gründen. | |
> Eine ethische Alternative mit eigener Kreditkarte auch für arme Menschen. | |
Bild: Würden Sie diesem Mann ihr Geld anvertrauen? | |
BERLIN taz | Was ist schon die Besetzung einer Bank gegen die Gründung | |
einer Bank, scheint sich die Occupy-Bewegung in den USA zu denken. Sie geht | |
nun mit einem ethischen Geldinstitut als Gegenentwurf zu dem von ihr so | |
vehement kritisierten herkömmlichen Bankensystem an den Start. Im | |
vergangenen Jahr hatte sich in New York eine entsprechende Arbeitsgruppe | |
gegründet. Mitinitiator ist der britische Ex-Diplomat Carne Ross, dessen | |
Buch über die „Revolution ohne Anführer“ damals gerade erschienen war. | |
Inzwischen ist daraus eine Genossenschaft namens [1][Occupy Money | |
Cooperative] entstanden, die nun die ersten Gelder einsammelt. Im Vorstand | |
sitzen neben Ross unter anderem auch Robert Hockett, Professor für | |
Finanzrecht und Berater der New Yorker Zentralbank, die ehemalige | |
Hedgefondsanalystin und Occupy-Aktivistin Cathy O’Neil und der frühere | |
Deutsche-Banker Christian Brammer. | |
„Wir haben die Kreditgenossenschaft gegründet, weil die gewinnorientierten | |
Banken nicht nur die USA hohen ökonomischen Risiken aussetzen, sondern vor | |
allem auch Millionen von Amerikanern im Stich lassen, die kein Konto und | |
keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben“, erklärt Ross. | |
Rund zehn Prozent aller US-Bürger haben kein Konto. Für Kredite gehen sie | |
meist zum Pfandleiher. Die neue Bank will niemandem ein Konto oder eine | |
Karte verwehren. Sie hat sich nicht mehr und nicht weniger vorgenommen, als | |
Standards zu setzen für den gesamten Bankensektor in den USA. | |
## Occupy-Kreditkarte | |
Sobald genug Geld zusammen ist, um ein Büro zu finanzieren – die Rede ist | |
von einer Million US-Dollar –, soll es das erste Angebot geben: die Occupy | |
Card, eine Prepaid-Debitkarte, mit der man nur so viel ausgeben kann, wie | |
man vorher eingezahlt hat. Solche meist mit hohen Gebühren behaftete Karten | |
werden oft von Leuten verwendet, die keine Kreditkarte bekommen, weil sie | |
von den Banken für nicht kreditwürdig befunden werden. Die Occupy Card soll | |
nur 99 Cent im Monat kosten – und je mehr Mitglieder die Genossenschaft | |
habe, desto billiger könne sie werden, so Ross. | |
In Österreich hat Attac bereits 2010 zur Gründung einer alternativen Bank | |
aufgerufen. Die Demokratische Bank ist ebenfalls als Genossenschaft | |
konzipiert und durchläuft derzeit das Zulassungsverfahren. In Deutschland | |
haben sich Aktivisten gegen eine neue Bank entschieden: Hierzulande müsse | |
es eher darum gehen, bereits existierende Alternativen wie die | |
[2][GLS-Bank] und die [3][Ethikbank] zu stärken, damit sie tatsächlich den | |
herkömmlichen Banken etwas entgegensetzen könnten. | |
25 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.occupycooperative.com/ | |
[2] http://www.gls.de/privatkunden/ | |
[3] http://www.ethikbank.de/ | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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