| # taz.de -- Kultur im Koalitionsvertrag: Muffensausen statt Staatsziel | |
| > Kultur sollte zum Staatsziel werden, im Koaltionsvertrag ist davon nichts | |
| > übriggeblieben. Stattdessen ist von „Investitionen in die Zukunft“ die | |
| > Rede. | |
| Bild: Ist da etwa ... Kultur drin? | |
| BERLIN taz | „Kultur ist keine Subvention, sondern eine Investition in | |
| unsere Zukunft.“ Das ist der Satz, der übrig geblieben ist von dem noch vor | |
| wenigen Tagen kursierenden Vorschlag, „Kultur als Staatsziel“ in den | |
| Koalitionsvertrag zu schreiben. | |
| Irgendjemand hat da in den Koalitionsverhandlungen wohl Muffensausen | |
| bekommen, vermutet Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen | |
| Kulturrats. Er bedauert das sehr. Denn ein Staatsziel Kultur, im | |
| Grundgesetz verankert, hätte Schutz vor dem Abbau kultureller | |
| Infrastrukturen in klammen Kommunen bieten können. | |
| Denn noch gilt dort Kultur als freiwillige Leistung, die deshalb bei | |
| Geldmangel auch abgebaut werden kann, was zurzeit etwa Theater in Dessau | |
| und Wuppertal betrifft. Es sind jetzt also keine „Subventionen“ mehr, die | |
| gestrichen werden, sondern „Investitionen in die Zukunft“. Ob dies Abbau | |
| verhindern hilft? | |
| Dennoch bewertet der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der | |
| Bundeskulturverbände, den Vertrag der Koalitionäre in vieler Hinsicht | |
| positiv. Erhalten und stabilisiert werden soll die | |
| Künstlersozialversicherung, ein europaweit einmaliges System der Kranken- | |
| und Rentenversicherung für Künstler und Publizisten. | |
| ## „Gedenken und Erinnern“ | |
| Zuletzt hatte die FDP ein Gesetz gekippt, das die Rentenversicherer | |
| verpflichtete, die Abgaben der Unternehmen, die mit den Produkten der | |
| Künstler und Publizisten arbeiten, zu prüfen. Dem öffnen die Koalitionäre | |
| jetzt aber ebenso einen Weg wie der Erhöhung des Bundeszuschusses zu der | |
| Kasse. | |
| Unter dem Kulturstaatsminister Bernd Neumann war der Kulturhaushalt des | |
| Bundes gewachsen. Deshalb ist die Ansage, diesen Haushalt auf hohem Niveau | |
| weiterentwickeln zu wollen, wichtig. Auch was die Zusammenarbeit von Bund | |
| und Ländern angeht und die Reform des Urheberrechts, steckt der Vertrag | |
| voller guter Absichten. „Nach vier Jahren Stillstand“, sagt Olaf | |
| Zimmermann, würden jetzt notwendige Klärungsprozesse angeschoben. Etwa | |
| darüber, was frei zugänglich sein soll im Netz und was nicht. Und auch, | |
| welche Rechte die Künstler gegenüber ihren Verwertern haben. | |
| Die Verabredungen zur Kultur umfassen ungefähr sechs Seiten im über 170 | |
| Seiten starken Koalitionsvertrag. Gut ein Drittel davon befasst sich mit | |
| „Gedenken und Erinnern“. Da geht es neben den Gedenkstätten auch um die | |
| Folgen „nationalsozialistischer Unrechtsmaßnahmen“, die bis heute | |
| fortbestehen. Während die Koalitionäre tagten, lenkte der spektakuläre Fund | |
| der Sammlung Gurlitt darauf den Blick. | |
| Doch alles, was sich dazu im Vertrag findet, ist eine Erhöhung der Mittel | |
| für die Provenienzforschung. Dabei, meint Zimmermann, wäre das eine gute | |
| Gelegenheit gewesen, einem neuen Gesetz, wie vom bayerischen Justizminister | |
| angedacht, den Weg zu ebnen. | |
| 28 Nov 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Bettina Müller | |
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