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# taz.de -- NS-Prozess in Hagen: Der Angeklagte ist nicht dement
> Der Prozess gegen den früheren SS-Mann Bruins soll bis zum Urteil
> weitergeführt werden: Das Gericht glaubt nicht an die beginnende
> Erkrankung des Angeklagten.
Bild: Angeklagt und verhandlungsfähig: der frühere SS-Mann Siert Bruins (92).
HAGEN dpa | Das Hagener Landgericht hat eine Einstellung des Mordprozesses
gegen den früheren SS-Mann Siert Bruins wegen seiner angeblichen
Demenzerkrankung abgelehnt. Die Richter folgten am Freitag einem
medizinischen Gutachter, der den 92-Jährigen für verhandlungsfähig hält.
Die Verteidigung hatte die Einstellung beantragt, weil der Angeklagte
Anzeichen von Demenz zeige und er der Verhandlung nicht mehr selbstkritisch
folgen könne.
Es hätten sich aber keine Anhaltspunkte für eine Desorientierung ergeben,
sagte der medizinische Gutachter vor Gericht. Es gebe nur eine leichte
kognitive Störung, die man als Altersvergesslichkeit bezeichnen könne.
„Eine Verhandlungsunfähigkeit ist aus medizinischer Sicht nicht gegeben.“
Der Gutachter sah aber Anzeichen dafür, dass sich der gebürtige
Niederländer aus Resignation ein Stück aus dem Prozess zurückgezogen haben
könnte.
Bruins soll 1944 als Mitglied des deutschen Grenz- und Sicherheitsdienstes
im niederländischen Delfzijl an der Erschießung eines Widerstandskämpfers
beteiligt gewesen sein. Die Anklage wirft ihm vor, zusammen mit einem
inzwischen gestorbenen SS-Mann den Widerstandskämpfer Aldert Klaas Dijkema
auf dem Weg in dessen Heimatort Appingedam hinterrücks erschossen zu haben.
1980 war Bruis bereits wegen Beihilfe zum Mord an zwei jüdischen Brüdern zu
sieben Jahren Haft verurteilt worden. Wegen der Taten hatte ein
niederländisches Sondergericht Bruins nach dem Krieg in Abwesenheit zum
Tode verurteilt, die Strafe wurde später auf lebenslänglich abgeändert. Er
wurde aber nie ausgeliefert.
22 Nov 2013
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Demenz
Schwerpunkt Nationalsozialismus
NS-Verbrechen
Deutschland
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