# taz.de -- Insolventer Windparkfinanzierer: Bafin kannte Prokons Probleme | |
> Die Finanzaufsicht kannte die problematische Lage bei Prokon. Aber die | |
> Bafin-Aufseher hatten nach eigenen Angaben keine Handhabe gegen das | |
> Unternehmen. | |
Bild: Insolvenz trotz schicken Logos. | |
BONN afp/taz | Die deutsche Finanzaufsicht Bafin war seit Jahren darüber | |
informiert, dass der inzwischen insolvent gemeldete Windparkfinanzierer | |
Prokon Altanleger mit dem Geld neuer Anleger auszahlte. Ein Sprecher der | |
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bestätigte einen Bericht | |
des Handelsblatts, wonach die Behörde schon 2009 von dieser Vorgehensweise | |
wusste. | |
Nach Auffassung der Bafin sei das Geschäftsgebaren von Prokon aber durch | |
die Beschreibung im Genussrechte-Prospekt der Firma gedeckt gewesen. | |
Anleger- und Verbraucherschützer fordern eine bessere Regulierung des | |
grauen Kapitalmarktes, auf dem die Anlagen verkauft wurden. | |
Die Bafin hatte Prokon 2009 zu einer Änderung der Rechtsform gezwungen. | |
Damals finanzierte Prokon seine Windparks mit dem Verkauf von | |
Fonds-Anteilen an einer Kommanditgesellschaft, was die Bafin als | |
erlaubnispflichtiges Bankgeschäft bezeichnete. Prokon musste die Fonds | |
abwickeln. Zur Auszahlung fehlte aber das Geld. Deshalb teilte das | |
Unternehmen der Bafin beispielsweise mit, dass das Eigenkapital des Fonds | |
Energy III „negativ“ und die Windparks verpfändet seien. | |
Später organisierte Prokon die Ausgabe von Genussrechten, die dem | |
sogenannten grauen Kapitalmarkt zuzurechnen sind. So musste die Bafin den | |
Prospekt für die Genussrechte zwar prüfen, aber nur auf Vollständigkeit, | |
nicht nach Richtigkeit – denn dazu hat sie keinen Auftrag. | |
Dass Prokon die Auszahlung der Altanleger finanziert habe, indem neue | |
Anleger akquiriert wurden, wusste die Behörde. Sie sah das jedoch durch den | |
Prospekt abgedeckt. | |
## Spielwiese grauer Markt | |
Der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Schick, wirft der Bafin | |
vor, nicht genügend neue Regeln für Anlagen auf dem grauen Markt | |
eingefordert zu haben. Auch sein SPD-Kollege Lothar Binding hat erklärt: | |
„Der Fall Prokon zeigt, dass die Einwände gegen eine strengere Regulierung | |
der Finanzmärkte unberechtigt sind.“ | |
Beide liegen auf einer Linie mit der Deutschen Schutzgemeinschaft für | |
Wertpapierbesitz, die die „Bändigung des grauen Markts“ für überfällig | |
hält. Allerdings gibt es auch Stimmen wie die des ehemaligen | |
Geschäftsführers der Bewegungsstiftung, Jörg Rohwedder, der lieber vom | |
„bunten Kapitalmarkt“ spricht und davor warnt, von Regulierungen zu viel | |
Sicherheit zu erwarten. Die Anleger müssten sich selbst in die Lage | |
versetzen, „eine informierte Entscheidung über das Risiko einer Anlage“ zu | |
treffen. | |
5 Feb 2014 | |
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