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# taz.de -- Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Putin knipst die Sonne an
> Blauer Himmel und anhaltender Sonnenschein – Sotschi präsentiert sich,
> wie der Präsident es versprach. Doch geht dabei alles mit rechten Dingen
> zu?
Bild: Der Sonne entgegen: Wladimir Putin.
SOTSCHI taz | Dem Allmächtigen dürften die Bilder aus Sotschi gefallen. Der
täglich blaue Himmel lässt die Spiele in bestem Licht erscheinen. Und auch
wenn er mal nicht bei den Seinen in der olympischen Welt von Adler oder
Krasnaja Poljana sein kann, weil er von seinem Olymp in Moskau aus
Entscheidungen für sein Reich treffen muss, wird Wladimir Putin sich
freuen, wenn ihm die heiteren Bilder aus Sotschi gezeigt werden.
Nicht wenige glauben, dass es der Allmächtige höchstpersönlich ist, der für
diese Bilder sorgt. „Putin hat Sonne versprochen, also scheint die Sonne,
das ist doch ganz einfach“, sagt der junge Mann, mit dem ich auf einem
Hügel 300 Meter über dem Meer stehe und den Sonnenuntergang beobachte.
„Normalerweise liegt hier im Februar Schnee“, sagt er. „Manchmal sogar
einen halben Meter hoch.“
Er ereifert sich. „Sie mögen euch erzählt haben, dass das hier normal ist.
Ja, in Sotschi unten, da liegt nie Schnee. Aber hier, das sind die Berge,
da schneit es im Februar immer.“ Er ist hier oben aufgewachsen. So einen
Winter wie diesen hat er noch nie erlebt. Wie Putin das Wetter macht, das
weiß er auch. „Ich höre das doch. Jede Nacht donnern 20 Militärmaschinen
über die Berge. Die sorgen schon dafür, dass die Wolken verschwinden. Jeder
hier weiß das.“
Der junge Mann ist nicht der einzige, der sich über das kaukasisch-maritime
Postkartenwetter wundert. Der Chefmeteorologe der Spiele, Waleri Lukjanow,
ließ auf Anfrage zweifelnder Beobachter über die staatliche
Nachrichten-Agentur Itar-Tass verlauten: „Mehrere Versuche etwa in den
Alpen haben gezeigt, dass es unmöglich ist, das Wetter in den Bergen zu
ändern. Diese Möglichkeit gibt es vor allem im Sommer und für bestimmte
Arten von Wolken, aber der Winter in den Bergen hängt von vielen Faktoren
ab", sagte Lukjanow, nachdem vermutet worden war, die Luftwaffe setze
Chemikalien ein, damit die Wolken sich auflösen.
„Wenn die Spiele vorbei sind, dann fängt es an zu schneien“, ist sich der
junge Mann sicher, mit dem ich immer noch auf dem Hügel stehe. Die Sonne
ist untergegangen und wir beide finden schön, wie das der Allmächtige das
für uns hingekriegt hat. So ganz kann ich seiner Prophezeiung nicht
glauben. „Schauen wir mal“, sage ich. „Was heißt hier: schauen wir mal?�…
kann meine Zweifel nicht nachvollziehen. „Es wird so sein. Punkt.“ Am
nächsten Morgen ist der Himmel wieder blau. Unheimlich, dieser Putin, denke
ich mir.
14 Feb 2014
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Sotschi 2014
Wladimir Putin
Sonne
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