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# taz.de -- Innere Zweifel an Rot-Grün (4): Welche Medizin?
> Mit der Einführung der Bürgerversicherung verschwände die Subkultur der
> Privatpatienten. Wird dann nicht alles gleich schlecht?
Bild: Nur der Pöbel muss im Wartezimmer warten. Bisher
Zweiklassenmedizin. Privilegierte Privatpatienten. Schluss damit. Käme eine
rot-grüne Regierung, käme auch die Bürgerversicherung. Einheitliche
Honorare für die Ärzte. Einkommensabhängige Kassenbeiträge für alle. Wer
Privatpatient ist, darf es zwar unter Rot-Grün erst mal noch bleiben, aber
Menschen, die sich neu krankenversichern, könnten dann nur noch in die
Bürgerversicherung eintreten. Hm.
Da verschwände eine ganze Subkultur: Keine Bevorzugungen der
Privatversicherten mehr, keine Luxusärzte mehr in Berlin-Zehlendorf oder
München-Bogenhausen mit Ledersesseln im Wartezimmer und HelferInnen, die
schnelle Termine ermöglichen. Eine Kultur der Privilegien stirbt aus für
die 10 Prozent Privatversicherten in der Bevölkerung, laut grünem
Wahlprogramm „gut verdienende Angestellte, BeamtInnen, die meisten
Selbständigen“.
Doch will man das wirklich, die Einheitsversicherung? Medizinsozialismus?
Ärzte, die keinen Bock mehr haben, weil es kaum noch Privatpatienten gibt?
Wird überhaupt irgendwas besser, wenn alle das Gleiche kriegen? Oder nicht
alles einfach gleich schlecht?
Andererseits: Was soll noch schlechter werden für die 90 Prozent gesetzlich
Versicherten? Die es gut kennen, wenn sie beim Orthopäden erst wieder einen
Termin im nächsten Quartal kriegen, obwohl das laufende Quartal erst zur
Hälfte abgelaufen ist? Die sich auch bei leichten Beschwerden am Telefon
als Notfall ausgeben, damit sie zeitnah in die Praxis kommen können? Oder
vielleicht gleich zur Ambulanz ins Krankenhaus gehen?
## Privilegien bleiben
Und außerdem: Käufliche Privilegien wird es auch mit Bürgerversicherung
geben. Auch dann darf man weiter privat zahlen für die Zahnwurzelbehandlung
unter OP-Mikroskop, die Kügelchen vom Homöopathen und chinesischen
Firlefanz beim Allgemeinarzt.
Noch ein Punkt, auch für Gutbetuchte: Wenn es ein einheitliches
Honorarsystem gibt, lassen sich vielleicht auch wieder mehr Ärzte in den
Dörfern nieder. Das hätte auch Vorteile, wenn man sich im Alter mal
zurückziehen will. Auf den Landsitz mit Kamin und Streuobstwiese im Allgäu
oder in der Mark.
20 Sep 2013
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
## TAGS
Bürgerversicherung
Rot-Grün
Medizin
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