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# taz.de -- Kommentar Bundeswehr und Haare: Schießt, aber ohne Zopf
> Es bleibt dabei: Der Soldat trägt Kurzhaar. Schade. Männer, die sich an
> Regeln fürs Aussehen mehr stören als einem Schießbefehl, täten der
> Bundeswehr gut.
Bild: Links um! Rechts um! Zöpfe ab!
Ist das jetzt wie bei Kim Jong Il in Nordkorea, der Tafeln mit den Bildern
von weitgehend identischen Musterfrisuren an alle Barbiere im Land
verteilen ließ – auf dass sich der nordkoreanische Mann ja keinen
„Westschnitt“ verpassen ließe?
Nichts da, sagt das Bundesverwaltungsgericht. Der von ihm [1][am Dienstag
bestätigte „Haar- und Barterlass“ der Bundeswehr] verordne keine
„Einheitsfrisur“, sondern setze lediglich „äußere Grenzen“. Strähnen…
Ohren, Augen und Nacken sind genauso Tabu wie Zöpfe. Einen solchen, 40
Zentimeter lang, wollte ein Jungsoldat unbedingt im Dienst tragen. Deswegen
hat er geklagt – und jetzt verloren.
Angewiesen, sagten die Richter, sei die Bundeswehr „auf ein einheitliches
Auftreten nach außen und einen engen Zusammenhalt nach innen“. Die
Wehrfähigkeit erfordert also nicht nur, dass es in den Köpfen uniformiert
zugeht, sondern möglichst auch darauf. Dass Frauen gleichzeitig längere
Haare tragen dürfen, sei „eine zulässige Maßnahme zur Förderung von
Frauen“.
Man kann sich fragen, warum dies nicht auch für Männer gelten soll. Seitdem
die Bundeswehr zur Berufsarmee umgebaut wird, hat sie Nachwuchsprobleme. Zu
wenige treten den freiwilligen Grundwehrdienst an, zu viele brechen ihn
vorzeitig ab.
Ein paar modebewusste Jungmänner, die größere Probleme mit einer
Kurzhaarfrisur als mit einem Afghanistaneinsatz haben, kämen der
Einsatzfähigkeit sicher zugute. Seitdem Auslandseinsätze zum normalen
Repertoire deutscher Außenpolitik gehören, rührt der Staat die Werbetrommel
für den Soldatenberuf: Ein Beruf wie jeder andere, irgendwie doch zivil,
irgendwie ganz normal.
Ist er aber nicht. Wer zur Bundeswehr geht, gibt einen Teil seiner
Bürgerrechte ab. Das Ausmaß, in dem das geschieht, unterscheidet ihn von
allen anderen. Warum da ausgerechnet das Recht, bezopft in den Krieg zu
ziehen, als Gipfel der Persönlichkeitsentfaltung verteidigt werden soll,
verstehe, wer will. Die Bundeswehr ist auch dann keine freundlichere Armee,
wenn Männer Zöpfe tragen und Frauen schießen.
18 Dec 2013
## LINKS
[1] /Urteil-vom-Bundesverwltungsgericht/!129560/
## AUTOREN
Christian Jakob
## TAGS
Bundeswehr
Soldaten
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Verteidigungsministerium
Kundus
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