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# taz.de -- Die Wahrheit: Beleibt abwehrbereit
> Ministerin von der Leyen senkt die Fitness-Standards – durchtrainierte
> Soldaten braucht sie ohnehin keine.
Bild: Die Ministerin schreitet voran – auf dem Weg zum Buffet.
„Ein kleiner Bauchsparvertrag darf weiß Gott kein Hinderungsgrund sein, um
irgendwo Menschen zu erschießen“, schmunzelt Ursula von der Leyen und
tätschelt mit souverän überspieltem Ekel den Ranzen eines Rekruten.
„Apropos dick: Ich war auch mal dick – sogar sieben Mal!“ Ohnehin sei ihre
neue Offensive nur Teil einer viel größeren Reform, erklärt von der Leyen
auf einem Pressetermin beim Garderegiment „Dicke Kerls“ in der
Horst-Lichter-Kaserne von Altenessen.
„Ab sofort nehmen wir wirklich jeden. Die Mühseligen und Beladenen,
Gestörten und Behämmerten hatten wir ja schon immer. Wenn es uns jetzt
gelingt, auch noch die Fetten und Faulen hinter Stacheldraht zu parken und
mit Kriegsspielchen ruhigzustellen, kann sich der Rest des Landes endlich
sortenrein vermehren“, flötet die zierliche Vollblutministerin und lässt
wie zufällig einen Busch dunkelblonder Achselwolle aus dem Uniformleibchen
blitzen.
Das deutsche Militär wird so endlich offiziell zum Hort für
Minderbemittelte erklärt, die anderswo nur im Weg wären. „Es hat doch
niemand ernsthaft geglaubt, dass wir jährlich den Gegenwert von 60
Millionen Kitaplätzen in die Truppe pumpen, nur um in Kandahar ein paar
Turbanträger herumzuschubsen“, sagt die Ministerin und zieht ihren Haarhelm
tiefer in die Stirn. „Der letzte sinnvolle Einsatz der deutschen Bundeswehr
liegt jetzt bald 40 Jahre zurück. Bei der Krötenwanderung von Övelgönne
haben die Jungs drei Tonnen Amphibien über die B 212 geschleppt.
Abtropfgewicht! Aber seither: nix.“
Daheim bei ihr herrsche weitaus mehr Leistungsbereitschaft, erklärt die
engagierte Tiger Mom, der Bund dagegen sei nur noch „Beschäftigungstherapie
mit gegenseitigem Eierschaukeln und Kostümzwang“. Und wenn es nach von der
Leyen geht, soll das auch so bleiben. Dass sich bald auch Moppel Mörder
nennen lassen dürfen, stört sie gar nicht. „Die Klöpse machen wenigstens
keinen Ärger, solange immer schön was in den Gesichtstunnel einfährt“, sagt
sie und imitiert keck den Pfiff einer Dampflok. Entsprechend hat die
Kriegsministerin die Versorgung der Truppe auf ein sogenanntes
Fehlernährungsdreieck aus den Komponenten Fett, Salz und Zucker reduziert.
Für das Pressefoto lässt sie sich ein Fuder frittierter Zuckerwatte auf die
Tellermine schöpfen, schickt den Koch sogar noch einmal in die
Waffelkammer, weil er die obligate Hohlhippe vergessen hat.
## Wälzpanzer Garfield
„Wir werden alles tun, um das deutsche Militär zu der überflüssigen,
sauteuren und faulen Bumstruppe zu machen, die es jetzt schon ist“,
verkündet die Ministerin. In den Ausgaben des Verteidigungsministeriums
entsprechend vorgesehen: die vollständige Umrüstung der Infanterie auf
schwedische Gulaschkanonen, Reichweite 14.000 kcal, sowie die Einführung
des knuffigen Wälzpanzers Garfield, der den Leopard ablöst, durch dessen
enge Luke ohnehin kaum jemand passt.
Die Ministerin ist zuversichtlich, dass sie die Zahl der rund 200.000
Streitkräfte, die mit „Indianerspielchen im Fat Camp vom richtigen
Arbeitsmarkt ferngehalten werden können“, verdoppeln kann. „Dem Dicklichen
schlägt keine Stunde“, lacht von der Leyen, „außer natürlich die zu
Frühstück, Brunch, Lunch, Kaffeekuchen, Abendbrot und
Mitternachtsschweinebacke.“
LINO WIRAG
28 Mar 2014
## AUTOREN
Lino Wirag
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Fitness
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Militär
Schwerpunkt Rassismus
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