# taz.de -- Finanzier in der Fußballbundesliga: Das Auf und Ab im Kölmel-Impe… | |
> Michael Kölmel hatte große Pläne mit traditionsreichen Klubs. Der | |
> Filmunternehmer schien zu scheitern. Doch heute geht es ihm gar nicht so | |
> schlecht. | |
Bild: Michael Kölmel im Stadion von Union Berlin „An der alten Försterei“ | |
LEIPZIG taz | Es sagt viel über Michael Kölmel, dass der Unternehmer seinen | |
60. Geburtstag Ende Januar in einem Fußballstadion beging. Noch mehr, dass | |
es sein eigenes Fußballstadion war. Kölmel feierte im Businessbereich der | |
Leipziger Arena. Im kleinen Kreis, denn sein Name soll nicht mehr allzu oft | |
durch die Medien geistern. Der gebürtige Karlsruher hat eh zwei bewegte | |
Jahrzehnte hinter sich. | |
Vor allem in den 90er Jahren machte der Mathematiker seine Hobbys Film und | |
Fußball zum Geschäft, investierte riesige Summen in beide Märkte und ging | |
kurz nach der Jahrtausendwende doppelt unter. | |
Nach Insolvenzen seiner Kinowelt und Sportwelt schien Kölmel, der sogar | |
eine Bewährungsstrafe aufgebrummt bekam, ruiniert. Doch überraschend kam er | |
an die lukrative Insolvenzmasse der Kinowelt und konnte sein Geschäft | |
schnell neu aufbauen. | |
Heute saniert Kölmel den Buch- und Musikhandel Zweitausendeins, produziert | |
Filme unter dem Label Weltkino. Regale voller DVDs stehen in seinem Büro in | |
der ausladenden Villa im historisch anmutenden Musikerviertel Leipzigs, an | |
den Wänden hängen zwei überdimensionierte Kinoposter. Fußballdevotionalien | |
sucht man vergeblich. Dabei erlebt Kölmel im Fußballgeschäft zurzeit sicher | |
seine finanziell erfolgreichste Zeit. | |
In Kölmels Körper schlagen gleich mehrere Herzen für Fußballvereine. Genau | |
genommen sind es ein halbes Dutzend: Der Drittligist FC Rot-Weiß Erfurt, | |
die Zweitligisten Union Berlin, Dynamo Dresden, Fortuna Düsseldorf und | |
Karlsruher SC sowie Bundesligist Eintracht Braunschweig gehören noch zum | |
Portfolio des Investors Michael Kölmel. Mit der insolvent gegangenen | |
Alemannia aus Aachen hat er sich Ende 2013 geeinigt, dass sie zum kleinen | |
Kölmel-Imperium gehört, sollte sie die Rückkehr in den Profifußball | |
schaffen. | |
## Ein Herz für den FC Union | |
Vermeintlich hoffnungslose Fälle wie der nach der Wende chronisch | |
finanziell angeschlagene 1. FC Union Berlin hatten es ihm angetan. „Ich | |
habe da ein Potenzial wie beim FC St. Pauli in Hamburg gesehen“, erinnert | |
sich Kölmel an seinen Einstieg in den Fußball. Die „Eisernen“ entschuldete | |
der Unternehmer 1998 mit einem Darlehen von 15 Millionen DM und wurde | |
Aufsichtsratsvorsitzender. | |
Bis heute genießt er bei den Köpenickern den Ruf des Retters, auch weil er | |
sich bei der Rückzahlung des Darlehens äußerst kulant zeigte und stets die | |
„emotionale Beziehung“ betonte. Die Sanierung wurde derweil zu Kölmels | |
Geschäftsmodell. „Meine großen Konkurrenten Kirch und Bertelsmann hatten | |
die Bundesligisten unter sich aufgeteilt. Da hatte ich einfach die Idee, | |
Vereine, die abgestürzt sind, finanziell oder sportlich, wieder ins | |
Rampenlicht zu holen.“ Für insgesamt etwa 120 Millionen DM hoffte er an | |
