# taz.de -- Deutsche Bank und Welthungerhilfe: „Professionelles Treffen ohne … | |
> Wolfgang Jamann von der Welthungerhilfe ist enttäuscht. Eine Diskussion | |
> mit der Deutschen Bank über Lebensmittelspekulation blieb ergebnislos. | |
Bild: Spekulationsobjekt Getreide. | |
taz: Herr Jamann, kurz vor Ostern waren Sie bei der Deutschen Bank, um über | |
Nahrungsmittelspekulation zu diskutieren. Wie war’s? | |
Wolfgang Jamann: Das Treffen war sehr professionell vorbereitet und ein | |
offener Austausch. Wir haben uns nicht verschaukelt gefühlt. | |
Was kam heraus? | |
Das war das Problem: Es gab keine Konsequenzen. Fast vierzig Experten waren | |
versammelt, die alle genug zu tun haben. Auch Deutsche-Bank-Chef Jürgen | |
Fitschen hat einen Arbeitstag geopfert. Aber das Treffen blieb folgenlos. | |
Das hat uns enttäuscht. | |
Die Deutsche Bank sagt, es gebe keine Beweise, dass Spekulation die Nahrung | |
verteuert. Also investiert sie weiter in Weizen-Futures oder | |
Rohstoff-Indexfonds. | |
Die Wissenschaftler sind sich tatsächlich nicht einig, welche Auswirkungen | |
die Spekulation hat. Aber das ist kein Argument. Es muss das | |
Vorsorgeprinzip gelten: Solange die Deutsche Bank nicht beweisen kann, dass | |
ihre Spekulation absolut folgenlos ist, sollte sie die Hände davon lassen. | |
Ein weiteres Argument lautet: Die Spekulation sei notwendig, damit sich die | |
Bauern gegen Ernterisiken absichern können. | |
Auf den Finanzmärkten wird inzwischen 30 bis 50 Mal so viel Geld in die | |
Spekulation mit Nahrungsmitteln gesteckt wie an echten Lebensmitteln | |
produziert wird. Das hat mit einer Absicherung für die Bauern nichts mehr | |
zu tun. | |
Ein drittes Argument ist: Statt sich auf Spekulation zu konzentrieren, | |
solle man lieber die Infrastruktur der Entwicklungsländer verbessern. Dann | |
könnten die Kleinbauern die Märkte beliefern, was den Hunger viel | |
effektiver bekämpfen würde. | |
Es freut mich, dass sich die Deutsche Bank neuerdings für die Bekämpfung | |
des Welthungers interessiert. Das meine ich nicht ironisch. Natürlich gibt | |
es viele Ursachen für den Welthunger. Aber selbst wenn die Spekulation nur | |
fünf Prozent des Hungers verursachen würde, wären dies bei 840 Millionen | |
Hungernden weltweit immer noch 40 Millionen. Und das sind 40 Millionen zu | |
viel. | |
Wie groß wären die Verluste der Deutschen Bank, wenn sie die Spekulation | |
mit Nahrungsmitteln beendet? | |
Die Bank behauptet, es sei kein großer Geschäftszweig. Also müsste es ihr | |
leicht fallen, aus dem Portfolio auszusteigen – und ihr Image zu | |
verbessern. Wir würden auch applaudieren. | |
Wird es noch ein Treffen geben? | |
Ich glaube nicht. | |
21 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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