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# taz.de -- Die Wahrheit: Wasser für Wichser
> Irlands Regierung denkt sich immer neue Wege aus, um an das Geld der
> Bürger zu kommen. Demnächst werden Wassergebühren eingeführt.
Bild: Präsident von Sinn Fein und alter IRA-Kämpe: Gerry Adams.
Alles im grünen Bereich auf der Grünen Insel, jubeln Irlands Politiker und
Wirtschaftsbosse. Sie haben soeben ein neues Buch vorgestellt: „Irland und
Deutschland: Partner im europäischen Aufschwung“. Der Ko-Herausgeber Marc
Coleman, der sieben Jahre bei der Europäischen Zentralbank gearbeitet hat,
meint: „Der wichtigste Beweis für Irlands Engagement für Europa war die
Entschlossenheit, Hingabe und Standhaftigkeit der Menschen beim
EU-Hilfspaket.“
In den vornehmen Dubliner Vierteln mähen die Wohlhabenden vielleicht mit
Hingabe ihren englischen Rasen, doch immer mehr Menschen haben das nicht
mehr nötig, weil sie keinen Rasen haben. Sie haben nicht mal mehr ein Dach
über dem Kopf. Die Zahl der Häuser und Wohnungen, die von den Banken wieder
in Besitz genommen werden, steigt täglich. Der Troika geht das nicht
schnell genug. Sie fordert, dass die Banken bei der Zwangsenteignung
gefälligst einen Zahn zulegen sollen.
Das wird ab diesem Sommer geschehen, denn dann fällt auch der letzte
gesetzliche Schutz vor den Banken. Fast eine Viertelmillion Haushalte sind
mit den Hypothekenzahlungen im Rückstand, während die Regierung sich immer
neue Wege ausdenkt, um an das Geld der Bürger zu kommen.
Demnächst werden Wassergebühren eingeführt. Das hat zu einem Zwist in der
Regierungskoalition aus der rechten Fine Gael und der rechten Labour Party
geführt. Labour befürchtet zu Recht, dass man bei den Europa- und
Kommunalwahlen am 23. Mai abgestraft wird. Deshalb wollte man sich bei den
Wassergebühren konziliant zeigen. Umweltminister Phil Hogan verkündete,
dass jeder Haushalt 30.000 Liter im Jahr kostenlos erhält und für jedes
Kind unter 18 noch mal 38.000 Liter.
Dem Nachrichtenportal „Waterford Whispers“ erklärte Hogan, dass für
geschlechtsreife Teenager eine weitere Freimenge von 100.000 Litern im Jahr
vorgesehen sei, weil „sie bekanntermaßen gerne unter der Dusche
masturbieren“ und deshalb das Wasser ziemlich lange laufen lassen. Er sei
ja auch mal jung gewesen, fügte Hogan hinzu. Mit den Wassergebühren sollen
Irlands immense Bankschulden abgebaut werden. Besser wäre es, in die
Infrastruktur zu investieren: 40 Prozent des irischen Wassers versickert
wegen schadhafter Rohre im Boden. Die Insel ist gar nicht wegen des Regens
grün, sondern wegen der Lecks.
Ein Extraeinkommen verspricht sich die Regierung von der Installation
spezieller Hähne in Dublins vornehmen Vierteln. Aus ihnen soll
kohlensäurehaltiges Mineralwasser fließen, damit sich die Herrschaften nach
einer Runde Golf geschwind erfrischen können. Man verhandelt mit
Apollinaris. Ist es das, was Marc Coleman meinte, als er von der
„Partnerschaft zwischen dem größten und dem kleinsten Land Europas“ mit
ihrer tiefgreifenden Auswirkung auf Irland, Deutschland und die Welt
schwärmte? Selbst wenn man mit Europa nur die EU-Länder meint, sind von
diesen 28 immerhin 11 kleiner als Irland. Aber für Coleman ist ja auch der
irische Aufschwung rekordverdächtig.
11 May 2014
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Wasser
Irland
EU-Finanzpolitik
Tee
Europawahl 2014
England
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Royals
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