| # taz.de -- Studie zum Stuxnet-Virus: Schaut auf unsere „Cyberwaffe“ | |
| > Der Stuxnet-Virus griff 2010 das iranische Atomprogramm an. Eine neue | |
| > Analyse legt nahe, dass seine Entdeckung gezielte US-Symbolpolitik war. | |
| Bild: Stuxnet-Opfer: Irans Ex-Präsident Mahmud Ahmedinedschad mit Zentrifugen … | |
| BERLIN taz | Sollte Stuxnet auffliegen? Sollte der Virus, der Irans | |
| Atomprogramm angriff, die Überlegenheit der USA demonstrieren? War er nur | |
| digitale Symbolpolitik? Das legen Überlegungen des IT-Experten Ralph | |
| Langner nahe, die er in [1][einem abschließenden Bericht] zu dem | |
| berüchtigten Schadprogramm veröffentlicht hat. | |
| Die entdeckte Version von Stuxnet sei so aufwändig programmiert und der | |
| Angriff so auffällig gewesen, dass er vielleicht gar nicht geheim bleiben | |
| sollte, heißt es darin. „Anders als bei militärischen Geräten kann man | |
| USB-Sticks nicht bei einer Parade präsentieren", so Langner. | |
| Der Stuxnet-Virus war im Sommer 2010 entdeckt worden. Später wurde bekannt, | |
| dass er die iranische Uranaufbereitungsanlage in Natanz zum Ziel hatte und | |
| speziell auf sie ausgerichtet war. Ziel von Stuxnet war es, die Zentrifugen | |
| in Natanz zu überlasten und so zu zerstören. Obwohl es keine offiziellen | |
| Bestätigungen gab, spricht [2][vieles] [3][dafür], dass Stuxnet von | |
| US-Geheimdiensten geschrieben wurde. Deshalb wird Stuxnet häufig auch als | |
| erste „Cyberwaffe" bezeichnet. | |
| Dass Stuxnet womöglich entdeckt werden sollte legt, eine Vorgängerversion | |
| des Programms nahe, wie Langner schreibt. Diese sei wesentlich komplexer | |
| und subtiler gewesen als die letztlich entdeckte Version – und fast | |
| unmöglich zu entdecken. „Wir nahmen an, dass [...] der einfache Code der | |
| Vorgänger war, wonach der große Virus kreiert wurde" heißt es in dem | |
| Bericht. „Nach mehreren Jahren stellte sich heraus, dass das Gegenteil der | |
| Fall war. Warum würden die Angreifer zu Grundlagen zurückkehren?“ | |
| Dass es sich bei einem Teil von Stuxnet um die komplexe, frühere Version | |
| handelte wurde erst Ende 2012 festgestellt, als das Programm mit einem | |
| Stück Code verglichen wurde, dass bereits 2007 auf ein Antivirus-Portal | |
| geladen wurde – nur dass damals niemand wusste, was das war. Im Frühjahr | |
| beschrieb die Antivirusfirma Symantec diese frühere Version [4][als | |
| „Missing Link“]. Hatte da jemand schon versucht, mit dem Virus anzugeben | |
| und war gescheitert? | |
| ## Teure Ausrüstung für den Virus | |
| Langner zufolge wurde die frühe Stuxnet-Version wohl über eine | |
| Wartungsfirma auf die Rechner der Atomanlage gespielt. Dort habe das | |
| Programm sich bei der Druckkontrolle der Zentrifugen so zwischengeschaltet, | |
| dass es Kontrolleuren normale Betriebsbedingungen vortäuschen konnte. Das | |
| Programm habe sehr genaue – und seltene – Bedingungen abgewartet, um | |
| Angriffe auszuführen. | |
| Deren Ziel sei aber nicht die direkte Zerstörung der Zentrifugen gewesen, | |
| sondern die Erhöhung des Verschleißes. „Die Ausführung der Angriffe ... | |
| legt nahe, dass katastrophale Zerstörung vermieden werden sollte“, schreibt | |
| Langner. Vielmehr sollten wohl die Forscher und Wartungsarbeiter in den | |
| Wahnsinn getrieben werden, weil sie den Fehler in der Anlage nicht finden | |
| würden. | |
| Doch 2009 änderte sich etwas. „Plötzlich wurde Stuxnet mit bis dahin | |
| unbekannten Schwächen von Microsoft Windows ausgestattet – sogenannten | |
| 'Zero Day' Fehlern, die auf dem Schwarzmarkt mehrere Hunderttausend Dollar | |
| Wert sind“, heißt es in dem Bericht. „Stuxnet wurde auch mit gestohlenen | |
| digitalen Zertifikaten ausgestattet, und konnte sich als legitimes | |
| Treiberupdate tarnen.“ Und der Virus wurde umgeschrieben. Er suchte nicht | |
| mehr nach perfekten Angriffsbedingungen und agierte auffälliger, sodass | |
| auch „der unaufmerksamste Sicherheitsexperte ihn finden müsste.“ Was dann | |
| auch geschah. | |
| ## Einen „Sputnik-Moment“ abgewendet? | |
| Es bleibt unklar, was geschehen ist: Langner spekuliert, dass eine besser | |
| ausgestattete Gruppe die Kampagne übernommen habe. Möglich ist allerdings | |
| auch, dass sich Prioritäten verschoben hatten: Die Furcht aufzufliegen habe | |
| offenbar keine Rolle mehr gespielt. Oder sollte absichtlich keine Rolle | |
| spielen. | |
| „Hätte ein anderes Land – vielleicht sogar ein Gegner – zuerst die | |
| Fähigkeit im digitalen Bereich präsentiert, wäre das ein weiterer | |
| Sputnik-Augenblick für die US-Geschichte gewesen“, so Langner. Sputnik war | |
| 1955 der erste künstliche Satellit im All, gebaut von den Sowjets und eine | |
| Bloßstellung für die US-Raumfahrt, die damals noch nicht so weit war. Im | |
| digitalen Raum gibt es nun keine Zweifel. | |
| 27 Nov 2013 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.langner.com/en/wp-content/uploads/2013/11/To-kill-a-centrifuge.p… | |
| [2] /!94463/ | |
| [3] /!118931/ | |
| [4] http://www.symantec.com/content/en/us/enterprise/media/security_response/wh… | |
| ## AUTOREN | |
| Lalon Sander | |
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