# taz.de -- Polizei stürmt Barrikaden in Kiew: „Wir bleiben stehen!“ | |
> Nach drei Wochen Massenprotesten in der Ukraine eskaliert die Lage. Die | |
> Polizei rückt gegen die Demonstranten auf dem Maidan vor. Doch die Menge | |
> dort wird nicht kleiner. | |
Bild: „Schämt euch!“, riefen die Demonstranten den Polizisten entgegen. | |
KIEW ap/dpa | In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist die Polizei in der | |
Nacht zum Mittwoch hart gegen das Protestcamp auf dem Unabhängigkeitsplatz | |
vorgegangen. Doch leisteten Tausende Menschen Widerstand gegen die Räumung | |
und drängten die Polizisten zurück. Es gab Verletzte und Festnahmen. | |
Das Innenministerium droht mit einem harten Durchgreifen gegen | |
Demonstranten. Jeder Widerstand werde als versuchte Organisation von | |
Massenunruhen eingestuft, teilte das Ministerium am Mittwochmorgen in Kiew | |
mit. Gegen Provokateure sollten Tränengas und andere Mittel eingesetzt | |
werden. | |
Am Platz der Unabhängigkeit in Kiew – dem Maidan – standen sich am | |
Mittwochmorgen Tausende Demonstranten und Truppen der Sondereinheiten | |
Berkut (Steinadler) gegenüber. Die Lage war gespannt. Immer mehr Menschen | |
strömten trotz eisiger Kälte von minus 8 Grad Celsius und einer Schneedecke | |
auf den Maidan. Auf einer Bühne sprachen Regierungsgegner öffentlich Gebete | |
und sangen Lieder. | |
Mit Hundertschaften umstellten Sicherheitskräfte am Maidan das | |
Gewerkschaftshaus. Dort liegt das von der Opposition so bezeichnete | |
Stabquartier des nationalen Widerstands gegen die Führung des prorussischen | |
Präsidenten Viktor Janukowitsch. Die Ausgänge in den Metrostationen im | |
Zentrum waren gesperrt. | |
## Klitschko ruft zum Widerstand auf | |
Oppositionsführer Vitali Klitschko rief seine Landsleute auf, sich den | |
Protesten anzuschließen. „Wir sagen Nein zum Polizeistaat, Nein zur | |
Diktatur“, rief er der Menge zu. Hunderte folgten dem Aufruf und strömten | |
auf den Platz. | |
Am frühen Morgen waren starke Polizeikräfte gegen das Protestlager auf dem | |
Maidan im Zentrum von Kiew vorgerückt und hatten versucht, die Barrieren um | |
das Camp niederzureißen. Als sie auf Widerstand trafen, zogen sich die | |
Beamten zunächst an die Ränder des Lagers zurück, setzten dann aber erneut | |
zum Sturm auf das Camp an. | |
Einige Protestler skandierten Parolen wie „Schämt euch!“ und „Wir bleiben | |
stehen!“ und stimmten die ukrainische Nationalhymne an. Vor Ort war auch | |
ein orthodoxer Priester, der Gebete verlas. Etliche Demonstranten hielten | |
zudem weiter das Rathaus besetzt, wie in den vergangenen Wochen. Sie | |
besprühten die Eingangsstufen mit Wasser, damit sich Eis bildet und dies | |
die Polizei vom Sturm auf das Gebäude abhält. | |
Am Maidan räumten die Sicherheitskräfte einige der Barrikaden ab. Die Reste | |
wurden mit Bulldozern weggeschoben. Die Polizei teilte nach einem Bericht | |
der Agentur Interfax mit, es gehe nur darum, die Zufahrten zum Maidan | |
freizubekommen, nicht aber das Zeltcamp auf dem Platz selbst zu zerstören. | |
## Ashton in Kiew | |
Die Proteste hatten vor drei Wochen begonnen, nachdem Präsident Viktor | |
Janukowitsch ein unterschriftsreifes Assoziierungsabkommen mit der EU auf | |
Eis gelegt und eine Hinwendung zu Russland angekündigt hatte. Die | |
Opposition kämpft dagegen für einen pro-westlichen Kurs. | |
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und die US-Staatssekretärin | |
Victoria Nuland halten sich in Kiew auf, um zwischen der Regierung und der | |
Opposition zu vermitteln. Janukowitsch selbst signalisierte zuletzt, dass | |
das Assoziierungsabkommen mit Brüssel noch nicht vom Tisch sei und die | |
Ukraine immer noch an einer Integration in Europa interessiert sei. Zudem | |
stellte er die Freilassung von Demonstranten in Aussicht, die bei | |
vorangegangenen Protesten festgenommen wurden. | |
Die Opposition fordert hingegen nichts weniger als den Rücktritt der | |
Regierung und die Einsetzung einer neuen Führung, die das Abkommen mit der | |
EU unterzeichnen soll. | |
11 Dec 2013 | |
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