# taz.de -- EU will Roaming-Gebühren abschaffen: Günstiger faseln | |
> Aufpreise für Telefongespräche im europäischen Ausland sollen bis 2016 | |
> abgeschaft werden. „Objektiv gerechtfertigte“ Kosten hingegen bleiben. | |
Bild: Ein guter Urlaub braucht guten Handy-Empfang. | |
BRÜSSEL dpa | Das Telefonieren mit dem Handy soll im EU-Ausland ab Juli | |
2016 grundsätzlich nicht mehr kosten als im Inland. Nach dem Willen der | |
EU-Kommission sollen die Telekomfirmen dann freiwillig auf die | |
Extragebühren (Roaming) für Handytelefonate, SMS und mobile Internetnutzung | |
verzichten. | |
Alternativ müssten die Telekomfirmen ihren Kunden unkompliziert die | |
zeitweise Nutzung von Anbietern vor Ort ermöglichen. Für eingehende Anrufe | |
beim Auslandsaufenthalt sollen die Extrakosten bereits ab Juli 2014 | |
wegfallen. Auch für einen Festnetzanruf über EU-Grenzen hinweg dürften die | |
Firmen demnächst nicht mehr verlangen als für ein Inlandsgespräch. | |
Einen Zwang für die Unternehmen zur Abschaffung der Roaming-Kosten sehen | |
die Pläne zwar nicht vor. Die zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes glaubt | |
aber, dass die Erlaubnis zur zeitweiligen Nutzung von Fremdanbietern im | |
Ausland für die Firmen so unattraktiv ist, dass sie auf die | |
Roaming-Aufschläge verzichten. | |
„Wenn Sie reisen, können Sie einfach einen anderen Anbieter wählen, der | |
Ihnen bessere Tarife gewähren wird – bei Nutzung der gleichen SIM-Karte, | |
der gleichen Rechnung“, teilte Kroes am Mittwoch mit. „So oder so, Kunden | |
werden diesen hohen Gebühren entgehen können.“ Am Donnerstag will Kroes die | |
Vorschläge in einer Pressekonferenz präsentieren. | |
Die Vorschläge benötigen die Zustimmung des Europaparlaments und der 28 | |
EU-Staaten. Doch selbst wenn die Pläne der EU-Kommission dort eine Mehrheit | |
finden, gilt: Der Griff zum Mobiltelefon oder Laptop könnte im Ausland | |
weiterhin ein wenig mehr kosten als daheim. Denn „objektiv gerechtfertigte“ | |
Extrakosten könnten die Unternehmen ihren Kunden weiter in Rechnung | |
stellen. Das gilt auch für länderübergreifende Festnetzgespräche. | |
## „Winzige Kosten“ | |
Denn die EU-Kommission will den Telekomfirmen mit ihren Roaming-Vorschlägen | |
keine Verluste aufzwingen. „Wenn wir darüber reden, dass die Anbieter | |
Kosten wieder ausgleichen dürfen, dann sprechen wir über sehr geringe | |
Kosten, von einer nationalen Regulierungsbehörde überprüft“, erklärte der | |
Sprecher von EU-Kommissarin Kroes. Es dürfte für die Anbieter einfacher | |
sein, diese „winzigen Kosten“ gar nicht erst in Rechnung zu stellen. | |
Die EU-Kommission macht auch Vorschläge zur Netzneutralität – also dem | |
Grundsatz, dass Anbieter nicht bestimmten Internetinhalten Vorrang vor | |
anderen einräumen sollen. Die Behörde sieht vor, dass Internetanbieter | |
zwischen Inhalten unterscheiden dürfen und nicht alle Datenpakete zu | |
gleichen Bedingungen transportieren müssen. Nun heißt es, es dürften nur in | |
bestimmten Ausnahmefällen Inhalte verlangsamt oder gar blockiert werden. | |
Als Beispiele nennt die EU-Kommission den Kampf gegen Kinderpornografie | |
oder eine drohende Überlastung des Internets. | |
Der Kunde solle darunter nicht leiden, sagt Kroes: „Alle Netzwerke und | |
Technologien sind unterschiedlich. Das gilt auch für die Bedürfnisse von | |
Verbrauchern. Deshalb bleiben Abonnements mit unterschiedlichen | |
Internetgeschwindigkeiten oder Datenvolumen möglich.“ | |
Kritiker bezweifeln derweil, ob Kunden von dem Vorstoß der EU-Kommission | |
wirklich profitieren. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) | |
erklärte am Dienstag, die Kosten für Verbraucher würden nicht sinken, wenn | |
die Firmen die Gebühren an anderer Stelle erhöhten. „Vor solchen | |
Überlegungen kann ich die Telefonkonzerne nur warnen.“ | |
12 Sep 2013 | |
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