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# taz.de -- Scheinwahl in Syrien beendet: Loyales Blut
> In den von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten hat die
> umstrittene Präsidentenwahl stattgefunden. In Rebellengebieten wurde
> nicht gewählt.
Bild: Extra eingeflogen: In Kuwait lebende Syrer kamen zur Wahl nach Damaskus. …
DAMASKUS ap | Assad hat sich in den Gebieten zur Abstimmung gestellt, in
denen seine Truppen die Kontrolle haben. Die Wahlkommission verlängerte die
Abstimmung wegen eines nach ihren Angaben hohen Wählerandrangs um fünf
Stunden, so dass die Wahllokale erst um Mitternacht schlossen. Ergebnisse
werden erst in einigen Tagen erwartet, eine weitere siebenjährige Amtszeit
für Präsident Baschar al-Assad gilt aber als wahrscheinlich.
Rund 9600 Wahllokale waren nach Angaben der Wahlkommission in Damaskus und
in von Regierungstruppen gehaltenen Regionen des Landes eingerichtet. Im
weitgehend von den Rebellen kontrollierten Norden und Osten fand keine Wahl
statt. Die syrische Opposition und einige westliche Staaten haben die Wahl
als Farce bezeichnet.
Russland erklärte, die voraussichtliche Bestätigung Assads im Amt sollte
kein Hindernis für neue Friedensverhandlungen sein. Der russische
UN-Botschafter Witali Tschurkin forderte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon
auf, schnell einen Nachfolger für den am 13. Mai zurückgetretenen
Sondervermittler Lakhdar Brahimi zu berufen, um die Gespräche wieder in
Gang zu bringen.
In Damaskus und anderen Städten waren Geschützfeuer und Explosionen zu
hören, Kampfflugzeuge flogen über Damaskus. Mehrere Mörsergranaten schlugen
in der Stadt ein, eine davon in der Nähe der Oper. Ansonsten verlief die
Wahl aber weitgehend friedlich. Der seit drei Jahren andauernde Bürgerkrieg
hat bislang schätzungsweise mehr als 160 000 Menschen das Leben gekostet,
etwa ein Drittel davon waren Zivilisten.
## Akt des Patriotismus
Bei der Stimmabgabe ritzten sich einige der Wähler ihre Finger auf und
stempelten ihre Wahlzettel mit ihrem Blut - ein symbolischer Akt der
Loyalität und des Patriotismus. Andere verzichteten beim Ankreuzen des
Stimmzettels auf den Gang hinter den Vorhang und wählten in der
Öffentlichkeit, teilweise sogar vor laufenden Kameras.
Gegen Amtsinhaber Assad traten die zwei regierungsnahen Politiker Maher
Hadschdscha und Hassan al-Nuri an. Beide waren in Syrien nur wenigen ein
Begriff, bevor sie im April ihre Kandidatur angekündigten.
Es ist die erste Wahl mit mehreren Kandidaten seit mehr als 40 Jahren. Bei
den Wahlen Assads und seines vor ihm 30 Jahre herrschenden Vaters Hafes
konnten die Menschen bisher lediglich mit Ja oder Nein über einen
Kandidaten abstimmen. Mit einem Sieg kann Assad eine dritte siebenjährige
Amtszeit antreten.
Insgesamt waren laut Innenministerium 15,8 Millionen Syrer stimmberechtigt.
Tausende im Ausland lebende Bürger gaben bereits vergangene Woche ihre
Voten ab. Doch viele der 2,7 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge enthielten
sich oder durften aufgrund des Wahlgesetzes ihre Stimme nicht abgeben.
4 Jun 2014
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Baschar al-Assad
Flüchtlinge
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