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# taz.de -- Rauchermesse „Inter-tabac Asia“: Dortmund vergiftet Indonesien
> Über die Westfalenhallen GmbH beteiligt sich Dortmund an der Rauchermesse
> „Inter-tabac Asia“ auf Bali. In Indonesien sind sogar Kleinkinder
> nikotinabhängig.
Bild: Es führt nur ein Weg zur Lunge – und der muss geteert werden.
BERLIN taz | Rauchen tötet. In Europa ist dies mittlerweile eine
Binsenweisheit – nach intensiven Aufklärungskampagnen ist der Tabakkonsum
seit Jahren rückläufig. Ganz anders in Asien: Dort steigen die Absatzzahlen
für die Tabakindustrie rapide an, auch unter Kindern und Jugendlichen
steigt die Zahl der Raucher. Videos von stark nikotinabhängigen
Kleinkindern in Indonesien sorgten in den vergangenen Jahren immer wieder
für Schlagzeilen. Dass die Westfalenhallen Dortmund GmbH ausgerechnet dort
im Februar 2014 die Tabakmesse „Inter-tabac Asia“ ausrichten will,
kritisiert die Kampagne „Dortmund Kills“ nun scharf.
Als „Tor zu einem boomenden Markt“ wird die Messe auf der Webseite der
Veranstalter angepriesen. Die Kampagne „Dortmund Kills“ fordert die Stadt
Dortmund als alleinige Gesellschafterin der Westfalenhallen nun in einer
Online-Petition auf, die Messe nicht mehr in Asien zu veranstalten: „In
Indonesien verkaufen Tabakfirmen Zigaretten an Kinder. Dass eine Stadt in
Deutschland den boomenden Wachstumsmarkt für Tabakprodukte in Asien noch
weiter anheizen will, ist ein Skandal“, sagt Yosef Rabindanata Nugraha,
Vorsitzender der Initiative Indonesien Rauchfrei, der die Kampagne
gemeinsam mit dem Forum Rauchfrei und dem Deutschen Jugendschutzverband ins
Leben gerufen hat.
In Indonesien gibt es nach Angaben der Kampagnenmacher kaum Gesetze zum
Schutz der Bevölkerung vor dem Einfluss der Tabakindustrie. Eine Flut an
Werbung und mangelnde Informationen über die Gesundheitsrisiken des
Rauchens habe dazu geführt, dass inzwischen über 40 Prozent der männlichen
Jugendlichen rauchen. Seit dem Jahr 2001 sei der Anteil nikotinabhängiger
Kinder ständig gestiegen. Laut einer Studie der Universität Gadjah Mada
geben selbst die ärmsten Familien mehr Geld für Tabak aus als für
Grundnahrungsmittel und Bildung.
## 3,5 Millionen Bauern leben vom Tabakanbau
Und multinationalen Nikotingiganten wie Philip Morris International ist
viel daran gelegen, dass das auch so bleibt: Rund 38 Millionen US-Dollar
gab der Konzern im Jahr 2012 weltweit für wohltätige Zwecke aus – über
sechs Millionen davon flossen nach Indonesien. Die indonesische Insel
Sumatra gilt als eines der besten Tabakanbaugebiete der Welt. Tabak ist in
Indonesien deshalb ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Die Branche beschäftigt
etwa 600.000 Menschen. Rund 3,5 Millionen Bauern leben vom Tabakanbau. Fast
ein Zehntel des Staatshaushaltes stammen aus dem Geschäft mit dem Nikotin.
Da verwundert es nicht, dass viele Gesetze die Handschrift der
Tabakindustrie tragen und dass Indonesien als eines der wenigen Länder
weltweit die Tabakrahmenkonvention der Weltgesundheitsorganisation WHO
nicht unterzeichnet hat. Die Unterzeichnerstaaten der Konvention
verpflichten sich unter anderem dazu, Maßnahmen zur Eindämmung des
Lobbyismus der Tabakindustrie zu ergreifen, Jugendliche vor Tabakkonsum zu
schützen sowie den Tabakkonsum durch Besteuerung und gesundheitliche
Aufklärung einzudämmen.
Dass auch in Deutschland die Zufriedenheit der Tabakindustrie zuweilen über
dem Gesetz steht, zeigte sich anlässlich der seit über drei Jahrzehnten in
Dortmund stattfindenden Inter-tabac: Nachdem die weltweit größte Tabakmesse
mit dem Wegzug gedroht hatte, wurde sie im September von dem in
Nordrhein-Westfalen geltenden Rauchverbot ausgenommen. Die Messe stellt
eine wichtige Einnahmequelle für die klamme Stadtkasse dar. Die
„Inter-tabac Asia“ wurde im Jahr 2011 erstmals in Manila ausgerichtet und
zog in den vergangenen Jahren 60 Aussteller und 900 Besucher an.
15 Dec 2013
## AUTOREN
Laura Weis
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