| # taz.de -- Umstrittene Gas- und Ölförderung: Das Comeback der Frackels | |
| > Sigmar Gabriels gefährliche Liaison: Der Energieminister will zum Groll | |
| > der Opposition möglichst schnell ein Gesetz zum Fracking vorlegen. | |
| Bild: Proteste gegen die umstrittene Öl- und Gasförderungsmethode in Saal. | |
| BERLIN taz | Im vergangenen Jahr konnten sich Union und FDP nicht einigen, | |
| jetzt will Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) in der Großen Koalition | |
| einen neuen Versuch unternehmen: Noch in diesem Jahr soll ein Gesetz zur | |
| Förderung von Öl und Gas mittels Fracking stehen. Umwelt- und | |
| Wirtschaftsministerium arbeiten derzeit an einem Entwurf, mit dem sich das | |
| Kabinett noch vor der Sommerpause befassen will. | |
| So steht es in einem Brief Gabriels an Gesine Lötzsch (Die Linke), | |
| Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestages. Überraschend ist der | |
| Vorstoß nicht, denn derzeit gibt es keine gesonderte gesetzliche Regelung | |
| zum Fracking in Deutschland. Die Methode ist umstritten, zahlreiche | |
| Bürgerinitiativen fordern ein komplettes Verbot, weil sie eine | |
| Verschmutzung des Trinkwassers fürchten. | |
| In den USA wird die Methode bereits in großem Stil eingesetzt, bei der | |
| dichtes Gestein mit einem Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien | |
| aufgebrochen wird. In der Vergangenheit ist in Deutschland lediglich in | |
| herkömmlichen Lagerstätten von Öl- und Gas gefrackt worden. Union und FDP | |
| konnten sich vor der Bundestagswahl nicht auf eine Regelung einigen. | |
| Deshalb herrscht de facto derzeit ein Moratorium in Deutschland. | |
| Unternehmen beantragen zwar weiterhin Förderlizenzen, um ihre Gebiete | |
| abzustecken. Allerdings gibt es keine konkreten Bohrungen, Behörden würden | |
| sie auch kaum bearbeiten – weil sie auf eine Regelung des Bundes warten. | |
| ## Details kaum bekannt | |
| Details zu dem Gesetz sind bisher kaum bekannt. In Gabriels Brief heißt es | |
| lediglich, dass es generell eine Umweltverträglichkeitsprüfung geben soll, | |
| zudem sollen Wasserschutzgebiete ausgenommen werden. „Weitergehende | |
| Anforderungen an das Fracking-Genehmigungsverfahren werden noch intern | |
| geprüft“. | |
| Die Grünen machen bereits vorsorglich Front gegen das Vorhaben. Gabriel | |
| habe mit seinem Schreiben ein „Fracking-Fördergesetz“ angekündigt, | |
| kritisiert Julia Verlinden, Energieexpertin der Grünen-Fraktion. Es würde | |
| in Zukunft auf 86 Prozent der Landesfläche Fracking ermöglichen. „Die | |
| Fracking-Kritik im Koalitionsvertrag ist nur noch Schall und Rauch“, so | |
| Verlinden. | |
| Die Koalitionäre hatten Union und SPD von einem „erhebliche | |
| Risikopotenzial“ bei der Technologie geschrieben und einen Einsatz von | |
| Chemikalien abgelehnt. Auch sei die Entsorgung des Rückflusses des | |
| Wasser-Sand-Chemikaliengemisches „derzeit nicht verantwortbar“. | |
| ## Gefährliche Chemikalien | |
| Die Flüssigkeit steigt aus den Bohrungen auf und wird in den USA einfach | |
| wieder in den Boden gepumpt. Generell könne über Fracking-Anträge erst | |
| entschieden werden, wenn ausreichend wissenschaftliche Daten zur Bewertung | |
| vorlägen, heißt es in dem Vertrag vom vergangenen Herbst. | |
| Die Industrie behauptet mittlerweile, beim Fracking auf den Einsatz von | |
| Chemikalien der riskanten Wassergefährdungsklasse 2 und 3 verzichten zu | |
| können. Klasse eins gilt aber noch als „schwach wassergefährdend“. | |
| Gabriels Ministerium betonte, es gelte weiterhin, dass Fracking künftig in | |
| Deutschland nur ohne Einsatz von giftigen und umweltgefährdende Stoffen | |
| genehmigt werde. | |
| 4 Jun 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Ingo Arzt | |
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