| # taz.de -- Stadtteilschulen in Hamburg: Rabe stört der Alarmismus | |
| > Schulsenator zieht Bilanz nach vier Jahren Stadtteilschule und schilt die | |
| > Medien. Es handle sich um starke Schulen mit starker Ausstattung. | |
| > Opposition sieht das anders. | |
| Bild: Der Senat hat investiert: Kantine der Stadtteilschule Barmbek in der Frae… | |
| In Hamburg werde zu viel über die Probleme und zu wenig über die Potenziale | |
| der Stadtteilschulen geredet. So lautet das Fazit von Schulsenator Ties | |
| Rabe (SPD), der am Mittwoch vier Jahre Stadtteilschule bilanzierte. Der | |
| Senat wolle diese Schulform „zur ernst zu nehmenden Alternative zum | |
| Gymnasium entwickeln“. Nach drei Jahren Regierungszeit sei dazu ein solides | |
| Fundament gelegt. | |
| Üblicherweise haftet solchen Bilanzen der Ruch des Selbstlobes an. Rabe | |
| ließ denn auch kein gutes Haar an der schwarz-grünen Vorgängerregierung und | |
| erklärte, erst die SPD habe diese neue Schulform besser ausgestattet. | |
| So gebe es 550 zusätzliche Stellen für Inklusion, Ganztagesschulen, bessere | |
| Unterrichtsvorbereitung und kleinere Klassen. Dabei ließ er unerwähnt, dass | |
| rund 120 dieser Stellen aus einem Bundesprogramm stammen, das überhaupt | |
| erst nach dem Hamburger Regierungswechsel aufgelegt wurde. | |
| Doch womit Rabe wohl Recht hat, ist, dass sich die öffentliche Diskussion | |
| um die Stadtteilschule leidenschaftlich um die Defizite rankt. Die Zeit | |
| titelte gestern sogar „Pfusch am Kind“. | |
| Das Modell „Stadtteilschule“ wurde im August 2010 gestartet. Aus ehemals 52 | |
| Haupt- und Realschulen, 40 Gesamtschulen und vier Aufbaugymnasien wurden 52 | |
| Stadtteilschulen neu gebildet. Und weil dies zu wenig waren, wurden seither | |
| sieben neue gegründet mit so hübschen Namen wie „Brüder-Grimm-Schule“ od… | |
| „Max-Schmeling-Schule“. | |
| Hatten zuvor nur 22 der früheren Gesamtschulen eine eigene Oberstufe, so | |
| haben inzwischen 47 Stadtteilschulen eigene Abiturienten. Allein das werte | |
| eine Schule insgesamt auf, heißt es in der Drucksache, die Rabe vorstellte. | |
| Abiturienten an der eigenen Schule könnten „als erlebbare Vorbilder gerade | |
| in bildungsferne Milieus ausstrahlen“. | |
| An 19 Stadtteilschulen wurde 2013 zum ersten Mal das Abitur abgelegt, fünf | |
| weitere begehen in wenigen Tagen diese Premiere. An den neuen Standorten | |
| sind die Kinder noch zu jung, aber Rabe geht davon aus, dass es weitere | |
| Oberstufengründungen geben wird. In der Summe hat sich der Anteil der | |
| Abiturienten eines Jahrgangs von 45 auf 58 Prozent erhöht. Zugleich hat | |
| sich die Zahl der Schüler ohne Abschluss von 8,2 auf 6,6 Prozent | |
| verringert. | |
| Schulstudien zufolge behalten Gymnasiasten insgesamt einen | |
| Leistungsvorsprung. Doch Rabe geht davon aus, dass sich durch bessere | |
| Bedingungen an den Stadtteilschulen bessere Ergebnisse erzielen lassen. Er | |
| appellierte, Geduld für diese jungen Schulform aufzubringen und verband | |
| dies mit einer Medienschelte. Kaum seien die Anmeldezahlen etwas | |
| schlechter, sagte er, „tobt die Diskussion um den Untergang“. Es sei | |
| Unsinn, die Schulform als gescheitert zu erklären, nur weil sechs Standorte | |
| Probleme haben. | |
| Allerdings gibt es ungelöste Probleme. Dora Heyenn von der Fraktion Die | |
| Linke weist darauf hin, dass die Mehrheit der Abgänger nach Klasse zehn | |
| keinen Ausbildungsplatz erhält. Und die grüne Schulpolitikerin Stefanie von | |
| Berg schloss sich Rabes Lob für die Stadtteilschule zwar an, kritisierte | |
| aber, dass es immer noch keine angemessene Ausstattung für die Inklusion | |
| gibt. | |
| 16 Apr 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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