| # taz.de -- Kommentar Prostitutionsdebatte in Frankreich: Programmierter Misser… | |
| > In Frankreich versucht man Missständen immer zuerst mit Verboten und | |
| > Sanktionen beizukommen. Jetzt wird den Kunden von Prostituierten gedroht. | |
| Bild: Shirley Maclaine in einer Szene des Film „Das Mädchen Irma la douce“… | |
| Die Prostitutionsdebatte in Frankreich ist das Eingeständnis eines | |
| Misserfolges. In diesem Land versucht man Missständen immer zuerst mit | |
| Verboten und Sanktionen beizukommen. Neben dem Drogenproblem (in Frankreich | |
| stehen Haftstrafen auf Cannabiskonsum) ist die Prostitution ein Beispiel | |
| dafür. Als nach dem Krieg die „Maisons closes“ geschlossen wurden und jede | |
| Form von Bordellen untersagt, sollte damit die Misere der Prostituierten | |
| verschwinden. | |
| Prostitution lässt sich nicht einfach verbieten. Man kann sie jedoch | |
| verdrängen – aus dem Stadtzentrum und aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. | |
| Das wurde mit einer Repression gegen die Straßenprostitution versucht. Ein | |
| provokanter Minirock oder grelles Make-up konnte genügen für eine | |
| Geldstrafe wegen „passiven Anmachens“. Das absurde Gesetz hat die von | |
| Zuhälterringen ausgebeuteten Frauen, Jungen und Transsexuellen keineswegs | |
| gerettet, sondern sie im Gegenteil ihren Freiern (und gesundheitlichen | |
| Risiken) gegenüber erst recht schutzlos gemacht. | |
| Dass jetzt im Gegenzug den Kunden mit Strafen gedroht wird, erscheint da | |
| politisch und moralisch bloß gerechtfertigt. Letztlich wird es nur ein | |
| weiterer Versuch sein, die Prostitution aus der Öffentlichkeit in einen | |
| Schwarzmarkt zu verdrängen, der sich den Wettbewerbsbedingungen anpasst. | |
| Der Kampf gegen die Zuhälter und die Schlepper des Menschenhandels aus | |
| Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa ist viel schwieriger und so | |
| nicht zu gewinnen. | |
| Mit einem mit marktorientierten Freiheitsparolen drapierten Appell belegen | |
| 343 unverbesserliche Machos derweil, wie weit der Weg zu der Erkenntnis | |
| ist, dass Frauen keine (käuflichen) Objekte sind und die Liebe keine Ware. | |
| Das aber ist auch eine schmerzliche Bilanz eines Scheiterns für alle | |
| FeministInnen. | |
| 4 Nov 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Rudolf Balmer | |
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