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# taz.de -- Brasilien erlaubt die „Pille danach“: Nur für Missbrauchsopfer
> Präsidentin Dilma Rousseff setzt sich damit gegen den Widerstand der
> Kirche durch. Zugleich gab es in São Paulo und Rio de Janeiro Proteste
> gegen die Regionalregierungen.
Bild: Die ehemalige marxistische Guerilla-Kämpferin Rousseff sprach sich einst…
BRASILIA/RIO DE JANEIRO/BERLIN afp/dpa/taz | Wenige Tage nach der Abreise
von [1][Papst Franziskus] aus Brasilien hat Präsidentin Dilma Rousseff ein
von der Kirche kritisiertes Gesetz ratifiziert, dass Opfer sexuellen
Missbrauchs besser schützt. Die linksgerichtete Politikerin setzte das
Gesetz am Donnerstag ohne jegliche Einwände in Kraft, wie ihr Büro
mitteilte. Damit sind künftig kostenlose Notbehandlungen für
Missbrauchsopfer in öffentlichen Krankenhäusern und die Ausgabe von
Medikamenten wie der „Pille danach“ erlaubt, um ungewollten
Schwangerschaften vorzubeugen.
Die katholische Kirche und einige konservative Gruppierungen hatten die
Staatschefin dazu gedrängt, zumindest einige der umstrittensten Passagen im
Gesetzestext zu modifizieren. Kritiker sehen die Rechtsänderung als ersten
Schritt hin zu uneingeschränkt legalen Abtreibungen, die bislang nur bei
Vergewaltigungsfällen erlaubt sind oder dann, wenn das Leben der Mutter in
Gefahr ist. Einige besonders radikale Evangelikale hatten sogar gewarnt,
Rousseff mit einer Kampagne vor den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr
das Leben schwer zu machen, falls sie ihren Forderungen nicht nachkommen
sollte.
Zwei Drittel der 194 Millionen Einwohnern Brasilien sind Katholiken, mehr
als in jedem anderen Land der Welt. Das nationale Abtreibungsrecht ist ein
traditionelles Streitthema und wurde schon im Wahlkampf 2010 hitzig
debattiert. Rousseff hatte auf Druck christlicher Glaubensgruppen darauf
verzichtet, Schwangerschaftsabbrüche straffrei zu machen und damit den Zorn
von Feministinnen und eines Teils der politischen Linken auf sich gezogen.
Derweil protestierten hunderte Demonstranten in den beiden größten Städten
Brasiliens, São Paulo und Rio de Janeiro, gegen die jeweiligen
Regionalregierungen. Sie forderten am Donnerstag erneut die Freilassung von
Protestlern, die bei früheren Demonstrationen festgenommen wurden. In Rios
Nobelviertel Leblon schützten Polizeieinheiten das Haus, in dem Gouverneur
Sérgio Cabral wohnt. Demonstranten hatten in Rio am Mittwoch den Stadtrat
gestürmt, wie das brasilianische Fernseh-Netzwerk [2][Rede Globo]
berichtet. Die Demonstranten forderten auch Aufklärung über einen
Favela-Bewohner, der nach seiner Festnahme Mitte Juli spurlos verschwand.
In São Paulo kam es zu Tumulten. Einem Bericht von Rede Globo zufolge
wurden [3][zwölf Menschen festgenommen]. Es gab auch Verletzte.
2 Aug 2013
## LINKS
[1] /Papst-besucht-Brasiilen/!120455/
[2] http://g1.globo.com/jornal-hoje/noticia/2013/08/protesto-contra-sergio-cabr…
[3] http://g1.globo.com/sao-paulo/noticia/2013/08/manifestacao-tem-tumulto-e-de…
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