| # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Ägypten: Ein Sieg ohne jeden Glanz | |
| > Der Militärchef Abdel Fattah El-Sisi gewinnt mit rund 97 Prozent, sein | |
| > Gegenkandidat kam gerade mal auf drei Prozent. Wählen ging kaum jemand. | |
| Bild: Beim Warten auf eine Transportmöglichkeit vor dem Banner von El-Sisi in … | |
| KAIRO taz | Er ist der Kandidat des Staates, des Militärs und der | |
| Sicherheitskräfte. So bestanden niemals Zweifel daran, dass Feldmarschall | |
| Abdel Fattah El-Sisi problemlos die Rennen um die Präsidentschaft in | |
| Ägypten gewinnen wird. Nach einem vorläufigen Wahlergebnis, konnte El-Sisi | |
| 97 Prozent der Wähler für sich gewinnen. Der chancenlose Gegenkandidat, der | |
| Nasserist Hamdeen Sabahi schaffte danach gerademal drei Prozent der Stimmen | |
| auf sich zu vereinen. In einigen Wahllokalen gab es sogar mehr ungültige | |
| Stimmen für den einzigen Gegenkandidaten. Das zog zahlreiche Witze auf den | |
| Sozialen Medien nach sich. „Das war das einzige Wettkampf der Welt, in dem | |
| zwei Pferde ins Rennen geworfen werden und das zweite als drittes ankommt“, | |
| heißt es etwa im Kurznachrichtendienst Twitter. | |
| Die Wahlbeteiligung, die mit respektablen 48 Prozent angegeben wird, wirft | |
| einige Fragen auf. Vor allem die, warum die Wahlen um einen dritten Tag | |
| verlängert worden waren, während Moderatoren im ägyptischen Fernsehen | |
| zahlreiche teilweise verzweifelte Appelle abgegeben hatten und die Ägypter | |
| anflehten, zu den Urnen zu gehen. Um die Wahlbeteiligung zu erhöhen, hatte | |
| man zuvor bereits den zweiten Wahltag zum Feiertag erklärt. Außerdem wurden | |
| bewusst Gerüchte gestreut, das Nichtwähler mit einer Geldstrafe von 50 Euro | |
| rechnen müssten. | |
| Das in Washington ansässige Democratic Instititute, das die Wahlen | |
| beobachtet hat erklärte, dass die Verlängerung der Wahlen , ein Schritt in | |
| einer ganzen Reihe von Schritte war, durch die der Urnengang an | |
| Glaubwürdigkeit verloren hätte. | |
| Hossam Moanes, der Wahlkampfleiter Sabahi stellte die Frage, wie die | |
| Wahlbeteiligung vom einem Tag auf den anderen so in die Höhe geschossen | |
| worden sein kann. Noch am zweiten Wahltag, bevor der Urnengang um einen | |
| weiteren Tag verlängert wurde, hatte Ägyptens Premier Ibrahim Mehleb von | |
| einer Wahlbeteiligung von 30 Prozent gesprochen. | |
| ## Muslimbrüder völlig ausgeschlossen | |
| Doch Mario David, der Chef der EU-Wahlbeobachtungsmission gab zu den Wahlen | |
| in Ägypten ein recht mildes Urteil ab. Sie seinen „friedlich und frei, | |
| wenngleich nicht fair“ verlaufen, erklärte er in einer Pressekonferenz in | |
| Kairo am Donnerstag. Fair sei es nicht gewesen, weil der der Gegenkandidat | |
| Sabahi in den privaten Fernsehstationen wesentlich weniger Sendezeit | |
| bekommen habe. Die Verlängerung der Wahlen hätten „einige Ungewissheiten | |
| geschaffen“, meinte David, um dann fortzufahren, dass man mit dem dritten | |
| Wahltag vielleicht einfach nur mehr Menschen die Gelegenheit geben wollte, | |
| ihre Stimme abzugeben. | |
| Anders als der Erklärung des Democratic Institutes in Washington, glaubt | |
| EU-Chefwahlbeobachter David, dass mit der Verlängerung der Wahlen nicht | |
