# taz.de -- Berlusconis Karriere: Staatsmann nur im Traum | |
> In die Geschichtsbücher wird der Ausnahmepolitiker sicher eingehen. Wenn | |
> auch nicht so, wie er sich wünscht. Italien sei nicht „gerecht“ schimpft | |
> er deshalb. | |
Bild: „Dieses Land ist nicht gerecht“ – Berlusconi in seiner Videobotscha… | |
ROM taz | Heiß, und wohl vergeblich, wünscht er sich, als „statista“ – … | |
Italienisch heißt das Staatsmann – in die Geschichtsbücher einzugehen. Ein | |
anderes Etikett aber wird Silvio Berlusconi kaum verwehrt bleiben: das des | |
Ausnahmepolitikers. | |
Dabei war er bloß aus der Not heraus in die Politik geraten, im Jahr 1994, | |
als die alten, korrupten Parteien der Sozialisten und der Christdemokraten, | |
die immer ihren Schutzschirm über den Medientycoon Berlusconi gehalten | |
hatten, unter dem Druck der Staatsanwälte zusammengebrochen waren. | |
Im Januar jenes Jahres gründet Berlusconi seine Partei Forza Italia, weil | |
er nun zu seinem eigenen Beschützer werden muss – und gewinnt im März aus | |
dem Stand die Wahlen. Auf den Gipfeln traf er damals mit John Major aus | |
Großbritannien zusammen, mit François Mitterrand aus Frankreich, mit Helmut | |
Kohl oder Bill Clinton. Sie alle sind seit Langem in Polit-Rente – bloß | |
einer ist noch da: Silvio. | |
Gut 10 der letzten 20 Jahre sahen ihn als Italiens Regierungschef, aber am | |
Ende gelang es Berlusconi, die gesamte Epoche seit 1994 zu prägen – weil er | |
nie weg war. 17 Prozesse hat er überstanden und drei Wahlniederlagen, in | |
den Jahren 1996, 2006 und 2013. „Ventennio“: Dies war der Titel, der in | |
Italien früher für die gut 20 Jahre der Herrschaft Benito Mussolinis – von | |
1922 bis 1943 – reserviert war. Mittlerweile redet das Land, mit Recht, | |
auch von Berlusconis „ventennio“. | |
Für Mussolini allerdings war seinerzeit Schluss. Für Berlusconi dagegen | |
geht die Geschichte weiter. Offiziell ist er zwar heute nur noch einfacher | |
Senator – doch ohne ihn geht nichts in der italienischen Politik. | |
Seine Partei „Popolo della Libertà“ (PdL – Volk der Freiheit) ist als | |
Koalitionspartner für Ministerpräsident Enrico Letta unverzichtbar. Und | |
„seine“ Partei: Das muss man in diesem Falle wörtlich nehmen. Ohne | |
Berlusconi würde der Verein sofort auseinanderfallen, hätte er bei Wahlen | |
nur miserable Chancen. Mit ihm dagegen klettert der PdL in den Umfragen | |
Woche für Woche, ganz unabhängig davon, was Richter gerade entscheiden. | |
Zurzeit liegt die eigene Partei bei über 27 Prozent, die gesamte | |
Rechtsallianz bei gut 35 Prozent – und würde damit aktuell die Wahlen | |
gewinnen. Berlusconi plant deshalb schon jetzt über den Tag hinaus. Im | |
Herbst will er wieder seine alte Forza Italia aus der Taufe heben. Er | |
selbst darf dann nicht mehr als Spitzenkandidat antreten – aber eine | |
Nachfolgerin stünde schon bereit: Marina Berlusconi, die Tochter. | |
2 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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