# taz.de -- Kommentar Irans neue Außenpolitik: Abschied vom großen Satan | |
> Die Regierung Rohani will den Iran weiter Richtung Westen öffnen. Doch | |
> der Kurswechsel birgt auch Gefahren – und die liegen innerhalb des | |
> Landes. | |
Bild: Es war einmal: Iranische Studenten klettern über das Tor und stürmen am… | |
Nein, es sind keine Floskeln, die zur Beruhigung des Westens dienen sollen, | |
wenn der iranische Außenminister Dschawad Sarif im deutschen Fernsehsender | |
den Holocaust als [1][„grausame Tragödie des Umbringens, das nie mehr | |
vorkommen“] dürfe, bezeichnet. Es war auch nicht das erste Mal, dass der | |
Minister ebenso wie der Regierungschef Hassan Rohani unmissverständlich den | |
Holocaust als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet hat. | |
Dabei geht es nicht nur um die Korrektur der unseligen Attacken Mahmud | |
Ahmadinedschads gegen den zionistischen Staat. Die Regierung Rohani ist | |
gerade dabei, jene Säule zum Sturz zu bringen, die zu den substanziellen | |
Stützen der Islamischen Republik gehört: die Feindschaft gegenüber dem | |
Westen. | |
Rohani und sein Außenminister scheinen entschlossen zu sein, das Land nicht | |
nur Europa, sondern auch den USA gegenüber zu öffnen, die das Regime seit | |
nun 34 Jahren als „großen Satan“ bezeichnet. Dass auch „der kleine Satan… | |
Israel aus der Schusslinie genommen wird, gehört offenbar zu den | |
Zugeständnissen, zu denen die Regierung bereit zu sein scheint. | |
Im Atomkonflikt hat Iran bislang sämtliche Forderungen des Westens | |
akzeptiert, ohne auch nur annähernd dafür Gegenleistungen erhalten zu | |
haben. Auch in anderen Bereichen, wie etwa in der Syrienkrise, zeigt sich | |
die Regierung kooperationsbereit. Rohani hat beim Wirtschaftsgipfel in | |
Davon händeringend westliche Unternehmen zu Investitionen im Iran | |
eingeladen. Das ist weit mehr als eine diplomatische Charmeoffensive. | |
Doch der drastische Kurswechsel birgt auch Gefahren. Es gibt mächtige | |
Kräfte im Iran, die befürchten, dass damit die Substanz des islamischen | |
Staates und seine ideologische Legitimation verloren gehen. Sie sind dabei, | |
Rohanis Pläne zu torpedieren. Es ist ein unerbittlicher Kampf zweier | |
Linien, den der Iran zurzeit erlebt. | |
3 Feb 2014 | |
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[1] /Irans-Aussenminister-Dschawad-Sarif/!132208/ | |
## AUTOREN | |
Bahman Nirumand | |
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