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# taz.de -- Euro Hawk im Untersuchungsausschuss: Guter Deal für die Industrie
> Cassidian-Chef Bernhard Gewerkt verteidigt den Euro Hawk. Kein Wunder:
> Das Rüstungsunternehmen könnte als großer Sieger aus der Affäre
> hervorgehen.
Bild: Die Drohne, wie immer am Boden.
BERLIN taz | Bernhard Gewert wirkt unzufrieden, als er am Montag vor dem
Euro-Hawk-Untersuchungsausschuss sitzt. Der Vorstandsvorsitzende der Firma
Cassidian, dem Rüstungsbereich von EADS, scheint keine Lust zu haben, sich
den Fragen der Abgeordneten zu stellen. „Das möchte ich öffentlich nicht
diskutieren“, sagte er. Oder: „Ich habe alles dazu gesagt.“ Oder: „Das …
ich nicht.“
Dabei hat Gewert eigentlich Grund zur Freude. Zwar wird das von seinem
Unternehmen entwickelte Aufklärungssystem Isis erst mal nicht wie geplant
in Serienproduktion gehen und fester Bestandteil der Euro-Hawk-Drohne
werden – aber immerhin konnte er das System fertig entwickeln und darf es
bis Ende September mit dem Prototyp der Drohne testen.
Doch schon die Auftragsvergabe für das System erweckt in der Opposition
Misstrauen. Nicht nur, dass es 2007 keine Ausschreibung gab. Die EADS wurde
zudem zuvor mit einer Studie zu den Anforderungen an ein solches System
beauftragt, die ihr eigenes Produkt natürlich erfüllt.
Und nicht nur da profitierte der Konzern von Entscheidungen des
Verteidigungsministeriums. Hätte zum Beispiel Minister Thomas de Maizière
(CDU) das Projekt früher gestoppt, hätten die Isis-Tests nicht bis zum Ende
erfolgen können. Isis wäre dann zwar fertig entwickelt gewesen, aber nicht
geprüft. Damit hätte es nicht serienmäßig produziert werden können.
Die Verzögerungen nützten dem Rüstungskonzern, kosteten den Steuerzahler
aber Unmengen, argumentiert die Opposition.
## FeMale, die neue Drohne
Spätestens seit Januar 2012 ist dem Verteidigungsministerium bekannt, dass
die Drohne wohl keine Zulassung erhalten wird. Da sie nicht in Serie gehen
wird, sucht das Verteidigungsministerium daher nach einer alternativen
Plattform für das neu entwickelte Aufklärungssystem.
Getestet wurde dazu auch die Drohne FeMale, die Cassidian derzeit
entwickelt. Auch mit der kleineren Drohne, würde Isis funktionieren:
„FeMale erfüllt alle technischen Voraussetzungen.“ An der Neutralität der
Studie kann man zweifeln – das Verteidigungsministerium beauftragte
Cassidian mit ihrer Erstellung. Seltsamerweise will der Chef davon nichts
mitbekommen haben: „Die Studie ist mir nicht bekannt.“
Die Drohne FeMale hat Cassidian auf eigene Kosten entwickelt, bisher aber
noch keinen Abnehmer für sie gefunden. Deshalb sollen nun mehrere
europäische Staaten für ein Gemeinschaftsprojekt gewonnen werden.
Deutschland wäre da ein guter Anfang.
Insgesamt war die Befragung Bernhard Gewerts ein gefundenes Fressen für die
Opposition. In den vergangenen Jahren sind im Verteidigungsministerium
nachweislich Entscheidungen getroffen worden, von denen das
Rüstungsunternehmen profitiert und deren Nutzen für die deutschen
Bürgerinnen und Bürger zweifelhaft ist.
Am Mittwoch stellt sich Verteidigungsminister Thomas de Maizière selbst den
Fragen des Ausschusses.
29 Jul 2013
## AUTOREN
Denis Schnur
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Untersuchungsausschuss
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