# taz.de -- Debatte Konflikt mit Russland: Der Krieg in unseren Köpfen | |
> Der Konflikt in der Ukraine löst emotionale Diskussionen aus. Wir führen | |
> diese Debatte in der taz – mit unseren AutorInnen und den LeserInnen. | |
Bild: Ukrainischer Soldat, nicht weit von Slawjansk, einer Hochburg der proruss… | |
Journalisten sind keine Politikberater, auch wenn es mithin so scheinen | |
mag. Zeitungen und ihre digitalen Schwestern sind Plattformen, die | |
Argumente in die Öffentlichkeit bringen. Allemal die taz will in diesem | |
Sinne politisch aktiv sein, also die politischen Diskurse prägen. | |
Nun gibt es verschiedene journalistische Formate, die mehr oder weniger | |
entschieden meinungsbildend sind. Von der sachlichen Nachricht bis zum | |
namentlich gekennzeichneten Kommentar reicht das Spektrum, in dem | |
JournalistInnen sich äußern. | |
Die taz hat sich per Statut eine innere Meinungsfreiheit verordnet. Es gibt | |
keine von Verlegern ausgegebenen Richtlinien, sondern eine ausgeprägte | |
interne Diskussionskultur. Diese Kontroversen bilden wir oft über | |
Debattenserien ab. Oder wir veröffentlichen am selben Tag zwei konträre | |
Meinungen in Form eines Pro und Contras. Es bleibt den LeserInnen | |
überlassen, die vorgestellten Argumente gegeneinander abzuwägen. | |
Zur Frage, ob Europa und die USA jetzt im Konflikt um die Ukraine | |
militärische Stärke zeigen müssen, um Putin in seine völkerrechtlichen | |
Schranken zu weisen, hatten wir uns in der [1][Ausgabe vom Dienstag für | |
diese Form entschieden]. Und damit nicht nur bei unseren LeserInnen heftige | |
Diskussionen ausgelöst, sondern auch innerhalb der Redaktion. Darf in der | |
taz gefordert werden, die „Verteidigungshaushalte der EU-Staaten um | |
mindestens ein Drittel anzuheben“ und ganz grundsätzlich die Streitkräfte | |
massiv aufzurüsten? | |
Ist es angemessen, ausgerechnet auf der Seite 1 der linken taz die | |
Abschreckungspolitik eines Ronald Reagan zu preisen und zu konstatieren, | |
dass allein „Totrüsten“ der richtige Weg ist, um Tote zu vermeiden? | |
Die Frage ist ja, ob wir damit nicht unsere kriegs- und rüstungskritische | |
Tradition verraten, auf unzulässige Weise vereinfachen und unsere | |
Leserschaft für dumm verkaufen. Die Redaktion blieb darüber uneins. | |
Ein Pro und Contra muss zuspitzen, damit es funktioniert. Wer zu viel | |
abwägt, schwächt seine Überzeugungskraft, denn in diesem Format ist das | |
Gegenargument ja explizit ausgelagert. Bleibt die Frage, ob die Form bei | |
sehr komplexen Problemen nicht an ihre Grenzen stößt. Auch darüber streiten | |
wir. | |
Worüber sich nicht streiten lässt, ist, dass die taz streitbar sein muss. | |
Die taz verbietet keine Positionen, weil sie eine Kontroverse in unserer | |
Leserschaft auslösen könnten. Wir fühlen uns verpflichtet, auch dort | |
hinzusehen, wo es wehtut. Das kann bedeuten, Gewissheiten in Frage zu | |
stellen und Selbstverständlichkeiten anzugreifen. | |
Wir führen die Diskussion in der taz und auf taz.de mit verschiedenen | |
Beiträgen fort. Sie sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Wir | |
freuen uns über Ihre Leserbriefe oder Kommentare auf taz.de. Ines Pohl | |
## Waffen für den Weltfrieden? Vier Debattenbeiträge: | |
Bernd Pickert fordert uns auf, Russland zu verstehen, schließlich könne | |
einen Krieg, aber auch den Frieden nur gewinnen, wer seinen Feind versteht. | |
[2][Russland verstehen!] | |
Daniel Bax zeigt auf, dass nicht Kriegslogik sondern Entspannungspolitik | |
Frieden schafft, die Ablehnung militärischer Muskelspiele mithin keine | |
Naivität, sondern Vernunft ist. [3][Der Kriegslogik entgehen!] | |
Dem hält Dominic Johnson entgegen, dass nur wer Stärke zeige, eine | |
gewaltbereiten Aggressor in die Schranken weisen kann. [4][Stärke zeigen!] | |
Klaus Hillenbrand schließlich mahnt ein Ende der rhetorischen Gewaltspirale | |
an, da, wer den Gegener dämonisiere, dabei das rationale Denken ausschalte | |
und den Krieg herbeirede. [5][Keine Dämonisierung!] | |
29 Apr 2014 | |
## LINKS | |
[1] /Debatte-Militaerische-Antwort-auf-Putin/!137534/ | |
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## AUTOREN | |
Ines Pohl | |
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