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# taz.de -- Despotenirrsinn in Kasachstan: Liebesbeweise für den Präsidenten
> Dauerstaatschef Nursultan Nasarbajew fehlt Liebe. Darum lässt er über
> 3.000 Studenten antreten, um sich mit Liedern und Tänzen feiern zu
> lassen.
Bild: Kann sich vor Liebesbezeugungen seines Volkes kaum retten: Nursultan Nase…
BISCHKEK taz | Despoten, besonders in Zentralasien, sind mächtig und
unermesslich reich. Ihnen gehören Gas, Öl, Gold, Baumwolle, einfach alles
was in ihren Ländern wächst und aus dem Boden sprudelt. Sie besitzen Villen
in Genf und Beverly Hills und Schlösser in London.
Doch es fehlt offenbar an Liebe. Das erkannte sogar die älteste Tochter des
usbekischen Präsidenten. Die 41jährige Gulnara Karimowa twitterte Trauriges
über die Ehe von Papa und Mama. „Sie kann keine Liebe schenken, denn sie
kennt keine Liebe, sie wurde nie geliebt. Er hat sie nie geliebt.“
Auch das Volk zwischen Kapsischen Meer und Chinas Grenze ist mit der
Herzenswärme vorsichtig. Es fürchtet eher den jeweiligen Herrscher. Dafür
sorgen ja schliesslich auch Geheimdienste, Folterknechte und Panzerwagen,
die hin und wieder ins Volk schißen, wenn die Furcht etwas nachlassen
sollte.
In Kasachstan herrscht seit 1989 Nursultan Nasarbajew. Am 1. Dezember wird
in dem zentralasiatischen Land des ersten Präsidenten nach der
Unabhängigkeit 1991 gedacht. Da es dort seither keine einzige demokratische
Wahl gegeben hat, ist der erste Präsident auch heute noch im Amt. Das ist
praktisch. Der nun mehr 73-jährige Staatschef, der verfassungsgemäß als
Haupt des Volkes bezeichnet werden muss, feiert sich somit selber.
Und was schenkt man einem, der schon alles hat? Richtig: Liebe! Diese Idee
hatte auch die Universität für Geisteswissenschaften und Recht in der
kasachischen Hauptstadt Astana. Über 3000 Studenten schenkten am Donnerstag
ihrem Präsidenten im Vorfeld des Feiertages das wärmende Gefühl. Sie sangen
und tanzten seine Lieblingslieder, liessen rote und weisse
Herzchenluftballons in den Himmel steigen und riefen laut "Wir lieben
dich!"
Mögen doch die undankbaren Kommilitonen in anderen Länder die Despoten vom
Hof jagen, in Kasachstan knuddeln sie den alten Herrscher. Was kann es
Schöneres geben? Vielleicht steckt ja hinter dieser Liebesbezeugung sogar
der besonders demokratieerfahrene Berater des kasachischen Autokraten und
ausgewiesene Experte in Bevölkerungsliebe: Der ehemalige britische
Premierminister Tony Blair.
29 Nov 2013
## AUTOREN
Marcus Bensmann
## TAGS
Kasachstan
Gulnara Karimowa
Liebe
Usbekistan
Kasachstan
Strahlenbelastung
Kasachstan
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