| „deren Glaubwürdigkeit in Zweifel gestellt wird, weil eine solche | |
| Verlängerung innerhalb des rechtlichen Rahmen stattgefunden hat“. Er sieht | |
| auch keinen Anlass, die offiziell angegebene Wahlbeteiligung in Frage zu | |
| stellen. Seine 150 Wahlbeobachter hätten ihm ähnliche Rückmeldungen | |
| gegeben. | |
| Kritisch zeigt sich die EU-Beobachtermission allerdings darüber, dass Teile | |
| der politischen Landschaft, gemeint ist die Muslimbruderschaft aus den | |
| Wahlen völlig ausgeschlossen geblieben sind. „Uns ist klar, dass diese | |
| Wahlen nicht alle einbezogen haben“, erklärt David vorsichtig dipomatisch. | |
| Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurde da | |
| um einiges deutlicher als die EU. Deren Vorsitzende Sarah Lee Whiston | |
| erklärte; „Die Massenverhaftungen von tausenden von Dissidenten, ob | |
| islamistisch oder säkular, hat die politische Arena völlig zum Erliegen | |
| gebracht und hat diesen Wahlen jegliche Bedeutung entzogen“. | |
| 29 May 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Karim El-Gawhary | |
| ## TAGS | |
| Ägypten | |
| Präsidentenwahl | |
| Muslimbrüder | |
| Demokratie | |
| Ägypten | |
| Ägypten | |
| Ägypten | |
| Ägypten | |
| Ägypten | |
| Ägypten | |
| Ägypten | |
| Ägypten | |
| Ägypten | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Deutscher Moderator bei ONTV Egypt: Der Exot vor der Kamera | |
| In Deutschland spricht er die Nachrichten bei n-tv, in Ägypten ist er fast | |
| ein Star: Dort moderiert Constantin Schreiber zwei Wissenschaftssendungen. | |
| Debatte Wahl in Ägypten: So vage wie möglich | |
| Die EU legitimiert ein Wahlergebnis, das offensichtlich manipuliert ist. | |
| Denn sie will es sich mit den neuen alten Machthabern nicht verscherzen. | |
| Präsidentenwahl in Ägypten: Erwarteter Erdrutschsieg | |
| Al-Sisi ist nun auch offiziell zum Wahlsieger in Ägypten erklärt worden. | |
| Die Wahlkommission vermeldet 96,9 Prozent für ehemaligen Armeechef. | |
| Wahltage in Ägypten: Viele bleiben einfach zu Hause | |
| Wegen der niedrigen Wahlbeteiligung wird die Präsidentschaftswahl | |
| verlängert – ein Problem für den voraussichtlichen Sieger El-Sisi. | |
| Ägyptens Präsidentschaftskandidat: Der aufbrausende Herr Sisi | |
| Am Montag beginnt in Ägypten die Präsidentenwahl. Abdel Fattah al-Sisi | |
| steht als neuer Staatschef schon so gut wie fest. | |
| Kommentar Justiz in Ägypten: Alltag Todesstrafe | |
| Die ägyptische Justiz fällt nicht nur gnadenlose Urteile, sie versagt auch | |
| gnadenlos – und kompromittiert sich als Racheengel gegen Muslimbrüder. | |
| Terrorurteile in Ägypten: Nochmals 683 Todesurteile | |
| Derselbe Richter, der die ersten 529 Todesurteile gegen Muslimbrüder | |
| verhängt hat, hat erneut zugeschlagen. Wieder hat er nur zwei Tage | |
| gebraucht. | |
| Getötete Journalistin in Ägypten: Wer hat Mayada Ashraf erschossen? | |
| Waren es Scharfschützen, Polizisten, Muslimbrüder? Nach dem Tod der | |
| Journalistin versuchen viele, ihr tragisches Ende für politische Zwecke zu | |
| nutzen. | |
| Al-Dschasira-Prozess in Ägypten: Angeklagte dürfen Käfig verlassen | |
| Die Journalisten haben erstmals Gelegenheit, ihren Fall dem Richter | |
| vorzutragen. Einige berichten von Folterungen. Das Verfahren wird vertagt. |