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# taz.de -- Neuer Fraktionschef der Bayern-Grünen: Der Olympiasieger
> Ludwig Hartmann will als Fraktionsvorsitzender der Bayern-Grünen
> Olympische Winterspiele in München verhindern. Aber auch gegenüber der
> CSU ist er offen.
Bild: Ludwig Hartmann bei einer Pressekonferenz der Landtags-Grünen zum Thema …
MÜNCHEN taz | Ehrgeizling, Karrierist, söderhaft: Für Ludwig Hartmann sind
schon viele Spitznamen gefunden worden, die wenigsten davon positiv.
Tatsächlich hat Hartmann zuletzt einen Karrieresprung hingelegt, der seine
Kritiker staunen ließ. Der 35-Jährige wurde Anfang Oktober zum
Fraktionsvorsitzenden der Bayern-Grünen gewählt, zusammen mit der
Alt-Grünen Margarete Bause. Zuvor war Hartmann, wenn überhaupt, durch sein
Engagement gegen die Olympischen Winterspiele in München bekannt. Jetzt
steht er im Rampenlicht – und das sichtbar gerne.
Hartmann selbst sagt, er könne die Vorurteile gegen sich nicht verstehen.
Er ist in einem urgrünen Haushalt aufgewachsen, schon früh ging er mit auf
Demos, vor Freunden schämte er sich für die Vollkornnudeln, die es bei
seinen Eltern immer gab. Er wollte früh anführen, gründete die Grüne Jugend
Bayern, deren Vorsitzender er schnell wurde. Wer in die Politik gehe, dem
müsse die Bühne eben liegen, sagt er. „Ein Talent zur Selbstvermarktung
gehört dazu. Man geht nicht in die Politik, um im Hinterzimmer 80-seitige
Abhandlungen zu schreiben.“
Immer wieder spricht Hartmann über sein Steckenpferd, Olympia. Seit eine
Bewerbung Münchens als Austragungsort für die Winterspiele 2018 im Gespräch
war, hat Hartmann dagegen Stimmung gemacht – mit Erfolg. Zu Beginn waren
Teile der Münchner Stadt- und Landes-Grünen einer Bewerbung nicht
abgeneigt, auch auf Bundesebene war die Stimmung positiv. Claudia Roth saß
sogar im Kuratorium der Bewerbergesellschaft.
Da zeigte Hartmann, dass er Mehrheiten organisieren kann. Gegen den
Widerstand von Roth und Co setzte er auf dem Bundesparteitag das grüne Nein
zu den Spielen durch. Heute sind die Grünen geschlossen gegen eine erneute
Bewerbung für die Spiele 2022. Hartmann ist damit der erste
Olympiagewinner. Er beteuert, ginge es nur um den eigenen Aufstieg, hätte
er ein weniger kontroverses Thema gewählt. Doch gerade kontroverse Themen
waren für manchen Politiker ein Sprungbrett.
## Hartmann ist Pragmatiker
Dass er bei den Grünen sein Glück sucht, ist kein Zufall. Nur bei einer
kleinen Partei könne man Themen anstoßen, sagt Hartmann. Geht es also doch
nur um Karriere? Nein, ihm gehe es um Veränderung, sagt Hartmann. Doch er
macht keinen Hehl daraus, dass sein Name hinter der Veränderung stehen
soll.
Hartmann ist kein Idealist, der mit grünen Wäldern und sterbenden Käfern
argumentiert. Er ist Pragmatiker. Obwohl er als Energieexperte gilt, stellt
Hartmann beim Thema Olympia nicht die Ökothemen in den Vordergrund, sondern
etwa die Frage, wie viel die Stadt zahlen müsste – und damit die
Steuerzahler. Die Energiewende will Hartmann stärker an der Wirtschaft
orientieren, denn: „Wenn man nur eine politische Vision präsentiert, wird
kein Unternehmer sagen: ’Das setzen wir um.‘“ Ursprünglich wollte der
Kommunikationsdesigner eine Firma gründen, die Bürgerinitiativen
unterstützt. Diesen Plan hat er jedoch aufgegeben, wegen seines Mandats,
aber auch weil er Angst hatte, dass die Aufträge von Unternehmen ausbleiben
könnten.
Zu Hartmanns Pragmatismus gehört auch, sich alle möglichen Parteibündnisse
offenzuhalten. Laut einer Untersuchung pflegt er mehr Kontakte zu CSUlern
als zu SPD-Politikern. Das hat ihm den Beinamen Flexi-Grüner eingetragen.
Seine Ambition vertritt er deutlich: „Ich bin überzeugt, dass wir in Bayern
die zweitstärkste Kraft werden können.“ Und dann komme das eigentliche
Ziel: zu regieren. Sollte das auf Landesebene doch nicht funktionieren,
überlegt Hartmann, als Bürgermeister seine Ideen umzusetzen. Bei den
Oberbürgermeisterwahlen in seiner Heimatstadt Landsberg am Lech erhielt er
2012 48,6 Prozent. Ruhig in der Opposition auszuharren, das ist nichts für
ihn.
4 Nov 2013
## AUTOREN
K. Antonia Schäfer
## TAGS
Grüne
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