# taz.de -- Muslimische Minderheit in China: Uiguren unter Generalverdacht | |
> Mehr als 50 Personen wurden bereits verhaftet. Peking nutzt das | |
> angebliche Attentat auf dem Tiananmen-Platz, um gegen die Uiguren | |
> vorzugehen. | |
Bild: In München dürfen sie demonstrieren: Uiguren. | |
PEKING taz | Noch vor wenigen Tag gab es mehrere uigurische Straßenhändler | |
im beliebten Pekinger Kneipenviertel Sanlitun, die aufgespießte | |
Melonenstücke verkauften. Doch inzwischen sind die Händler verschwunden. | |
„Sie sind untergetaucht“, sagt ein chinesischer Standbetreiber. Das würde | |
er an ihrer Stelle auch tun. Die Polizei behandele sie ja jetzt wie | |
Freiwild. | |
Die muslimische Minderheit aus der Nordwestprovinz Xinjiang steht derzeit | |
noch stärker unter Generalverdacht als bisher. In ihrer Heimatregion sehen | |
viele der insgesamt neun Millionen Uiguren die Chinesen als Besatzer. | |
Chinas Führung wirft ihnen wiederum Separatismus vor. | |
Immer wieder ist es in den vergangenen Jahren in Xinjiang zu heftigen | |
Auseinandersetzungen gekommen. Doch nachdem am Montag vor einer Woche auf | |
dem symbolträchtigen Tiananmen-Platz direkt vor dem Kaiserpalast ein Auto | |
in eine Menschenmenge raste und inklusive der drei Insassen fünf Menschen | |
starben, wird verschärft gegen Uiguren vorgegangen. | |
Chinas Führung macht offiziell die Islamische Bewegung Ostturkestan (Etim) | |
verantwortlich. Der Anschlag sei „hinter den Kulissen“ von Etim unterstützt | |
worden. Die UNO stufte die Etim 2002 zwar als Ableger des Terrornetwerks | |
al-Qaida ein. Unklar sei aber, ob es sie als organisierte Gruppe wirklich | |
gibt. Der uigurische Professor an der Pekinger Minderheitenuniversität, | |
Ilham Tohti, warnt vor voreiligen Schlussfolgerungen: „Es ist nichts | |
erwiesen.“ | |
## Unter den Uiguren herrscht Angst | |
Nach Angaben des uigurischen Weltkongresses, der Exilorganisation in | |
München, nahmen Chinas Sicherheitskräfte in den vergangenen Tagen mehr als | |
50 Uiguren fest. Uigurische Restaurantbetreiber in Peking berichten von | |
einer „äußerst nervösen Stimmung“. Viele Uiguren trauten sich schon gar | |
nicht mehr auf die Straße. | |
Laut dem Staatssender CCTV habe in dem aus Xinjiang kommenden Auto ein Mann | |
mittleren Alters, dessen Frau und Mutter gesessen. Der Anschlag sei seit | |
September geplant gewesen. Die Familie habe sich ein „tibetisches Messer“ | |
und rund 400 Liter Benzin beschafft. Unterstützt worden sei sie angeblich | |
von fünf Uiguren, die inzwischen in Haft säßen. Der US-Sender Radio Free | |
Asia will hingegen Hinweise haben, dass die Insassen des Wagens Angehörige | |
eines uigurischen Aktivisten waren, der bei Unruhen im Juli 2009 in Ürümqi | |
ums Leben kam. | |
Doch inzwischen hat Chinas Führung auch den für Xinjiang zuständigen | |
Militärkommandeur aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und ihn von | |
seinem Posten enthoben. Ihm werden „schwere Versäumnisse“ vorgeworfen. | |
5 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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