# taz.de -- Kommentar überhöhte Dispozinsen: Kein Mittel gegen Wucher | |
> Die Banken verdienen gut, wenn die Kunden ihren Dispokredit einsetzen. | |
> Eine Warn-Email über ein Minus auf dem Konto wird daran nichts ändern. | |
Bild: In der Finanzmetropole Frankfurt/Main: Protest gegen die Macht der Banken. | |
Die Unruhe in der Bankenbranche ist deutlich zu spüren: Nachdem einige | |
Banken die zusätzlichen Zinsen für geduldete Überziehungen über den Dispo | |
hinaus gestrichen haben, steht wieder der Dispo selbst im Fokus. | |
Verbraucher sollen künftig eine Nachricht von der Bank bekommen, wenn ihr | |
Konto länger im Dispo steckt, lautet die Forderung aus der Branche. Und | |
geht damit konform mit der Bundesregierung, die eine Warnpflicht bei | |
überzogenen Konten einführen will. | |
Die Reaktion ist typisch, wenn es um den vermeintlichen Schutz von | |
Verbrauchern gehen soll. Um eine verbindliche verbraucherfreundliche | |
Regelung zu vermeiden, gibt es eine freiwillige Selbstverpflichtung. Oder | |
eine App. Im Fall des Dispozinses wird selbst diese Logik noch mal | |
übertroffen: Eine Benachrichtigung tritt an die Stelle einer gesetzlichen | |
Deckelung der teilweise exorbitanten Zinssätze. | |
Ja, was glauben Politik und Banken da eigentlich? Dass die große Masse der | |
Dauer-Disponutzer aus Dummheit oder Nachlässigkeit ständig in den Miesen | |
ist? Dass die Betroffenen nur eine kleine Erinnerung bräuchten und schon | |
fiele ihnen ein, dass sie für 1.000 Euro im Dispo jährlich locker hundert | |
Euro Zinsen zahlen? Das Gegenteil ist der Fall: Gerade Bankkunden, die | |
dauerhaft im Dispo leben, finden häufig nicht aus eigener Kraft wieder | |
heraus, sei es aus Mangel an finanziellen Mitteln oder aus Mangel am | |
wirtschaftlichen Umgang damit. Und schließlich ist es ein Kreislauf: Geld, | |
das in die Tilgung fließen könnte, also darein, wieder aus dem Dispo | |
herauszukommen, geht stattdessen für Zinsen drauf. | |
Die Banken verdienen gut daran. Ein Interesse, das zu ändern, haben sie | |
nicht, und das wird sich mit einer verpflichtenden Nachricht an die Kunden | |
mit Konto im Minus auch nicht ändern. Nur lässt sich die Verantwortung | |
damit noch ein Stück weiter auf die Kunden abschieben. | |
22 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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