# taz.de -- Vater Mundlos im NSU-Prozess: Verteidigung für den Sohn | |
> Siegfried Mundlos macht erneut den Verfassungsschutz dafür | |
> verantwortlich, dass sein Sohn auf die schiefe Bahn geraten sei. | |
Bild: Die anderen sind schuld: Siegfried Mundlos im Oberlandesgericht München. | |
MÜNCHEN taz | Im NSU-Verfahren blieb sich Siegfried Mundlos treu. Bei der | |
Vernehmung vor dem Oberlandesgericht München legt der Vater von Uwe Mundlos | |
erneut dar, dass der Verfassungsschutz (VS) für das NSU-Trio verantwortlich | |
wäre. „Ohne den direkten Einfluss“, so der pensionierte Informatikprofessor | |
aus Jena, „wäre es nicht zu den Straftaten gekommen“. | |
Im Saal A 101 unterblieben gestern Wortgefechte zwischen dem Vorsitzenden | |
Richter und dem Zeugen. Am Tag zuvor hatte Manfred Götzl Mundlos als | |
„kleinen Klugsch …“ bezeichnet. Vor der Vernehmung hatte Mundlos Mitgefü… | |
für die mutmaßlichen Opfer des Trios Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate | |
Zschäpe geäußert. Dabei hatte er allerdings gesagt, dass zehn Menschenleben | |
zu beklagen seien – um sich dann zu korrigieren: zwölf. Eine Gleichsetzung | |
der mutmaßlichen Täter mit den Opfern. | |
Auf Nachfragen Götzls schilderte Mundlos bei der Vernehmung, wann er seinen | |
Sohn zuletzt telefonisch gesprochen hatte. „Auf Wiedersehen, ich habe euch | |
lieb“, soll er ihm kurz nach dem 26. Januar 1998 gesagt haben. Seinen Sohn | |
hätte er aber danach nie wieder gesehen. Dass die Familien von der Polizei | |
abgehört wurden, wussten sie, sagte er weiter. Mit seiner Frau hätte er das | |
getestet: Bei einem Telefonat hätten sie so getan als wenn sie was wüsste. | |
Prompt hätte sich die Zielfahndung gemeldet. | |
Nach dem Abtauchen der drei fuhr ihn indes der Mitbeschuldigte Ralf | |
Wohlleben zur Arbeit. Denn die drei hatten Siegfried Mundlos’ Auto zur | |
Flucht verwendet. Mit Wohlleben will er aber nicht über seinen Sohn | |
gesprochen haben. Vorsichtig räumte er ein, das Zschäpe ihre Gesinnung | |
gewandelt hätte: „Aus dem jungen Mädchen war eine Rechte geworden.“ | |
## „Nie gesagt, dass sie die Taten begangen haben“ | |
Bei seinem Sohn wollte er diese Entwicklung nicht gelten lassen. Der V-Mann | |
und Anführer des „Thüringer Heimatschutzes“, Tino Brandt, hätte ihn | |
besonders beeinflusst. Der VS hätte Konzerte, Fahrten und | |
Rudolf-Hess-Märsche „bestellt“. Ohne V-Männer, ohne das Geld aus | |
Steuermitteln, glaubt Mundlos, wäre das alles nicht möglich gewesen. Um ein | |
vermeintliches Missverständnis auszuräumen, betonte er: „Ich habe nie | |
gesagt, dass sie die Taten begangen haben.“ | |
Wortkarg wurde er nur bei Vorhaltungen zu seinen Sohn. Nebenkläger fassten | |
nach, wollten mehr zu der Einstellung des Sohnes wissen, und zu dessen | |
„Rangeleien“. „Nicht bekannt“, antwortet Mundlos immer wieder auf | |
Nachfragen der Nebenklägerin Doris Dierbach. | |
Dierbach fragte, ob ihm „bekannt war“, das sein Sohn unter anderen bei | |
Skinheadtreffen, Plakataktionen oder Anti-Antifa-Thüringen-Treffen war. Dem | |
Vorsitzenden Richter und der Verteidigung Zschäpes passten diese Fragen | |
nicht. „Der Zeuge malt uns hier ein romantischen Bild seines Sohnes“, | |
konterte Dierbach. | |
In Kooperation mit Radio Lora München, www.lora924.de. | |
19 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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