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# taz.de -- NS-Prozess in Hagen: Widersprüchliche Aussagen
> Im Mordprozess gegen Ex-SS-Mann Siert Bruins hat das Landgericht Hagen
> weitere Aussagen von einem mutmaßlichen Mittäter verlesen. Sie werfen
> Fragen auf.
Bild: Der 92-jährige Siert Bruins steht wegen Mordes vor Gericht.
HAGEN dpa| Im Hagener Mordprozess gegen ein früheres Mitglied der Waffen-SS
sieht die Verteidigung Widersprüche in wichtigen Aussagen. Der mutmaßliche
Mittäter des Angeklagten Siert Bruins habe laut verlesener alter Aussagen
unterschiedliche Versionen abgegeben, sagte Verteidiger Klaus-Peter Kniffka
nach dem zehnten Verhandlungstag am Mittwoch in Hagen.
[1][Seit Anfang September] verhandelt das Landgericht Hagen über die
Erschießung des Widerstandskämpfers Aldert Klaas Dijkema im Raum der
niederländischen Hafen- und Grenzstadt Delfzijl. Bruins und der andere,
inzwischen verstorbene SS-Mann sollen ihn 1944 hinterrücks erschossen
haben. Das Hagener Gericht hatte wegen dieses Falls schon einmal ein
Verfahren eröffnet. Die Tat war aber als Totschlag und damit als verjährt
eingestuft worden. Diese Auffassung hat sich geändert.
An zwei Verhandlungstagen wurden nun Vernehmungs- und Aussageprotokolle von
August Neuhäuser verlesen – dem damaligen Begleiter von Bruins. „Zweifel
bleiben immer noch“, sagte Verteidiger Kniffka im Anschluss. In den
verschiedenen Aussagen, die innerhalb von rund drei Jahrzehnten aufgenommen
wurden, habe Neuhäuser einerseits behauptet, zusammen mit Bruins auf
Gefangene geschossen zu haben. An anderer Stelle habe Neuhäuser ausgesagt,
Bruins habe allein geschossen.
Der in Dortmund geborene Neuhäuser starb 1985 im niedersächsischen
Nordhorn. Er soll im Herbst 1944 gemeinsam mit Bruins den Auftrag erhalten
haben, den verhafteten Widerstandskämpfer Dijkema unterwegs zu erschießen
und es als Fluchtversuch zu arrangieren. Üblich waren standrechtliche
Erschießungen. Der heute 92-jährige Bruins bestreitet den Vorwurf der
Anklage, am Mord beteiligt gewesen zu sein. Er sei am Tatort gewesen, ohne
zu wissen, was geschehen solle. Allein Neuhäuser habe geschossen.
## Bruins war in Deutschland untergetaucht
Der frühere Leiter des Grenz- und Sicherheitspostens in Delfzijl, Heinrich
Hermann Bordeaux, hatte seinerzeit angegeben, Neuhäuser habe ihm berichtet,
eigenhändig den Auftrag ausgeführt zu haben. Über Bruins‘ Beteiligung wisse
er nichts.
Bruins hatte während des Krieges als SS-Mitglied die deutsche
Staatsbürgerschaft angenommen und war zwischenzeitlich in Breckerfeld bei
Hagen untergetaucht. In den Niederlanden wurde er in Abwesenheit zum Tode
verurteilt. Später wurde das Urteil in lebenslange Haft umgewandelt. Er
wurde aber nie ausgeliefert.
In einem anderen Fall wurden Bruins und Neuhäuser 1980 in Hagen zu
Haftstrafen verurteilt. Dabei ging es um Beihilfe zum Mord an zwei
niederländischen Juden im Jahr 1945.
2 Oct 2013
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