# taz.de -- Der sonntaz-Streit: 30-Stunden-Woche für Eltern? | |
> ArbeitnehmerInnen wollen neue Arbeitszeitmodelle. Eltern sollen weniger | |
> arbeiten und mehr Zeit mit den Kindern verbringen. | |
Bild: Wer weniger arbeitet, hat mehr Zeit fürs Kind. | |
Viele ArbeitnehmerInnen in Deutschland wünschen sich offenbar | |
familienfreundlichere Arbeitszeiten. Laut einer Beschäftigtenbefragung der | |
IG Metall liegt die 30-Stunden-Woche hoch im Kurs. Die größte Gewerkschaft | |
Deutschlands will daraus zwar keine Forderung nach diesem Modell ableiten, | |
ihr scheint das Bedürfnis nach weniger Arbeitszeit zugunsten der Familie | |
aber nun klarer zu sein. Der stellvertretende Vorsitzende der IG Metall, | |
Jörg Hofmann, sagte in der "Welt": „Für unsere Kollegen wird das Thema | |
Vereinbarkeit von Beruf und Leben immer wichtiger“. | |
Die Rechnung zur 30-Stunden-Woche ist einfach: Mama und Papa arbeiten an | |
vier Tagen der Woche siebeneinhalb Stunden, hätten jede Woche ein langes | |
Wochenende und könnten sich so besser um die Kleinen kümmern. Da beide | |
Eltern arbeiten würden, stimmt auch das Finanzielle: Zwei | |
Vierfünftelstellen werfen mehr ab als eine Vollzeitstelle. | |
Viele ArbeitnehmerInnen wünschten sich dieses Szenario, weiß die | |
Gewerkschaft, die 1984 für die 35-Stunden-Woche in einen sieben Wochen | |
langen Streik trat. Sie blieb unnachgiebig und erreichte am Ende die | |
Umsetzung ihres Anliegens. Seit 1995 gilt in der westdeutschen | |
Metallindustrie die 35-Stunden-Woche. Nun sieht es so aus, als hätte die | |
Gewerkschaft ein neues Ziel. | |
Zu Jahresbeginn hatte sich bereits die SPD-Bundesfamilienministerin Manuela | |
Schwesig für eine 32-Stunden-Woche ausgesprochen, um die Vereinbarkeit von | |
Familie und Beruf zu fördern. In Schwesigs Modell gleicht der Staat die | |
durch Minderarbeit entstehenden Lohneinbußen aus: Eltern arbeiten weniger, | |
bekommen jedoch das gleiche Gehalt. | |
So sollen vor allem mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt gelangen. Gleichzeitig | |
sollen Väter mehr Erziehungsverantwortung übernehmen und alte Rollenbilder | |
aufgebrochen werden. | |
## „Gutes Leben“ | |
Die Bundesregierung folgte Schwesigs Arbeitsmarktutopie nicht und | |
distanzierte sich von der 32-Stunden-Woche. Die Frage nach „Arbeitszeit und | |
Familienzeit“ soll in der von der Regierung initiierten Initiative „Gutes | |
Leben – Lebensqualität in Deutschland“ verhandelt werden. | |
Eine konkrete Maßnahme ist das im Koalitionsvertrag verankerte „Elterngeld | |
Plus“. Die Verlängerung der Kindergeldzahlungen soll Eltern zugutekommen, | |
die nach der Geburt des Kindes rasch wieder in Teilzeit arbeiten möchten. | |
Außerdem soll der Wechsel von einer Teilzeit- zurück auf eine | |
Vollzeitstelle gesetzlich geregelt werden. Die Eltern, die zeitweise für | |
die Familie kürzer treten, sollen sich um ihre Rückkehr keine Sorgen machen | |
müssen. | |
Eine Forderung nach einer 30-Stunden-Woche für Eltern würde über diese | |
Pläne der Bundesregierung hinausgehen. | |
Könnten sich Unternehmen auf dieses neue Arbeitszeitmodell einstellen und | |
davon profitieren? Oder sind die bereits in den Unternehmen getroffenen | |
Regelungen ausreichend? Ist die Gleitzeit genauso familienfreundlich wie | |
die 30-Stunden-Woche? Müssen sich Unternehmen noch mehr um familiäre | |
Belange kümmern, um Spitzenkräfte an sich binden zu können? Muss gar die | |
Bundesregierung gesetzlich regeln, dass Eltern weniger arbeiten? | |
Im sonntaz-Streit fragen wir deshalb: 30-Stunden-Woche für Eltern? | |
Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten | |
Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom | |
1./2. Februar 2014. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit | |
dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des | |
Autors versehen sein. Oder schicken Sie uns bis Mittwoch, 29. Januar, eine | |
Mail an: [email protected] | |
28 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Christian Fleige | |
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