# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? | |
> Freiheit ist immer auch die Freiheit des Anderspeinlichen, Schäuble weiß, | |
> wie man aus Niederlagen Siege macht und Indien ist ein bisschen | |
> katholisch. | |
Bild: Alles Mist mit dem Feinstaub. | |
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? | |
Friedrich Küppersbusch: Der Spiegel stemmte eine berührende Geschichte über | |
unsere Kriegsvergangenheit auf den Titel. Gegen den eher bewaffneten | |
Zeitgeist. | |
Und was wird besser in dieser? | |
„Separatisten“, „russische Freischärler“, „grüne Männchen“: Die | |
Nachrichtensprache scheint sich mit Demokratenbejubeln auf dem Maidan | |
verausgabt zu haben und feindbildet wehrertüchtigend herum. | |
Ein (hoffentlich) allerletztes Mal: Berlusconi kommt jetzt mit Sozialdienst | |
davon, vermutlich in einem SeniorInnenheim. Ihr Ratschlag an die | |
SeniorInnen? | |
Wenn Putin was zum Schmunzeln sucht, kann er sich die Spitzendemokratie | |
Italien angucken. Die Regierung des wichtigen EU-Landes setzt bei ihren | |
Reformprojekten auf die Duldung Berlusconis, das Sozialdienst-Schnäppchen | |
dürfte dessen Wohlwollen eher befördern. Die SeniorInnen könnten sich in | |
einer Volksabstimmung spontan Russland anschließen. | |
Das EU-Parlament hat einheitliche Regeln für die Sanierung von Banken | |
beschlossen. Finanzminister Wolfgang Schäuble feiert die Bankenunion als | |
das „größte europäische Projekt seit der Einführung des Euro“. Wird jet… | |
alles gut? | |
So gut wie Schäuble kann es gar nicht werden. Der hatte sich zähest gegen | |
exakt diese Bankenunion gewehrt; langwierige Änderungen der europäischen | |
Verträge gefordert; mit dem Verfassungsgericht gedroht. Und vor allem | |
verhindern wollen, dass die Sparer querhaften: alle Europäer für alle | |
europäischen Banken. Nun hat das EU-Parlament durchgesetzt, dass gemeinsam | |
gehaftet und in den Einlagensicherungsfonds eingezahlt wird. Weil das alles | |
sehr kompliziert ist, sagt Schäuble jetzt, das sei doch ein schöner Erfolg | |
und setzt drauf, dass keiner seine weitgehende Niederlage merkt. Klappt. | |
Zwei Männer, die auf einer Gedenkveranstaltung zum Mauerbau FDJ-Hemden | |
getragen haben, wurden freigesprochen. Der Richter: Wenn heute jemand | |
FDJ-Hemden trägt, denke man an die legale FDJ-Ost, nicht an die verbotene | |
FDJ-West. Legal, illegal, scheißegal? | |
Der Urteilssatz „Geschmacklosigkeit ist kein Straftatbestand“ leuchtet weit | |
über den skurrilen Prozess hinaus, erlaubt ein Fortbestehen von RTL 2 und | |
der Sommerkollektion von H&M. In einer Modeepoche von Tarnhosen, | |
HJ-Haarschnitten und Bomberjacken gilt: Freiheit ist immer auch die | |
Freiheit des Anderspeinlichen. | |
Durch die deutschen Städte wirbelt zu viel Feinstaub, warnt das | |
Umweltbundesamt. Schon jetzt wurde der Grenzwert häufiger überschritten als | |
im ganzen Jahr erlaubt. Was jetzt? | |
Wir dürfen unseren 18 Jahre alten Volvo-Kombi in Dortmund nicht mehr | |
fahren. Keine Plakette, kein Nachrüstsatz, Schrott. Wenn das eh schon alles | |
nicht klappt mit dem Feinstaub – warum müssen wir dann ein gutes Auto | |
wegwerfen? In den gleichen 18 Jahren drei Neuwagen niederfahren wäre auch | |
nur halb öko. Wir planen, ihn zwölf Jahre zu verwahren und dann mit dem | |
„Historiker“-Kennzeichen zu starten. | |
Bild und BZ haben eine Petition gestartet und befinden: „In einer Zeit, in | |
der russische Panzer das freie, demokratische Europa bedrohen, wollen wir | |
keine Russen-Panzer am Brandenburger Tor.“ Spitzenanalyse, oder? | |
Solange der Finanzminister im „Reichsluftfahrtministerium“ residiert und | |
die Landesvertretung Thüringen in Goebbels’ Propagandabude, hat Springer | |
noch einiges aufzuräumen. Vom Springer-Hochhaus kann man auch das | |
600-Millionen-Gadget „Berliner Schloss“ gut sehen, wo Wesentliches zum | |
Stattfinden des Ersten Weltkrieges geleistet wurde. Die Art, wie Berlin mit | |
jeder Verschönerung im Herzen hässlicher wird, sollte der Stadt den | |
Ehrentitel „Berlusconi des Nordens“ eintragen. Vielleicht ist es aber nur | |
ein neuer Brauch zum 20. 4. – der Führer sah russische Panzer in Berlin | |
auch eher kritisch. | |
In Indien wurde jetzt die dritte Geschlechtskategorie der Hijras anerkannt. | |
Diese Möglichkeit gilt allerdings nicht für Lesben und Schwule – | |
schließlich ist Homosexualität weiter verboten. Hä? | |
Unter Männern die unbefleckte Empfängnis anbeten und nach außen auf Schwule | |
einhassen: Indien ist doch ein bisschen katholisch. | |
Und was machen die Borussen? | |
Als das letzte Stahlwerk ging, wurde die „Phoenix“-Fläche in Hörde | |
planiert, geflutet und schmückt den Stadtteil nun als Binnensee. So ähnlich | |
stelle ich mir das mit dem Westfalenstadion vor, wenn Klopp abgeworben | |
würde. Wehe. | |
FRAGEN: JUP | |
21 Apr 2014 | |
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Friedrich Küppersbusch | |
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