gemeinsamen Aufstiegen zu partizipieren. | |
Für seine Darlehen erwarb Kölmel die Marketingrechte der Vereine und ließ | |
sich an den Fernsehrechten beteiligen. Gerade im Fußball erkannte der | |
Händler von Spielfilmrechten ein enormes Wachstumspotenzial. | |
Zwischenzeitlich war Kölmel an einem kaum überschaubaren Gestrüpp aus mehr | |
als einem Dutzend Vereinen beteiligt. Am Ende waren es oft langfristige | |
Wetten – auf den Erfolg von Fußballvereinen. | |
## Spekulationen mit Risiko | |
„Sie können den Fußball natürlich nicht genau bestimmen, nur mit sehr viel | |
Geld die Wahrscheinlichkeit erhöhen“, schätzt Kölmel heute ein. Doch er | |
hatte sich verspekuliert. Die meisten Vereine investierten sein Geld auch | |
in die Infrastruktur statt nur in die Mannschaft, bauten etwa neue Stadien. | |
Die Aufstiege, an denen Kölmel verdient hätte, blieben aus. Und auch die | |
Finanz- und Fernsehmärkte kriselten. Die Sportwelt ging daran kaputt. | |
Als Kölmel Ende 2004 die Aufhebung der Insolvenz der Sportwelt erreichte, | |
hatten einige Vereine den Absprung geschafft. Die, die ihm geblieben waren, | |
hatten plötzlich Erfolg. Union Berlin etablierte sich in der Zweiten Liga, | |
Fortuna Düsseldorf und der Karlsruher SC schafften es zwischenzeitlich | |
zurück in die Erste Bundesliga, Eintracht Braunschweig spielt erstmals seit | |
1985 wieder im Oberhaus. | |
Und Kölmel verdient kräftig mit. Zumal nach der Überwindung der Kirch-Krise | |
die Fernsehgelder, wie von Kölmel in den 90er Jahren erwartet, kräftig | |
gestiegen sind. „In den unteren Ligen gab es anfangs nur 20.000 DM pro | |
Saison. Jetzt fängt es in der Bundesliga bei 18 Millionen an und endet bei | |
40 Millionen. Und das sind Euro“, rechnet er vor. | |
## Ein teueres Darlehen | |
Die Vereine versuchen sich gerade in erfolgreichen Zeiten freizukaufen. Als | |
Düsseldorf nach seiner Bundesligasaison das Darlehen bis zum Sommer 2013 | |
ablöste, wurde bekannt, dass den Verein das ursprüngliche Darlehen von 15 | |
Millionen DM insgesamt rund 30 Millionen Euro gekostet haben wird. | |
Längst setzt Kölmel daneben auf den Standort Leipzig. Nicht nur als Sitz | |
seiner Firmen. Sondern vor allem mit seinem Stadion. „Leipzig war | |
hoffnungslos zerstritten, was den Fußball angeht, und hat alle Sponsoren | |
und Politiker abgeschreckt. Deswegen war diese Neugründung ein toller Plan | |
– und der geht jetzt auf“, lobt Kölmel den Partner, das Unternehmen Red | |
Bull, das er nach Leipzig gelockt hat, als seinem Stadion nach der WM 2006 | |
Leerstand drohte. | |
An den Verein RasenBallsport Leipzig vermietet er nun die Arena, zunächst | |
für 200.000 Euro jährlich, seit dem Drittliga-Aufstieg für mehr als 1 | |
Million Euro. Und RB Leipzig steht bereits vor dem Durchmarsch in die | |
Zweite Liga. In naher Zukunft wird der Verein das Stadion kaufen wollen – | |
oder ein neues bauen. Geld spielt bei dem Projekt eher eine untergeordnete | |
Rolle. Eine neue Erfahrung für Michael Kölmel. | |
4 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
John Hennig | |
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