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# taz.de -- Wahlergebnis in Indien: Modi macht's
> Überwältigender Wahlsieg für die hindu-nationalistische BJP in Indien.
> Die regierende Kongresspartei verliert drei Viertel ihrer Sitze.
Bild: Hardliner und neuer starker Mann Indiens: Narendra Modi.
MULSHI taz | Indien steht vor einem historischen Regierungswechsel. Die
seit zehn Jahren regierende Kongresspartei hat bei der Parlamentswahl ihr
bislang schlechtestes Ergebnis erzielt. Nach der Auszählung von einem
Großteil der Stimmen wird die Partei nur etwa 45 Sitze im neuen Parlament
erhalten. 2009 hatte sie noch 206 Sitze gewonnen. Schon kurz nach den
ersten Hochrechnungen gestand sie ihre Niederlage ein.
Die neue Regierung wird von der zweiten Volkspartei Indiens, der
hindu-nationalistischen BJP, und ihren Verbündeten gestellt werden. Ihr
Wahlsieg ist überwältigend: Gemeinsam erhalten sie 340 der 543 Sitze im
Parlament. Nicht nur das, die BJP und ihr Spitzenkandidat Narendra Modi
gewannen in 280 Wahlkreisen und wären eigentlich nicht auf Verbündete
angewiesen. Seit dreißig Jahren ist das keiner Partei mehr gelungen.
Zugleich brach die Wahl den bisherigen Rekord bei der Wahlbeteiligung: 66
Prozent der 814 Millionen Wähler stimmten ab, so viele wie noch nie.
Trotz des deutlichen Wahlsieges hat die rechtskonservative Allianz aber
weniger als 40 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Die Kongresspartei
erhielt etwa 24 Prozent der Stimmen, obwohl ihr Anteil an Abgeordneten im
Parlament weniger als zehn Prozent betragen wird.
Ein solches Ergebnis ist durch das geltende Mehrheitswahlrecht möglich, bei
dem Kandidaten nur direkt aus ihren Wahlkreisen gewählt werden. Bei der
letzten Wahl hatte die Kongresspartei für ihre Mehrheit ebenfalls weniger
als 40 Prozent der Stimmen erhalten.
Narendra Modi, der schon kommende Woche zum Premierminister ernannt werden
soll, [1][äußerte sich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter]: „Indien hat
gewonnen. Es stehen gute Tage bevor“. Die Kongresspartei akzeptierte ihre
Niederlage. „Modi hat dem Volk den Mond und die Sterne versprochen",
kommentierte ein Sprecher das Ergebnis. „Und die Menschen haben ihm diesen
Traum abgekauft.“
## Hoffnung auf Strom und Straßen
Die BJP hatte im Wahlkampf fast ausschließlich auf Spitzenkandidat Modi
gesetzt, der seit zwölf Jahren den westindischen Bundesstaat Gujarat
regiert und als effizienter und sauberer Verwalter gilt. Mit einer
wirtschaftsliberalen Politik lockte er zahlreiche Großkonzerne in den
Bundesstaat.
Gujarat ist zudem indienweit für seine Infrastruktur bekannt: Es hat eines
der besten Straßennetze im Land sowie eine stabile Stromversorgung. Viele
Wähler in anderen Teilen des Landes hoffen nun, dass Modi als
Premierminister auch ihnen Straßen und Strom beschert.
Modi und seine Verwaltung in Gujarat stehen allerdings auch in der Kritik,
weil der Reichtum des Bundesstaats nicht alle erreicht hat: Bei der Armuts-
und Hungerbekämpfung schneidet Gujarat vergleichsweise schlecht ab und
Muslime sind überdurchschnittlich von Armut bedroht. Modi selbst, einem
hindu-nationalistischen Hardliner, wird vorgeworfen, die anti-muslimischen
Pogrome in Gujarat im Jahr 2002 geduldet, wenn nicht sogar unterstützt zu
haben.
Die Abwahl der Kongressregierung war schon vor Bekanntwerden der
Wahlergebnisse abzusehen. Nach zehn Jahren an der Macht war sie aufgrund
zahlreicher Korruptionsaffären sowie eines relativ niedrigen
Wirtschaftswachstums und hoher Inflation in die Kritik geraten. Ihr
Spitzenkandidat Rahul Gandhi wird von vielen Menschen als führungsschwach
bezeichnet. Anhänger seiner Partei riefen am Freitag bereits nach seiner
populäreren Schwester Priyanka als Nachfolgerin.
16 May 2014
## LINKS
[1] http://twitter.com/narendramodi/status/467192528878329856
## AUTOREN
Lalon Sander
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