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# taz.de -- Windparkbetreiber ist pleite: Prokon meldet Insolvenz an
> Einer der großen Betreiber von Windenergieparks meldet Insolvenz an. Das
> Unternehmen rang zuletzt mit einem dramatischen Appell an seine
> Investoren um seine Rettung.
Bild: Nun also doch: Prokon ist pleite
FRANKFURT dpa/taz | Der in Schieflage geratene Windanlagen-Finanzierer
Prokon hat Insolvenz beim Amtsgericht Itzehoe angemeldet. Damit nehmen
dramatische Wochen für die Anleger ein böses Ende. Das Unternehmen hatte
jahrelang über massive Anzeigenkampagnen Geld eingesammelt und Zinsen von
bis zu 8 Prozent versprochen. Über 75.000, meist private Anleger haben
Prokon insgesamt 1,35 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt - mit dem
Versprechen, in die Energiewende zu investieren
Hohe Rendite und gutes Gewissen - Verbraucherschützer hatten schon lange
vor dem Unternehmen gewarnt, weil die Zinsen kaum aus dem laufenden
Geschäft aufzubringen sind. Der Verdacht: Prokon zahlt die Zinsen der
Altanleger mit den Einlagen der Neuanleger, statt tatsächlich mit
Windkraftanlagen, Biogas und Biosprit so viel Geld zu verdienen.
Zuletzt konnte das Unternehmen seine Zinsen nicht mehr zahlen und verfasste
einen Appell: Die Anleger sollten darauf verzichten, ihre monatlich
kündbaren Genussrechte aus dem Unternehmen abzuziehen und es so noch tiefer
in die Krise zu treiben. Firmengründer Carsten Rodbertus drohte den
Anlegern, sonst Insolvenz anmelden zu müssen. Nach Angaben von Prokon haben
sich zwar fast 41.000 Inhaber der Papiere zu diesem Schritt entschlossen,
was allerdings nicht ausreichte. Was mit dem Geld der Anleger, den 1.300
Mitarbeitern und den 50 Windparks von Prokon nun geschieht, ist unklar.
Auch das Aus des Unternehmens ist nicht sicher: Zunächst einmal muss der
Insolvenzantrag, den das Unternehmen eingereicht hat, geprüft werden. In
der Zwischenzeit wird ein Insolvenzverwalter die Geschäfte unter die Lupe
nehmen. „Wir sind nach wie vor operativ gut aufgestellt und sind
zuversichtlich, dass wir die aktuellen Schwierigkeiten überstehen werden.
Uns ist klar, dass es Zeit ist, etwas zu verändern!“, schreibt Prokon auf
seiner Webseite.
Bei Verbraucherschützern stand das Geschäftsmodell seit Langem in der
Kritik. Aus einer „Zwischenbilanz“ geht hervor, dass bei Prokon bis Ende
Oktober insgesamt 210 Millionen Euro Verluste aufgelaufen sind, während an
die Anleger 330 Millionen Euro Zinsen gezahlt wurden - im Schnitt 8 Prozent
pro Jahr. Allein von Januar bis Oktober 2013 wurden danach 67 Millionen
Euro Zinsen gezahlt. Das ist das Doppelte des operativen Gewinns (Ebitda).
Vor Gericht hatte Rodbertus am Mittwoch noch einen kleinen Sieg errungen.
Das Landgericht Itzehoe schmetterte den Antrag der Verbraucherzentrale
Bundesverband (vzbv) auf Erlass einer einstweiligen Verfügung ab. Die
Verbraucherschützer hatten Rodbertus vorgeworfen, die Anleger erpresst zu
haben.
Das Gericht fand daran allerdings nichts auszusetzen. Es sei zulässig, den
Anlegern mit deutlichen Worten vor Augen zu führen, dass das plötzliche
Abziehen von Genussrechtskapital in größerem Umfang existenzbedrohende
Folgen haben kann.
22 Jan 2014
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