# taz.de -- Entführte Schulmädchen in Nigeria: Der Präsident traut sich nicht | |
> Goodluck Jonathan wollte am Freitag Chibok besuchen, den Heimatort der | |
> entführten Mädchen. Im letzten Augenblick wurde abgesagt. Aus | |
> Sicherheitsgründen. | |
Bild: Gipfeltreffen scheinen ihm lieber zu sein: Nigerias Präsident Goodluck J… | |
COTONOU taz | Er war so sehnsüchtig erwartet worden und hat kurzfristig | |
wieder abgesagt: Nigerias Präsident Goodluck Jonathan. Bis zum späten | |
Donnerstagabend hieß es noch, am Freitagmorgen würde er endlich Chibok | |
besuchen. Offiziell bestätigt war die Reise zwar nicht. Doch in Nigeria | |
ging man davon aus, dass sich Jonathan jenen Ort anschaut, an dem in der | |
Nacht zum 15. April 276 Schülerinnen von der Terrororganisation Boko Haram | |
entführt worden waren. | |
Doch daraus ist nichts geworden. Das Sicherheitsrisiko sei zu hoch, wird | |
ein Regierungsmitarbeiter in verschiedenen nigerianischen Medien zitiert. | |
Die Zeitung Daily Intependent schreibt, er musste andere wichtige Termine | |
wahrnehmen. | |
Für die Eltern muss das wie Spott und Hohn klingen. Der Besuch hätte ihre | |
Kinder zwar nicht zurückgebracht, wäre aber ein Signal gewesen. Seit knapp | |
fünf Wochen schon werden werden die Mädchen im Alter von 16 bis 18 Jahren | |
von Boko Haram gefangen gehalten. | |
Das jüngste am Montag veröffentliche Video zeigt zwar, dass sie noch am | |
Leben sind. Doch Lösungsansätze zur Befreiung der Mädchen gibt es offenbar | |
noch immer nicht. Boko Haram forderte mit dem Filmchen zwar erstmals die | |
Regierung zu Gesprächen über einen Austausch der Chibok-Schülerinnen mit | |
inhaftierten Boko-Haram-Kämpfern auf. Nach anfänglichen Spekulationen | |
lehnte Jonathan das aber ab. | |
## Keine Lösung in Sicht | |
Es ist eine der ganz wenigen Aussagen im Entführungsfall gewesen, die der | |
Präsident überhaupt gemacht hat. Fast drei Wochen schwieg er komplett. Als | |
der Druck zu groß wurde, ließ er verkünden, man wolle alles tun, um die | |
Mädchen zu retten und auch, dass Boko Haram „kein Gesicht hat“. Damit | |
schloss er schon damals mögliche Gespräche zur Befreiung der Mädchen aus. | |
Im Internet ist die Kritik enorm. „Nur mutige Präsidenten besuchen auch | |
Kriegsgebiete“, heißt es in den Foren. „Mir ist völlig egal, wer sein | |
Nachfolger wird. Hauptsache jemand, der kompetent ist“ schreibt ein anderer | |
Nutzer und auch: „Wenn schon nicht die Sicherheit des Präsidenten | |
garantiert werden kann, wie ist es dann bloß um den einfachen Mann von der | |
Straße bestellt?“ Mitunter gibt es aber auch Verständnis. Die Entscheidung | |
wird als „weise“ bezeichnet und auf Nordnigeria herum gehackt. „Sie haben | |
doch selbst Schuld an ihren Problemen.“ | |
Für Goodluck Jonathan heißt es nun: Paris statt Chibok. Auf Einladung des | |
französischen Präsidenten François Hollande findet dort am Samstag ein | |
Sicherheitsgipfel statt. Neben dem nigerianischen Staatsoberhaupt sind | |
weitere Präsidente aus de angrenzenden Nachbarländern eingeladen. Der | |
Chibok-Besuch soll auf unbestimmte Zeit verschoben worden sein. | |
16 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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