# taz.de -- Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski: Strafe um zwei Monate verkürzt | |
> Der einst reichste Mann Russlands wird wohl bereits im August 2014 aus | |
> der Haft entlassen. Trotz des Straferlasses zeigen sich seine | |
> Unterstützer enttäuscht. | |
Bild: Zwei Monate weniger im Knast: Michail Chodorkowski. | |
MOSKAU ap | Russlands Oberstes Gericht hat die Haftstrafe des | |
Kreml-Kritikers und früheren Ölmagnaten Michail Chodorkowski von elf Jahren | |
um zwei Monate verkürzt. Der einst reichste Mann Russlands kann nun damit | |
rechnen, bereits im August 2014 freigelassen zu werden. | |
Sein früherer Partner im Ölkonzern Yukos, Platon Lebedew, könnte den | |
Angaben vom Dienstag zufolge bereits im Mai 2014 auf freien Fuß kommen. | |
Ihre Anwälte hatten allerdings die sofortige Freilassung verlangt und | |
wollen die Entscheidung anfechten. | |
Auch der Vater Chodorkowskis zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung | |
der Richter, die trotz des Straferlasses das zweite Urteil gegen die beiden | |
aus dem Jahr 2010 aufrecht erhielten. Chodorkowski hatte per Videoschaltung | |
aus seiner Strafkolonie im Nordwesten Russlands an das Oberste Gericht | |
appelliert, jenes „juristisch unkundige Urteil“ gegen ihn fallen zu lassen. | |
Der 2010 ergangene Gerichtspruch wegen Diebstahls von Öl von Yukos stehe im | |
Widerspruch zu seiner ersten Verurteilung aus dem Jahre 2005, die ihn | |
schuldig befand, auf eben dieses Öl keine Steuern gezahlt zu haben. | |
„Wir sprechen hier nicht einmal von der Ausführung des Gesetzes, sondern | |
von einem Willen, das Gesetz als solches sowie den Ruf des Gerichtswesens | |
und das Vertrauen in diese staatliche Institution zu zerstören - nur, um | |
die Strafe von Gegnern der Regierung zu verlängern“, sagte Chodorkowski. | |
Seine Unterstützer fürchten, dass Ermittler bereits an neuen Anklagen | |
arbeiten, um ihn weiter hinter Gittern zu halten. | |
## Politische Motive hinter Prozess vermutet | |
Chodorkowski und Lebedew waren 2003 verhaftet und 2005 verurteilt worden, | |
weil sie mit dem Yukos-Ölkonzern Steuern hinterzogen haben sollen. 2010 | |
wurden die einstigen Geschäftspartner abermals verurteilt, dieses Mal wegen | |
Diebstahls von Öl von Yukos sowie für Geldwäsche. Vergangenes Jahr hatte | |
das Moskauer Stadtgericht ihre Gefängnisstrafe von 13 auf insgesamt elf | |
Jahre verkürzt. | |
Hinter den Prozessen vermuten Beobachter politische Motive, weil | |
Chodorkowski den russischen Präsidenten Wladimir Putin herausgefordert | |
hatte. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte allerdings erst | |
vor wenigen Wochen entschieden, es gebe keine Belege für politische Motive | |
im ersten Prozess. Jedoch seien einige Vorgehensweisen während des | |
Verfahrens unfair gewesen, hieß es. | |
6 Aug 2013 | |
## TAGS | |
Michail Chodorkowski | |
Russland | |
Wladimir Putin | |
Kreml | |
Wladimir Putin | |
Michail Chodorkowski | |
Russland | |
EU-Parlament | |
Michail Chodorkowski | |
Russland | |
Michail Chodorkowski | |
Russland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Michail Chodorkowski in Berlin: Ziellos in Berlin | |
Der Kremlkritiker sagt beim ersten Auftritt in Freiheit, er wolle weder | |
Politik noch Geschäfte machen. Aber er will sich für politische Gefangene | |
einsetzen. | |
Russlands Amnestiegesetz: Kreml-Kritiker drohen neue Verfahren | |
In Russland steht das Amnestiegesetz an. Michail Chodorkowskis Chancen auf | |
Freilassung aber sinken. Gegen ihn werden weitere Strafsachen geprüft. | |
Chodorkowski seit zehn Jahren in Haft: Gefängnis als Problemlösung | |
Vor zehn Jahren wurde der kreml-kritische Milliardär Michail Chodorkowski | |
festgenommen. Menschenrechtler fordern erneut seine Freilassung. | |
Nominierungen für Sacharow-Preis: Malala, Snowden, Chodorkowski | |
Das EU-Parlament nominiert drei Prominente für den Sacharow-Preis: das | |
pakistanische Mädchen Malala, den NSA-Enthüller Edward Snowden und Michail | |
Chodorkowski. | |
EGMR-Urteil zur Chodorkowski-Klage: Moskauer Prozesse sind unfair | |
Straßburger Richter haben Moskau erneut bloßgestellt. Die Prozesse gegen | |
Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski seien nicht gerecht, sagt der | |
Menschenrechtsgerichtshof. | |
Opposition in Russland: Ökonom ergreift die Flucht | |
Der renommierte Wissenschaftler Sergej Gurijew setzt sich nach Frankreich | |
ab. Er fühlt sich unter Druck gesetzt und fürchtet, im Knast zu landen. | |
Michail Chodorkowski über Russland: „Korruption ist Putins Rückgrat“ | |
Um die Verflechtungen in Russland zu beseitigen, müsste ein Machtwechsel | |
ermöglicht werden, sagt Michail Chodorkowski. Dazu aber sei der Präsident | |
nicht bereit. | |
Opposition in Russland: Was tun mit Alexei Nawalny? | |
Am Mittwoch beginnt ein Prozess gegen den Blogger wegen Veruntreuung. Der | |
Kreml sitzt am längeren Hebel, doch der Anwalt macht den Mächtigen Angst. | |
Russische Milliardäre: Die neue Russland AG | |
Seit dem Ende der Sowjetunion haben sich die Wege zum Superreichtum | |
verändert. Heute gilt: Wer es sich mit Putin verscherzt, kann nichts mehr | |
werden. |