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# taz.de -- Mixed Martial Arts: „Ich fiebere immer mit“
> Ende Mai kommt die Ultimate Fighting Championship (UFC) nach Berlin.
> Garry Cook, Europachef der UFC, über die Philosophie der Organisation und
> die Pläne in Europa.
Bild: UFC in den USA: Mixed Martial Arts vereint Techniken aus Stand- und Boden…
taz: Herr Cook, haben Sie sich eigentlich schon für Kampfsport
interessiert, bevor Sie für die UFC gearbeitet haben?
Garry Cook: Ich war Boxfan. Mein Vater hatte mich zum Boxen gebracht, wir
haben die ganzen Kämpfe von Muhammed Ali gesehen. Wie alle in meinem Alter
bin ich für den Thrilla in Manila mitten in der Nacht aufgestanden. Wenn es
lokale Veranstaltungen gab, bin ich auch mal hingegangen. Aber klar: Ich
komme eigentlich aus den traditionellen Sportarten, vor allem Fußball.
Wie kam dann der Kontakt zum MMA, also zu Mixed Martial Arts?
Das war, als ich Manager von Manchester City war. Wir sind mit der
Mannschaft nach Los Angeles gefahren, und die Betreuer suchten nach einem
Weg, die Spieler zu unterhalten. Wir konnten sie nicht dazu bringen,
irgendwo hinzugehen. Ich hab dann den Besuch in einem UFC-Gym organisiert,
und alle sind mitgekommen! Tito Ortiz war da, und einer der Spieler ist
tatsächlich ins Oktagon gestiegen und fand sich nach acht Sekunden in einem
Würgegriff wieder. Sie konnten es nicht glauben. Was ich da aber gemerkt
habe: Jeder in der Mannschaft wusste etwas über die UFC.
Sie auch?
Ich hab dann recherchiert und zu meiner Überraschung festgestellt, dass die
arabischen Besitzer des Manchester City Fußballclubs auch Teilhaber der UFC
waren. Denn in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Jiu-Jitsu Teil des
Sportunterrichts. Ich arbeitete ja für die Königsfamilie von Abu Dhabi, und
sie sind alle Fans und trainieren MMA! Ich habe dann begonnen, mir Kämpfe
anzusehen. Zuerst fand ich das interessant. Dann fand ich es faszinierend:
Gemischte Kampfkünste! Das sieht ziemlich kompliziert aus. Dann hörst du
den Kommentatoren zu und verstehst immer mehr. Heute arbeite ich für die
UFC, und ich kann die Live-Events kaum erwarten, denn ich fiebere wirklich
immmer mit. Bei Live-Sport weiß man nie, was passieren wird. Und es gibt
wohl nichts fundamentaleres und ursprünglicheres als zwei Männer oder
Frauen, die miteinander kämpfen und du weißt nicht, wie es ausgeht.
Als Sie Manager von Manchester City waren, sind Sie mit dem Ausspruch
berühmt geworden, Sie wollten sich nicht an Manchester United orientieren,
sondern an Barcelona oder Real Madrid. Die UFC ist schon die größte
Organisation der Branche – was sind hier Ihre Ziele?
Es gibt keine Ziellinie. Es stimmt, bei Manchester City ging es immer nur
um die Frage: Haben sie Manchester United geschlagen oder nicht? Ob eine
Saison gut war oder nicht wurde daran gemessen, wie man zuhause und
auswärts gegen Manchester United spielte. Ich hab damals gesagt: Wenn man
sich darauf konzentriert, verliert man den Blick für das große Ganze. Lasst
uns darauf konzentrieren, wie wir die besten in Europa werden! Die UFC
repräsentiert eine neue Sportart, die die sportliche Landschaft insgesamt
verändert hat. Die Aufgabe für die UFC ist jetzt, es mit der NFL, der MLB,
der NBA und dem Fußball aufzunehmen. Hier in Deutschland kämen noch
Handball und Eishockey dazu. Die Frage ist: Wollen die Leute ein Wochenende
mit der UFC verbringen, oder gehen sie zum Fußball? Je größer man denkt,
desto eher wird man Erfolg haben.
Dass MMA in Deutschland langsam ein bisschen Akzeptanz gewinnt, liegt ja
nur zum Teil an der UFC, vor allem aber an den vielen lokalen und
regionalen Veranstaltern. Es gibt die Kritik, die UFC sei zu groß und nehme
anderen die Luft zum Atmen. Wie sehen Sie das?
