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# taz.de -- Flughafen BER: Mehdorn scheitert mit Testbetrieb
> Der Aufsichtsrat stutzt dem BER-Geschäftsführer die Flügel: Aus der
> geplanten Eröffnung des Nordpiers mit sechs Flügen pro Tag wird nichts.
Bild: Hebt erstmal nicht mehr ab: BER-Chef Mehdorn.
BERLIN taz | Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat nicht mehr die Rückendeckung
der Flughafen-Eigentümer: Am Donnerstag musste Mehdorn seine Prestige-Pläne
für einen Testbetrieb am neuen Hauptstadtflughafen BER stoppen.
„Wir müssen konstatieren, dass wir für dieses Vorhaben nicht genügend
Unterstützung finden konnten“, schrieb er in einem Brief an die
Mitarbeiter, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Mehdorn erläutert, er
habe „nach intensiven Gesprächen mit unseren drei Gesellschaftern in den
zurückliegenden Tagen den von uns angestrebten Echttest im BER-Nordpier
abgesagt“.
Mehdorns Ziel war, ab Juli mit bis zu sechs Flügen der Gesellschaft
Germania am Nordpier einen Probebetrieb aufnehmen. Dadurch wollte er einen
Großteil der Systeme und Abläufe im Terminal testen. Noch Ende Januar hatte
Mehdorn sich zuversichtlich gezeigt, von der zuständigen
Bauaufsichtsbehörde schnell grünes Licht für die teilweise Eröffnung zu
bekommen: „Wir gehen davon aus, dass wir das in den nächsten Wochen
schaffen und dann entsprechend die Genehmigung vom Aufsichtsrat kriegen, so
dass wir unseren Terminplan abarbeiten“, erklärte er im Verkehrsausschuss
des Bundestages.
Das Scheitern von Mehdorns Plänen bedeutet, dass er jetzt erst den BER ganz
fertig bauen muss, bevor der Flughafen eröffnet. Gleichzeitig werden dann
Tegel und Schönefeld-Alt schließen. Dabei hatte Mehdorn im vergangenen Jahr
bei einer Anhörung im Abgeordnetenhaus noch erklärt, dass er das nicht für
möglich hält: „Ich glaube schlicht nicht daran, dass man innerhalb von 24
Stunden in zwei Flughäfen das Licht ausmachen kann und alles funktioniert“,
sagte Mehdorn. „Ich glaube, alle Flughäfen in Europa, die in den letzten
Jahren überhaupt gebaut worden sind, haben das schrittweise gemacht.“
Auch jetzt schreibt Mehdorn in seinem Brief, ohne den Testbetrieb stiegen
die Risiken für die Inbetriebnahme des neuen Flughafens. Am Donnerstag war
bis Redaktionsschluss zunächst unklar, welcher der Eigentümer die Pläne
Mehdorns mit welchen Argumenten durchkreuzt hat.
Mehdorn war vor einem Jahr als neuer Flughafen-Chef installiert worden,
nachdem die BER-Eröffnung mehrfach verschoben werden musste und die
geplanten Kosten auf 4,3 Milliarden Euro stiegen. Damals versicherte
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) noch, Mehdorn habe
die „volle Unterstützung aller drei Gesellschafter“. Das ist jetzt offenbar
nicht mehr der Fall.
Auch mit anderen Plänen war Mehdorn schon gescheitert. Kurz nach seinem
Amtsantritt hatte er etwa davon gesprochen, den Flughafen Tegel auch nach
der BER-Eröffnung offen zu halten. Im Juni 2013 hatte Mehdorn angekündigt,
er werde einen Zeitplan für die Eröffnung „bis etwa September“ vorlegen �…
gekommen ist bis heute nichts. Dennoch ist jetzt eine ganz neue Qualität
des Scheiterns erreicht: Mehdorn hatte seit knapp einem Jahr durchgehend
für das Projekt geworben, der Aufsichtsrat war informiert und hatte bislang
grünes Licht gegeben, die notwendigen Umbauten im Nordpier hatten schon
begonnen, eine Fluggesellschaft für den Testbetrieb war bereits gefunden.
Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto kommentierte, die Entscheidung „kann
ein Signal der Vernunft sein. Hoffentlich konzentriert sich die
Flughafengesellschaft jetzt endlich auf das Ziel, den Flughafen
fertigzustellen.“
20 Feb 2014
## AUTOREN
Sebastian Heiser
## TAGS
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