# taz.de -- Proteste in Sudan: Al-Baschir sagt UN-Rede ab | |
> Der Sudan erlebt nach der Streichung von Energie-Subventionen die | |
> schwersten Unruhen seit 1989. Nun werden sogar Soldaten vor Tankstellen | |
> postiert. | |
Bild: In Khartum sind die Folgen des Aufstands zu bestaunen. | |
KHARTUM ap/afp | Nach gewaltsamen Protesten gegen hohe Treibstoffpreise im | |
Sudan hat die Regierung Soldaten an Tankstellen und andere wichtige Anlagen | |
postiert. Zur Verstärkung wurden zudem Truppen an Militärbasen in Khartum | |
und entlang der am Präsidentenpalast gelegenen Universitätsstraße | |
zusammengezogen. | |
Vor allem in der Hauptstadt kam es in den vergangenen Tagen zu Protesten | |
gegen die Rücknahme von Subventionen für Treib- und Brennstoffe. | |
Demonstranten fackelten 20 Tankstellen und etliche Polizeiwachen ab, zudem | |
wurden Geschäfte geplündert. Die Polizei setzte mancherorts Tränengas ein, | |
während der Proteste fiel vorübergehend das Internet aus. | |
Nach Angaben der Jugendbewegung Change Now wurden Protestierende getötet, | |
als Sicherheitskräfte willkürlich in die Menge feuerten. „Die Regierung | |
schickte ein Großaufgebot an Sicherheitskräften, um die Proteste im Keim zu | |
ersticken“, sagte der Sprecher der Gruppe, Amgad Farid. | |
„Doch egal welches Ausmaß das gewaltsame Vorgehen auch annehmen mag, die | |
Leute werden nicht aufhören.“ Er forderte Präsident Omar al-Baschir und | |
dessen Regierung zum Rücktritt auf. | |
## Schwerste Unruhen seit 1989 | |
Die Proteste haben sich zu den schwersten Unruhen seit der Machtübernahme | |
von Omar al-Baschir im Jahr 1989 entwickelt. Innerhalb von drei Tagen | |
wurden nach Ärzteangaben mindestens 29 Menschen getötet. Am Donnerstag | |
demonstrierten erneut mehrere tausend Menschen in Khartum. | |
In das Krankenhaus von Umduran, der Nachbarstadt der Hauptstadt Khartum, | |
wurden nach Angaben von Ärzten innerhalb von drei Tagen 21 Todesopfer der | |
Proteste gebracht. Mindestens acht weitere Tote wurden landesweit gezählt. | |
Am Donnerstag zogen nach Angaben von Augenzeugen erneut etwa 3.000 Menschen | |
durch den Khartumer Stadtteil Al-Inkas. Sie skandierten „Freiheit, | |
Freiheit“ und auch „Das Volk will den Sturz des Regimes.“ Es wurden | |
Autoreifen in Brand gesetzt und Steine auf vorbeifahrende Autos geworfen. | |
Die Polizei ging gewaltsam gegen die Demonstration vor, sie setzte dabei | |
den Angaben zufolge Tränengas ein und feuerte Gummigeschosse ab. Eine neue | |
Eskalation wird insbesondere nach dem Freitagsgebet befürchtet. | |
## Präsident sagt UNO-Rede ab | |
Bei der UN-Vollversammlung wurde eine Rede von Präsident al-Baschir vom | |
Sudan abgesagt, wie UN-Sprecher Martin Nesirky sagte. Statt al-Baschir | |
solle nun der Außenminister Ali Karti am Freitag vor der Vollversammlung | |
sprechen. | |
Gegen Baschir liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs | |
wegen Kriegsverbrechen und Genozidvorwürfen im Zusammenhang mit dem | |
Darfur-Konflikt vor. Er war im Jahr 1989 durch einen Militärputsch an die | |
Macht gekommen und ist höchst umstritten. | |
Ihm werden Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die | |
Menschlichkeit in der westsudanesischen Region Darfur vorgeworfen. Im | |
Darfur-Konflikt wurden nach Erhebungen der UNO mindestens 300.000 Menschen | |
getötet. | |
27 Sep 2013 | |
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