# taz.de -- Justiz in Usbekistan: Tiefer Fall für Präsidententochter | |
> Die einstmals erfolgsverwöhnte Gulnara Karimowa saß seit 2018 wegen | |
> Korruption im Hausarrest. Jetzt wurde sie in ein Straflager verbracht. | |
Bild: Da war die Welt noch in Ordnung: Gulnara Karimowa bei einer Modenschau im… | |
Berlin taz | Gulnara Karimowa, die älteste Tochter des 2016 verstorbenen | |
Dauerstaatsoberhauptes Usbekistans, macht wieder einmal Schlagzeilen. Das | |
US-Justizministerium gab am Donnerstag bekannt, dass gegen die 46-Jährige | |
Anklage wegen Korruption erhoben worden sei. Sie soll ihre Position | |
zwischen 2001 und 2012 dazu benutzt haben, um von drei | |
Telekommunikationsunternehmen Schmiergeld in Höhe von mehr als 865 | |
Millionen US-Dollar eingetrieben und dann über das US-Finanzsystem | |
gewaschen zu haben. | |
Bei den drei Firmen handelt es sich um die russische MTS, die VimpelCom | |
Limited (VEON Ltd) mit Sitz in Amsterdam sowie die schwedische Telia | |
Company AB. Im Austausch gegen die satten finanziellen Motivationshilfen | |
soll Karimowa besagten Unternehmen zu Lizenzen verholfen haben, um auf dem | |
usbekischen Markt tätig werden zu können. Wie aus Washington weiter | |
verlautete, habe sich MTS zur Zahlung von 850 Millionen US-Dollar | |
bereiterklärt, um eine Einstellung der Schmiergeldermittlungen zu | |
erreichen. | |
Gulnara Karimowa hatte von jeher für Gesprächsstoff gesorgt und das weit | |
über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus. Sie hatte ihren eigenen | |
TV-Unterhaltungskanal sowie eine Schmuckkollektion und trat unter dem Namen | |
Googoosha mit eigenen Popsongs auf. Zudem war sie Botschafterin in Spanien, | |
ständige Vertreterin der UNO in Genf und wurde bereits für höhere Weihen an | |
der Spitze des usbekischen Staates gehandelt. | |
2014 kam es zum Bruch mit ihrer Familie, dem Karimow-Klan, der den | |
zentralasiatischen Staat seit der Unabhängigkeit 1991 autoritär regiert. | |
Karimowa verschwand von der Bildfläche. Damals meldete die britische BBC, | |
sie sei wegen Unterschlagung und Erpressung unter Hausarrest gestellt | |
worden. | |
## Tod nach Vergiftung | |
Am 22. November 2016 meldete ein zentralsiatisches Nachrichtenportal, dass | |
Karimowa nach einer Vergiftung gestorben und auf einem Taschkenter Friedhof | |
anonym bestattet worden sei. Ihre Famile dementierte dies. | |
Im selben Jahr erfolgte die Wiederaufstehung. Das Wall Street Journal | |
berichtete im Januar 2017, Karimowa sei im Dezember 2016 im Hausarrest in | |
Taschkent zum Vorwurf der Geldwäsche, den Schweizer Staatsanwälte erhoben | |
hatten, vernommen worden. | |
2017 veröffentlichte die usbekische Generalstaatsanwalt eine Erklärung, | |
wonach Karimowa Mitglied einer kriminellen Gruppe sei, die Vermögen im Wert | |
von 1,3 Milliarden Dollar in zwölf Staaten, darunter Großbritannien, | |
Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate, besitze. Karimowa wurde | |
wegen Betruges und Geldwäsche zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt, | |
die ein Jahr später in einen fünfjährigen Hausarrest unter bestimmten | |
Auflagen umgewandelt wurde. | |
Glaubt man dem usbekischen Gericht, hat Karimowa gegen diese Auflagen | |
verstoßen, indem sie mehrfach die Wohnung verlassen haben und das Internet | |
genutzt haben soll. Am vergangenen Dienstag urteilte das Gericht, dass | |
Karimowa den Rest ihrer Strafe in einem Gefängnis verbüßen müsse. Einen Tag | |
später wurde sie von Sicherheitskräften in ein Straflager gebracht. Ihre | |
Schweizer Verteidigung sprach gegenüber der BBC von willkürlichen Methoden. | |
Die Nachricht von Karimowas Verlegung machte in Windeseile die Runde. Das | |
Onlineportal KUN.UZ konnte für die Strafverschärfung kein Verständnis | |
aufbringen. Von welchem Druck auf Karimowa könne eigentlich die Rede sein?, | |
entgegnete das Portal entsprechenden Vorwürfe, die eins von Karimowas | |
Kindern erhoben hatte. Schließlich habe Karimowa die Auflagen des Gerichts | |
verletzt. „Und das sind Auflagen, von denen andere Kriminelle, die viel | |
geringere Verbrechen begangen haben, nur träumen können.“ | |
8 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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