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# taz.de -- Kolumne Wutbürger: Heimlicher Kaufrausch
> Die Buchhandlungen sterben aus, die Innenstädte veröden. Wer bei
> Internetversandhändlern bestellt, sollte sich darüber nicht beschweren.
Bild: Sieht nicht schön aus, hilft aber dem Einzelhandel: Offline-Einkauf.
Es ist mir völlig klar, dass zwischen Erkenntnis und dem eigenen Handeln
häufig eine Lücke klafft. Doch einige Lücken sind mir zu groß. In meinem
Umfeld tummeln sich viele Leute, die glauben, politisch korrekt zu sein.
Das hindert sie aber nicht daran, ständig bei einem großen
Internetversandhändler zu bestellen. Auch wenn sie bestens über dessen
fragwürdiges Geschäftsmodell und die miesen Arbeitsbedingungen informiert
sind.
Gleichzeitig jammern sie über die Verödung der Innenstädte und das Sterben
der kleinen Buchhandlungen. Ich kenne sogar Leute, die stolz erzählen, dass
sie sich in einem Fachgeschäft beraten lassen und dann für ein paar Euro
billiger die Ware im Netz bestellen.
Klar, es ist bequemer, auf dem Sofa zu sitzen und sich den Einkaufstrubel
zu ersparen. Klicken, kaufen und kurz darauf kommt der schlecht bezahlte
Kurier. Bis auch der wegrationalisiert und durch kleine Drohnen ersetzt
wird.
Die vermeintlich politisch Korrekten verlagern den Konsumrausch auch
deswegen ins Netz, weil sie dort unter Ausschluss der Öffentlichkeit
shoppen können. Sie müssen nicht mit peinlichen Einkaufstüten durch die
Gegend laufen. Mehr noch, sie können in ihrem Offline-Leben herablassend
auf die Tütenschlepper schauen und Konsumverzicht vortäuschen.
Mir reicht’s! In den Wochen vor Weihnachten werde ich zurückschlagen. Zwar
nur mit einem kleinen Protest, aber immerhin: Pakete für die Nachbarn nehme
ich nur noch an, wenn sie von der Oma oder den Eltern kommen.
7 Dec 2013
## AUTOREN
ISABEL LOTT
## TAGS
Konsum
Versandhandel
Online-Versand
Wutbürger
Smartphone
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rosa
Kinder
Kampfradler
Mitte
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