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# taz.de -- Die Wahrheit: Unter Katzibalen
> Lecker: Zwischen Katerfrühstück und Samtpfote süßsauer tut sich ein
> kulinarisch weites Feld auf. Und gesund soll es auch noch sein.
Nicht genug, dass der Peruaner das arglose Meerschweinchen verzehrt, auch
die Katze ist vor ihm nicht sicher. „In Peru essen sie Katzen“, meldete die
taz entsetzt. Neckischer titelte NTV im Netz: „Peruaner wollen weiter
Katzen naschen.“ Diese und ähnliche Überschriften finden sich alljährlich
in der Katzenpresse, wenn das Curruñao in La Quebrada gefeiert wird. Das
ist ein Fest zu Ehren der Schwarzen Santa Efigenia, einer äthiopischen
Heiligen, die die schwarzen Nachkommen der Sklaven in Peru kultisch
verehren.
Ein besonderer Bezug Efigenias zu Katzen ist nicht bekannt, die Motive
ihrer Anhänger sind aber klar zu benennen. Die B.Z. berichtet, dass die
Efigenia-Anhänger glauben, dass Katzenfleisch vor Lungenkrankheiten und
Impotenz schützt. Aura Francisca (63), Mutter von 17 Kindern, gibt der B.Z.
stolz an, dass sie fruchtbar geblieben ist, „weil ich bei unserem Festival
regelmäßig Katzen esse“. Hoffen wir im Sinne der Katzen, dass sie bald
genug Kinder hat.
Dieses Jahr hatte eine katzenaffine Richterin den Katzenverzehr aus
Tierschutzgründen erstmalig verboten, ob das Verbot eingehalten wurde,
bezweifeln die Tierschutznews. Die Katzenfreunde befürchten, dass
mindestens sechs Katzen privat verzehrt wurden. Immerhin scheint das
traditionelle Katzenrennen dieses Jahr nicht stattgefunden zu haben. Dieser
tierfeindliche Brauch wurde im vergangenen Jahr im Internet noch mit
katzenverachtenden Dokumentarfotos dokumentiert. Da sollte die NSA mal
tätig werden!
„Makaber, grausam und primitiv“ nennt die ALCO (Animales libres de Crueldad
y Oppresion) das Treiben der Katzenquäler. 2010 wurden Tausende Touristen
und Einheimische davon angezogen. Die Latina-Press berichtet stolz von den
„fantasievollen Gerichten“, die dort angeboten wurden. Die „Katze im Ofen…
wurde mit Olivenöl und Gemüse zubereitet, „Katze gebraten“ mariniert in
Pisco und Wein angeboten. Da kennt der Chinese fantasievollere
Katzenrezepte, und ist der „jahrhundertealte Brauch“ des Katzenverzehrs in
La Quebrada wirklich so alt?
Die Tierschutznews haben herausgefunden, „dass dieser barbarische Brauch“
vor erst 19 Jahren von einem gewissen Sabino Cañas eingeführt wurde. Das
würde gut mit den 17 Kindern von Frau Francisca korrespondieren. Was Sabino
weniger gefallen dürfte: Die Nennung seines Namens im weltweiten Netz.
Reisen in die Katzenkuschelkontinente Nordamerika und Europa muss er sich
künftig eher verkneifen.
Dabei ist der Katzenverzehr dem angeblich hochzivilisierten Europäer
durchaus nicht fremd. So steht der Norditaliener im Ruch, seine Katzen
gerne mit Thymian angerichtet zu kochen. So nennt man die Bewohner von
Vicenza immer noch „mangiagatti“ (Katzenfresser). Auch der ländliche
Schweizer soll ja diesem Brauch anhängen. Und woher unser Wort vom
„Katerfrühstück“ herrührt, sollte mittlerweile klar sein.
Doch nicht nur die gemeine Hauskatze gilt es vor den Gourmets zu
verteidigen, auch die kleinsten Katzen, die Eichkatzen nämlich, wie der
Bayer die Eichhörnchen zärtlich nennt. Die Aufrufe an die Autofahrer, jetzt
besonders vorsichtig zu fahren, weil die Eichkatzen beim hektischen
Zusammentragen ihrer Wintervorräte überall unvorsichtig herumflitzen,
helfen leider nicht immer. Viele tote Eichhörnchen am Wegesrand sind die
traurige Folge. Hoffentlich kommt daraufhin nun kein skrupelloser
„Tierfreund“ auf die Idee, zu Halloween damit ein dubioses Eichhörnchenfest
zu veranstalten.
Jahrhundertealte Rezepte dazu gibt es leider schon. Zum Beispiel „Squirrel
Casserole“ aus weich gekochtem Eichhörnchen mit Zwiebeln und Speck. Das
könnte zahlreiche britische Feinschmecker anlocken, und das will noch nicht
einmal der ärgste Katzenfeind!
29 Oct 2013
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