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# taz.de -- Pakistans Premier besucht die USA: Obama lässt Sharif abblitzen
> Pakistans Premier Sharif erreicht in Washington kein Ende der
> US-Drohnenangriffe in seinem Land. Vielmehr enthüllt eine Zeitung
> Pakistans Doppelspiel.
Bild: Nicht alles was glänzt, ist Gold: Pakistans Premierminister Nawaz Sharif…
BERLIN taz | Mit kleinlauter Stimme liest Pakistans Premierminister Nawaz
Sharif nach seiner Begegnung mit US-Präsident Barack Obama vor der Presse
den Satz ab: „Ich habe auch das Thema Drohnen bei unserem Treffen
angesprochen und die Notwendigkeit betont, dass solche Angriffe aufhören
müssen.“ Doch erreicht hat Sharif bei dem Thema, das in seiner Heimat die
Menschen auf die Barrikaden bringt, offenbar nichts.
Das Wort „Drohnen“ taucht nicht einmal in der gemeinsamen Erklärung der
beiden Regierungschefs auf, die nach ihrem zweistündigen Treffen am
Mittwoch im Weißen Haus veröffentlicht wurde. Und Journalisten durften
keine Fragen stellen. Die Erklärung spricht nur wolkig von der Anerkennung
der gegenseitigen Souveränität. Diese wird laut Sharif durch die US-Drohnen
verletzt. Obama sagte zu den bilateralen Spannungen nur: „Es ist eine
Herausforderung, es ist nicht einfach.“ Die Kooperation bei der
Terrorbekämpfung sollte keine Quelle der Spannung, sondern der Stärke sein.
Schon zuvor hatte die US-Regierung verkündet, dass Pakistan 1,6 Milliarden
Dollar Militär- und Wirtschaftshilfe bekommen werde. Diese war eingefroren
worden, als sich 2011 das Verhältnis dramatisch verschlechterte. Erst hatte
ein CIA-Agent in Lahore zwei Pakistaner erschossen. Dann tötete ein
US-Kommando al-Qaida-Chef Osama bin Laden in seinem Versteck in Abbottabad,
ohne das Islamabad eingeweiht war. Und später starben beim irrtümlichen
US-Beschuss eines pakistanischen Grenzpostens 24 Soldaten.
Mit seinem ersten Besuch in Washington nach seiner Wahl im Mai strebt
Sharif eine Normalisierung an. Pakistan braucht die US-Hilfe und den Handel
mit den USA. Umgekehrt sind die USA auf Pakistans Mitwirkung angewiesen,
wenn sie nach Abzug ihrer meisten Truppen aus Afghanistan keinen
Scherbenhaufen hinterlassen wollen. Doch schon Washingtons frühere
milliardenschwere Hilfe für Islamabad konnte nicht verhindern, dass die USA
nirgendwo so verhasst sind wie in Pakistan.
## Heuchelei und Empörung
Umgekehrt werfen US-Offizielle pakistanischen Stellen ein Doppelspiel vor.
Das betrifft nicht nur die Unterstützung islamistischer Terrorgruppen in
Afghanistan und Kaschmir, sondern auch die als Heuchelei empfundene
Empörung über US-Drohnenangriffe. Immer wieder gab es Hinweise, dass
Pakistans Regierung sehr wohl informiert war.
Am Donnerstag legte die Washington Post nach, in dem sie aus geheimen
CIA-Dokumenten zitierte. Demnach sei Pakistan jahrelang über die
US-Drohnenangriffe informiert gewesen. In mindestens 65 Fällen seit mit
Pakistanern über die Drohnenangriffe gesprochen worden. Ein Ziel sei sogar
eigens auf Wunsch der Pakistaner bombardiert worden. In anderen Fällen habe
es eine gemeinsame Zielauswahl gegeben oder pakistanische Stellen hätten
Informationen geliefert.
In einem Interview mit der New York Times bestätigte Pakistans
Exbotschafter Husain Haqqani zuvor indirekt den Bericht. Beide Seiten
hätten sich auf Geheimhaltung der Drohnenangriffe geeinigt, so Haqqani.
Doch das ging nicht mehr, als die Angriffe unter Obama massiv ausgeweitet
wurden. Seitdem verurteile Islamabad sie öffentlich.
Obama versprach im Mai, Drohnen restriktiver einzusetzen. Laut Amnesty
International (AI) ist das aber nicht der Fall. Pakistans Regierung zählte
bis März 2013 mindestens 330 US-Drohnenangriffe mit 2.200 Toten, davon 400
bis 600 Zivilisten. Viele Angriffe seien laut AI „völkerrechtswidrig“ oder
gar Kriegsverbrechen. Obamas Sprecher verteidigte dagegen Drohnenangriffe
als „präzise, rechtmäßig und wirksam“.
24 Oct 2013
## AUTOREN
Sven Hansen
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Drohnen
Pakistan
Nawaz Sharif
Barack Obama
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Pakistan
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Barack Obama
Amnesty International
Militär
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