# taz.de -- Norbert Geis über Homos und Familie: „Die Natur nicht außen vor… | |
> Der CSU-Abgeordnete Norbert Geis verlässt den Bundestag. Vorher spricht | |
> er noch über egoistische Homosexuelle, seine Frau und die Kinder. | |
Bild: „Generell ist es am besten, wenn der Mensch bei Vater und Mutter aufwä… | |
taz: Herr Geis, die Süddeutsche Zeitung schrieb mal: „Wenn wirklich niemand | |
mehr in der CSU ein gesellschaftspolitisches Sprüchlein aus dem späten | |
Mittelalter raushauen will, greifen Journalisten zur bewährten Nummer des | |
Abgeordneten Norbert Geis.“ War Ihnen klar, dass Sie diese Funktion hatten? | |
Norbert Geis: Das ist großer Quatsch. Meine Ansichten haben der | |
Süddeutschen Zeitung nicht geschmeckt. Und dann mussten sie sie lächerlich | |
machen. Das ist mir oft widerfahren. Die Süddeutsche hat mich auch mal | |
Taliban genannt. So etwas fällt da irgendeinem Menschen bei Nacht ein. | |
Der Homo-Politiker Ronny Pohle, der von der CDU in die Linkspartei | |
wechselte, schrieb zu Ihrem Ausscheiden auf Facebook: „Ein Hetzer weniger | |
im Bundestag“. Wie kommt er zu solchen Ansichten? | |
Ich habe nie etwas persönlich über irgendeinen Homosexuellen gesagt. Ich | |
habe diese Neigungen immer als Intimbereich betrachtet. Aber ich war immer | |
dagegen, dass man aus einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft | |
gleich eine Ehe macht. Dagegen habe ich mit allen Registern gekämpft. | |
Sie sind auch gegen das Adoptionsrecht für Homosexuelle. | |
Da kommt es allein auf die Frage an: Ist es gut für das Kind? Da gibt es | |
genug Studien, die belegen, dass das nicht so ist. Generell ist es am | |
besten, wenn der Mensch bei Vater und Mutter aufwächst. | |
Und den Kindern, die bei homosexuellen Paaren aufwachsen, geht es | |
schlechter? | |
Das kann man so nicht sagen, aber der Gesetzgeber muss ja generalisieren, | |
wenn er ein Gesetz machen will. Es ist nun mal Lebenserfahrung, | |
Menschheitserfahrung, dass Kinder bei Vater und Mutter aufwachsen. Nur weil | |
das ein paar Leute wollen, kann man das nicht in den Papierkorb werfen. | |
Denen geht es nicht um die Kinder, sondern nur um sich selbst. Man sollte | |
die Natur nicht außen vor lassen. | |
Haben Sie immer genug Zeit für Ihre Kinder gefunden, wo Sie so viel pendeln | |
mussten? | |
Ja, sicher. Wir sind doch zusammen in den Urlaub gefahren. Und ich war ja | |
nur in den Parlamentswochen weg. Und meine Kinder haben hoffentlich nicht | |
darunter gelitten, weil meine Frau das ausgleichen konnte. | |
Die war wahrscheinlich zu Hause, bei vier Kindern? | |
Meine Frau ist Unternehmerin, sie hat eine Grundstücksgesellschaft und | |
einen Betrieb von ihrem Vater übernommen. Aber sie konnte dabei zu Hause | |
sein. Sie hat ihre Hauptaufgabe immer in der Erziehung der Kinder gesehen. | |
Hätten Sie gern Elternzeit gehabt? | |
Wissen Sie, als Anwalt, da war ich gefordert. Und als Abgeordneter konnte | |
ich nicht einfach daheim bleiben. Generell finde ich das Elterngeld gut. | |
Aber dass es in reeller Höhe nur an berufstätige Frauen gezahlt wird, ist | |
natürlich falsch. Frauen, die nicht berufstätig sind, erhalten nur 300 | |
Euro. | |
Der Staat möchte, dass Frauen bereits einen Berufseinstieg gemacht haben, | |
damit sie nach der Elternzeit leichter an ihren Arbeitsplatz zurückkehren | |
können. | |
Das ist eine Ökonomisierung des Privatlebens, man kann doch nicht alles von | |
der Wirtschaft aus denken. Das verleugnet die gesellschaftliche Leistung | |
der Frau, die zu Hause ist. Die Frau, die irgendwo Direktrice ist, leistet | |
natürlich auch einen Beitrag. Aber die Frau, die daheim ihre Kinder | |
erzieht, erbringt eine große Leistung für die Gesellschaft, nicht nur für | |
sich selbst. | |
Und Sie? Gehen Sie nun in die wohlverdiente Rente? | |
Nein, ich sitze in meinem Anwaltsbüro und lasse mir von Ihnen die Zeit | |
stehlen. | |
16 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Heide Oestreich | |
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