# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Drei Rotkreuz-Mitarbeiter freigelassen | |
> In Nordsyrien wurden sieben Mitarbeiter des IKRK entführt, drei sind | |
> wieder auf freiem Fuß. Nahe Damaskus wurden Zivilisten evakuiert, | |
> andernorts gibt es weiter Kämpfe. | |
Bild: Ort der Entführung: Die nordsyrische Provinz Idlib gilt als schwierig. | |
BEIRUT ap/rtr | Drei von sechs in Syrien verschleppte Mitarbeiter des Roten | |
Kreuzes sind wieder frei. Sie und ein syrischer Freiwilliger der | |
Rot-Kreuz-Schwesterorganisation Roter Halbmond seien sicher und wohlauf, | |
teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Montag in Genf | |
mit. Das IKRK warte nun auf Nachrichten über das Schicksal seiner drei | |
anderen Mitarbeiter. | |
Der Konvoi des Teams sei am Sonntagvormittag auf dem Rückweg nach Damaskus | |
nahe der Stadt Sarakeb zunächst von den Angreifern angehalten worden, | |
teilte IKRK-Sprecher Simon Schorno mit. Anschließend hätten diese ihre | |
Opfer entführt. | |
Die Mitglieder des IKRK-Teams hatten sich laut Schorno seit dem 10. Oktober | |
in der Region aufgehalten. Ihre Aufgabe habe darin bestanden, die | |
medizinische Versorgungslage zu untersuchen und nach Hilfsmöglichkeiten zu | |
suchen. Gerade das Gebiet im Norden Syriens, in dem sie verschleppt wurden, | |
„ist per Definition eine schwierige Gegend“, sagte Schorno weiter. | |
Die syrischen Staatsmedien lasteten die Entführung „bewaffneten | |
Terroristengruppen“ an. Damit werden die Rebellen bezeichnet, die seit mehr | |
als zwei Jahren mit Waffengewalt für den Sturz von Präsident Baschar | |
al-Assad kämpfen. | |
## Hunderte Zivilisten evakuiert | |
In Moadamije, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, flohen nach Angaben von | |
Behörden und Aktivisten Hunderte Zivilisten aus der von Regierungssoldaten | |
belagerten Stadt. Die Evakuierung war möglich geworden, nachdem sich | |
Rebellen und Regierungstruppen auf eine vorübergehende Waffenruhe in der | |
Gegend geeinigt hatten. Moadamije wird von Rebellen im Kampf gegen die | |
Regierung von Präsident al-Assad kontrolliert. | |
Wer die Waffenruhe ausgehandelt hatte, war zunächst unklar. Die staatliche | |
Nachrichtenagentur Sana meldete, 2.000 Frauen und Kinder hätten Moadamije | |
verlassen und sollten in Unterkünften in der nahegelegenen Ortschaft | |
Kudsaja unterkommen. | |
Die humanitäre Lage in Moadamije hatte sich seit Monaten verschlechtert. In | |
ihrem Vorgehen gegen die Rebellen hatten syrische Regierungstruppen | |
verhindert, dass Nahrungsmittel und andere Vorräte in den westlich von | |
Damaskus gelegenen Vorort gelangten. Laut Aktivisten starben mindestens | |
sechs Menschen in Moadamije den Hungertod. | |
## Neue Kämpfe | |
Bei einem Granatenangriff von Regierungstruppen in der südlichen Stadt | |
Daraa kamen nach Angaben von Aktivisten mindestens elf Menschen ums Leben. | |
Unter den Todesopfern seien mindestens vier Frauen und drei Kinder, meldete | |
das oppositionelle Syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte am | |
Sonntag. | |
Die Attacke auf das Gebäude in Daraa ereignete sich demnach bereits am | |
Samstagabend. Ein den Rebellen nahestehender Aktivist sagte via Skype, die | |
getöteten Zivilisten seien bei Gefechten im Zentrum von Daraa ins | |
Kreuzfeuer geraten. So hätten Regierungstruppen mit Granaten auf Rebellen | |
gefeuert, die sich in der Nähe des Gebäudes verschanzt hätten und das Haus | |
dabei mit voller Wucht getroffen. | |
Sana berichtete indes, Rebellen hätten ein Regierungsgebäude in Daraa mit | |
Mörsern beschossen. Weitere Details wurden nicht genannt. | |
## Mörserangriffe in Damaskus | |
Zu Gewalt kam es am Wochenende auch in der Hauptstadt Damaskus. Bei | |
Mörserangriffen in der Nähe des Hotels der Chemiewaffeninspektoren wurde am | |
Samstag ein achtjähriges Mädchen getötet. Wie Sana berichtete, wurden elf | |
weitere Menschen im Viertel Abu Rumane verletzt. Eine Granate schlug | |
demnach in der Nähe einer Schule ein, eine weitere im Dach eines Gebäudes. | |
Ob der Angriff etwas mit der Anwesenheit der Inspektoren zu tun hat, blieb | |
unklar. Das rund 300 Meter entfernte Hotel, in dem die Inspektoren der | |
Organisation für das Verbot von Chemiewaffen und UN-Mitarbeiter | |
untergebracht sind, wurde bei den Explosionen offenbar nicht beschädigt. | |
Ein Konvoi der Inspektoren hatte das Haus vor dem Angriff verlassen. | |
Die Chemiewaffenexperten der OPCW und der UN sind seit zwei Wochen in | |
Syrien. Sie sollen bis Mitte 2014 die Vernichtung des gesamten | |
Giftgasarsenals im Land durchsetzen. Der OPCW wurde am Freitag unter | |
anderem wegen des Syrien-Einsatzes der Friedensnobelpreis zugesprochen. | |
14 Oct 2013 | |
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