# taz.de -- Bespitzelungsskandal in Niedersachsen: Ein Fehlalarm und ein neuer … | |
> Der Skandal um den niedersächsischen Verfassungsschutz weitet sich aus: | |
> Eine Grünen-Politikerin wurde überwacht. Außerdem gab es eine Panne. | |
Bild: Verwirrende Akten: Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und… | |
HANNOVER taz | Bei der Aufarbeitung der illegalen Journalistenüberwachung | |
durch den niedersächsischen Verfassungsschutz musste | |
Verfassungsschutzpräsidentin Maren Brandenburger (SPD) am Freitag in | |
Hannover eine peinliche Verwechslung eingestehen: Nicht der Sportjournalist | |
Ronny Blaschke war Beobachtungsobjekt, sondern ein Namensvetter. | |
Anderthalb Wochen zuvor hatte Brandenburger öffentlich gemacht, dass sie | |
bei einer Prüfung der Verfassungsschutzdaten auf mindestens sechs | |
Journalisten gestoßen war, die unter Ex-Innenminister Uwe Schünemann (CDU) | |
rechtswidrig überwacht wurden. Darunter [1][Blaschke, renommierter Autor | |
zum Thema Rechtsextremismus im Sport], unter anderem für Deutschlandradio | |
und Süddeutsche Zeitung. | |
Der war aber gar nicht gemeint, sondern eine Person mit ähnlichem Namen, | |
wie Brandenburger jetzt mitteilte. Wer genau, dürfte jetzt schwer zu | |
rekonstruieren sein: Brandenburger ließ alle rechtswidrig gespeicherten | |
Akten löschen. Die im Frühjahr von Rot-Grün eingesetzte Behördenleiterin | |
steht deshalb ohnehin bereits unter Druck. Die CDU wirft ihr | |
Beweisvernichtung vor und fordert ihren Rauswurf. Brandenburger beruft sich | |
auf Niedersachsens Verfassungsschutzgesetz, das vorschreibt, unzulässig | |
gespeicherte Daten zu löschen, allerdings ohne eine Frist zu setzen. | |
Zu den näheren Umständen, wie es zu der Verwechslung im Fall Blaschke | |
kommen konnte und wie diese jetzt entdeckt wurde, äußert sich Brandenburger | |
jetzt nicht. Sie kündigte am Freitag an, den „Fehler“ intern aufzuarbeiten. | |
Und bekräftigte den Reformbedarf ihrer Behörde, in der derzeit alle | |
Datensätze zu rund 9.000 Personen auf Rechtmäßigkeit geprüft werden. | |
## Jahrelang Daten gesammelt | |
Mindestens einen weiteren Fall fand man dabei bereits: Auch über die | |
Grünen-Politikerin Julia Amthor wurden jahrelang Daten gesammelt, wie ihr | |
ebenfalls am Freitag mitgeteilt wurde. Amthor ist persönliche Mitarbeiterin | |
der Grünen-Abgeordneten und -Landesparteichefin Julia Willie Hamburg. | |
Amthor selbst reagierte verständnislos: „Mein demokratisches Engagement | |
unterscheidet sich nicht von dem zahlreicher anderer Mitglieder der Grünen | |
und der Grünen Jugend“, sagte sie. | |
Und in deren Reihen ist sie auch nicht die einzige, die unter Schwarz-Gelb | |
ins Visier gerieten. Schon 2012 wurde bekannt, dass etwa der | |
Grünen-Landtagskandidat Jan Wienken und der damalige Fraktionsmitarbeiter | |
Steffen Mallast als vermeintliche Linksextremisten beobachtet wurden. | |
Blaschke äußerte sich unterdessen am Freitag „erschrocken und erleichtert“ | |
über die Verwechslung. Er hatte bereits ähnliche [2][Schritte wie die | |
Journalistin und taz-Autorin Andrea Röpke] angekündigt. Röpke hat am | |
Dienstag Strafanzeige wegen Urkundenunterdrückung gegen den | |
Verfassungsschutz gestellt. | |
27 Sep 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://ronnyblaschke.de/ | |
[2] /Niedersaechsischer-Verfassungsschutz/!124360/ | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
Maren Brandenburger | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Verfassungsschutz | |
Panne | |
Andrea Röpke | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Verfassungsschutz | |
Andrea Röpke | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Verfassungsschutz | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bespitzelung von Journalisten: Verfassungsschutz unverdächtig | |
Andrea Röpke hat Anzeige gegen den niedersächsischen Verfassungsschutz | |
erstattet. Doch die Staatsanwaltschaft will nicht ermitteln. | |
Zwischenbericht zum Verfassungsschutz: Nur angebräunt | |
Dem Geheimdienst bescheinigen Historiker eine eher geringe | |
Beschäftigungsquote ehemaligen NSDAP-Personals. Doch die Quellenbasis ist | |
unvollständig. | |
Überwachung von Journalisten: Sauberer Rechtsbruch | |
In Niedersachsen wurde auch Andrea Röpkes Anwalt illegal ausgespäht. Er | |
hatte Anti-Castor-Aktivisten vertreten. Der Verfassungsschutz sieht sich im | |
Recht. | |
Verfassungsschutz Niedersachsen: Noch mehr Journalisten bespitzelt | |
Nicht nur über „taz“-Autorin Andrea Röpke und andere sammelte der | |
Verfassungschutz jahrelang Daten. Laut „Spiegel“ traf es noch mehr | |
Journalisten als bekannt. | |
was fehlt ...: ... Namensgedächtnis | |
Überwachung von Journalisten: Keine Daten, keine Probleme | |
Der niedersächsische Verfassungsschutz will die Journalistenüberwachung | |
aufklären. Rechtswidrig erhobene Daten würden dann gelöscht werden. | |
Niedersächsischer Verfassungsschutz: Bespitzelung mit Nachspiel | |
In der Überwachungsaffäre leitet taz-Autorin Andrea Röpke als erste | |
Betroffene rechtliche Schritte ein: Strafanzeige bei der | |
Staatsanwaltschaft. |