# taz.de -- Autogegnerin Gröne über Altonas Neue Mitte: „Platz für Gärten… | |
> Bis Montag können Einwendungen gegen den Bebauungsplan eingereicht | |
> werden. Gründe gibt es genug, findet das Netzwerk autofreies Wohnen. | |
Bild: Wünschen sich Bürger in Altona: PKW-freie Zonen wie hier am autofreien … | |
taz: Frau Gröne, was haben Sie dagegen, wenn Ihre neuen Nachbarn in Mitte | |
Altona Auto fahren? | |
Britta Gröne: Mit dem großen neuen Wohngebiet verdichtet sich Altona. So, | |
aber auch durch den Bau von Ikea, wird sich das Verkehrsaufkommen steigern. | |
Wir glauben, dass man da umdenken muss. Wobei es nicht darum geht, mit dem | |
Verdichten aufzuhören. Denn wir wollen ja neue Wohnungen. Aber damit darf | |
man nicht zu einem Verkehrskollaps in Altona beitragen. | |
Aber die Stadt sagt doch, dass es gelungen ist, das neue Quartier autoarm | |
zu gestalten. | |
Unser Ziel war ja, mit drei Wohnblöcken ein großes quasi autofreies | |
Quartier zu schaffen, dessen Stellplatzschlüssel auf 0,1 limitiert ist – | |
das entspricht einem Platz je zehn Wohneinheiten. Jetzt ist es so, dass der | |
Stellplatzschlüssel insgesamt in diesem Gebiet bei 0,4 liegt und wir mit | |
unserem reduzierten Ansatz von 0,2 rechnerisch sogar einen höheren Anteil | |
in anderen Bereichen legitimieren. | |
Umgerechnet heißt das, dass für die geplanten 1.600 Wohnungen im ersten | |
Bauabschnitt 640 PKW-Stellplätze vorgesehen sind. Dadurch steigen auch die | |
Mieten, warum? | |
Mit dem Bau der Tiefgaragen steigen die Kosten. Wir würden gerne darauf | |
verzichten und dadurch Platz für Gärten und Freizeitmöglichkeiten für | |
Familien gewinnen. | |
Aber der Verzicht auf Parkplätze heißt nicht, dass die Leute keine Autos | |
haben. Könnten die nicht einfach an der nächsten Straßenecke parken? | |
Das wird vertraglich geregelt. In der Saarlandstraße ist es so. Da gibt es | |
ein großes autofreies Projekt, das wir auch besucht haben. Der so genannte | |
Verzicht auf Autos wird von den Bewohnern aber tatsächlich als Bereicherung | |
beschrieben, weil man anders mit der Fläche umgehen kann: Straßen und | |
Parkplätze werden zu grünen Oasen. | |
Wie genau sieht Ihr Konzept für ein autofreies Viertel aus? | |
Wir haben mit zwei Architekturbüros einen Vorschlag gemacht, wonach im | |
südlichen Bereich zwischen dem Gerichtsviertel, dem Park und der Schule | |
drei Blöcke autofrei gestaltet und auf Tiefgaragen und Stellplätze | |
weitgehend verzichten werden soll. Durch die Konzentration von autofreiem | |
Wohnen und verwandten Nutzungen wäre es möglich, Straßen ganz für den | |
Verkehr zu sperren oder zu beruhigen. Ferner sind Grünflächen auf | |
Tiefgaragen in ihrer Bepflanzungsart nicht limitiert. | |
Inwiefern sehen die Pläne der Stadt anders aus? | |
Es gibt jetzt zwei Blöcke, einen ganz im Norden und einen im Süden neben | |
der Schule. Aber da sind jetzt auch andere Wohnprojekte untergebracht, was | |
wir auch erstmal gut finden. Aber es gibt eben keine Zusammenfassung von | |
autofreien Bauprojekten und wir finden, dass das absolut Sinn ergeben | |
würde. Weil man eben mit den Flächen und Straßenräumen, die dadurch | |
entstehen würden, ganz anders umgehen könnte. | |
Auch Eltern der Theodor-Haubach-Schule am Holstengelände sind gegen die | |
Verkehrsplanung. Dort, wo jetzt noch der Schulhof ist, sollen bald täglich | |
bis zu 4.000 Autos fahren. | |
Wir haben keinen Kontakt zu denen. Das ist natürlich schade, wir haben ja | |
in unserem Konzept darauf gesetzt, dass auch die benachbarten Viertel durch | |
die Verkehrsreduzierung profitieren. Jetzt passiert etwas, was genau in die | |
andere Richtung geht. So wird die Lebensqualität weiter verschlechtert. | |
Kommt die Kritik, dass die Stadt eine Chance vertan hat, nicht ein bisschen | |
zu spät? | |
Wir haben ja schon sehr früh damit angefangen, in den politischen Prozess | |
einzusteigen. Wir haben alle Parteien besucht und haben mit den Eigentümern | |
gesprochen und unser Konzept vorgestellt. Wir haben auch etwas erreicht, | |
nämlich den reduzierten Stellplatzschlüssel von 0,2 in den beiden Blöcken | |
für die Baugemeinschaften. Ich denke, es ist aber noch nicht zu spät, weil | |
die Straßenräume und die Frage von Tempolimits innerhalb des Gebiets und in | |
der Harkortstraße noch nicht festgelegt sind. Und außerdem ist noch bis | |
Montag Zeit, Einwendungen bei der Stadt einzureichen. Wenn viele Leute um | |
Nachbesserung bitten, könnte sich ja auch noch was tun. | |
13 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
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