Ich glaube an den Wettbewerb. Je mehr Leute sich um eine Sache bemühen,
desto besser. Wir haben das Glück, ein funktionierendes Geschäftsmodell zu
haben. Es hat in Brasilien funktioniert, in Kanada, in den USA. Aber wir
können nicht an jedem Wochenende in jedem Land sein. Es gibt viele Leute,
die sich die Bundesliga anschauen – aber sie werden nicht jedes Wochenende
Borrussia Dortmund gegen Bayern München sehen können. Also werden sie auch
woanders hingehen. Die kleineren MMA-Veranstalter füllen das Vakuum an den
51 Wochenenden, die wir nicht hier sind.
Wie wichtig ist es für die Zukunft der UFC in Deutschland, dass sich die
Veranstaltung am 31. Mai gut verkauft, dass die Halle voll ist?
Wir garantieren, dass wir ab jetzt jedes Jahr nach Deutschland kommen. Wir
waren 2009 in Köln, 2010 in Oberhausen, jetzt zum ersten Mal in Berlin.
Warum Berlin? Weil die Welt darauf schaut. Die Veranstaltung wird in 800
Millionen Haushalten im Fernseher zu sehen sein, das ist gut und wichtig
auch für Berlin. Wir wollen diesen Markt vergrößern. Der Ticketverkauf ist
auch wichtig, aber er bestimmt unsere Strategie nicht. Wir sind keine
Veranstaltungsorganisation, wir sind ein Medienunternehmen. Wir haben
überall auf der Welt Fernsehverträge, und der [1][UFC Fight Pass] wird auch
immer größer. Was die Veranstaltung in Berlin schon zeigen wird ist: Sind
wir seit 2009 vorangekommen?
Zum ersten Mal in der UFC-Geschichte wird es zwei UFC-Veranstaltungen am
selben Tag geben: Hier in Berlin und in Brasilien. Warum das?
Die Welt ist groß! Die Brasilianer wollten eine Veranstaltung, und darüber
gibt es auch Verträge. Die Woche zuvor ist das Champions League Finale,
später im Juni beginnt die WM. Es war also das richtige Wochenende. Es geht
uns ja darum, eine globale Marke wie die UFC lokal relevant zu machen. Bei
der Livestream-Übertragung über Fight Pass wird es sogar einen deutschen
Kommentar geben!
Normalerweise hätte bei einer UFC-Veranstaltung in Deutschland auch Dennis
Siver gekämpft, der bislang erfolgreichste Deutsche in der UFC. Er ist nun
gerade wegen Dopings gesperrt worden. Wie schlimm war es für Sie davon zu
erfahren?
Wir haben eine Politik der Null-Toleranz, und dann ist das eben so. Aber:
Die Leute wollen die UFC sehen, nicht nur Dennis Siver. Im übrigen wird
[2][der junge Deutsche Nick Hein] kämpfen, und die Leute werden wissen
wollen, wie er sich auf großer Bühne präsentiert. Und im Publikum am 31.
Mai hier wird mit Sicherheit der eine sitzen, der irgendwann in Las Vegas
bei der UFC um einen Titel kämpft. Ich weiß es.
Es war ja erwartet worden, dass die UFC im Zusammenhang mit ihrer Rückkehr
nach Deutschland weitere deutsche Kämpfer unter Vertrag nimmt, und das ist
auch passiert: [3][Peter Sobotta] ist wieder mit dabei, Nick Hein ist neu,
und [4][Alan Omer] gibt am kommenden Wochenende in Abu Dhabi sein
UFC-Debüt. Werden noch weitere kommen? Suchen Sie aktiv?
Ja. Ich arbeite seit 18 Monaten an einem regionalen Businessplan. Teil
davon ist: Ich brauche Talente aus Deutschland, Russland, Polen, der
Türkei, aus all den regionalen Märkten. Ich habe jetzt grünes Licht von
Dana Silva und UFC-Eigner Lorenzo Fertitta, den Matchmaker Joe Silva darum
zu bitten, aktiv zu suchen.
Verglichen mit Ihren Erfahrungen bei Nike und Manchester City: Worin liegt
der größte Unterschied, bei der UFC zu arbeiten?
Bei Nike repräsentiert man eine Marke. Man hält sich für ganz schlau, aber
die Marke ist schlauer. Aber ich hab gelernt, auch in der Zusammenarbeit
mit Michael Jordan, eine Marke zu managen. UFC ist auch eine Marke. Als ich
nach Manchester kam, konnte ich zwar ein bisschen was verändern, aber da
sind schon 100 Jahre Vereinsgeschichte, die kannst du nicht ändern. Die UFC
ist noch so jung, alles liegt noch vor uns. Wenn ich die bisherigen
Erfahrungen nehmen und hier einbringen kann, um ein Buch zu schreiben, das
noch nicht geschrieben ist, dann ist das ziemlich aufregend!
4 Apr 2014
## LINKS
[1] http://www.ufc.tv/page/fightpass
[2] http://www.nick-hein.de/wp/
[3] http://www.petersobotta.com/
[4] http://www.sherdog.com/fighter/Alan-Omer-23437
## AUTOREN
Bernd Pickert
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