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# taz.de -- Umkämpfte Raffinerie im Irak: Wehen bereits die Isis-Flaggen?
> Rebellen sollen die strategisch wichtige Raffinerie in Baidschi
> eingenommen haben. Das wäre ein schwerer Schlag für die Regierung. Doch
> diese dementiert.
Bild: Hier wird mehr als ein Viertel der gesamten Ölförderleistung des Irak v…
BAGDAD ap | Die Extremisten der sunnitischen Terrorgruppe Isis haben
möglicherweise die größte Ölraffinerie im Irak eingenommen. Sie hätten ihre
schwarzen Flaggen auf der Raffinerie in Baidschi gehisst, sagte ein
Augenzeuge am Donnerstag. Das Militär erklärte allerdings, die
Regierungstruppen hielten die Anlage immer noch. Ein Verlust der Raffinerie
wäre ein schwerer Schlag für die irakische Regierung, die bisher vergeblich
auf Luftunterstützung der USA hofft.
Ein [1][Eingreifen der USA] ist zwar möglich, doch stehen Luftangriffe
nicht unmittelbar bevor. Unter anderem, weil die Geheimdienste bisher keine
klaren Ziele am Boden identifizieren konnten und die Lage insgesamt zu
unübersichtlich ist.
Das machten auch die widersprüchlichen Meldungen über die Raffinerie in
Baidschi, rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad, deutlich. Der Augenzeuge,
der an der Anlage vorbeifuhr, sagte, dass in einem der Tanks ein riesiges
Feuer brannte. Extremisten würden auch die Kontrollposten rund um das
Gelände kontrollieren.
Das Militär beharrte hingegen darauf, dass Regierungssoldaten immer noch
die Kontrolle über die Raffinerie hätten, die etwas mehr als ein Viertel
der gesamten Förderleistung des Landes verarbeitet – 300.000 Barrel pro
Tag. Das gesamte produzierte Benzin ist für den Gebrauch im Inland – vor
allem im Norden – gedacht, jeder längere Ausfall dürfte lange
Warteschlangen an Tankstellen und Stromknappheit zur Folge haben, was das
Chaos im Irak noch verstärken könnte.
Militärsprecher Kassim al-Mussawi sagte bei einer Pressekonferenz, die
Soldaten in der Raffinerie hätten die Angreifer zurückgeschlagen. Auch der
für den Schutz der Anlage zuständige Offizier, Ali Al-Kureischi sagte dem
staatlichen Fernsehsender Irakija, dass er die Raffinerie noch immer
kontrolliere. Fast 100 Extremisten seien in mehreren Angriffswellen seit
Dienstag getötet worden, sagte er.
Aus Sicherheitskreisen verlautete, dass die Isis-Kämpfer ein Gebäude
außerhalb der Raffinerie eingenommen hätten und von dort aus auf die
Soldaten feuerten. Arbeiter der Anlage seien in umliegende Dörfer gebracht
worden.
Ölminister Hussain al-Schahristani lobte die „heldenhaften Söhne der
Streitkräfte“. „Sie liefern einen beherzten Kampf, um die Terroristen daran
zu hindern, die Mauern (der Raffinerie) zu erreichen – trotz der brutalen
wiederholten Angriffe“, sagte er in einer Erklärung.
Auch anderswo im Irak kam es zu Gewalt. Im Bagdader Schiiten-Viertel Abu
Daschir wurden am Donnerstag vier Leichen mit Schusswunden gefunden,
vermutlich Sunniten. Ein weiteres Anzeichen, dass dem Land wieder ähnlich
religiös motiviertes Blutvergießen zwischen Sunniten und Schiiten drohen
könnte, wie bereits 2006 und 2007, als das Land am Rande eines Bürgerkriegs
gestanden hatte. In Bagdad kamen am Donnerstag bei Bombenanschlägen zudem
mindestens fünf Menschen ums Leben.
Die sunnitisch regierten Arabischen Emirate zogen derweil ihren Botschafter
aus Bagdad ab, wie die staatliche Nachrichtenagentur Wam am Mittwochabend
berichtete. Das Außenministerium sei sehr besorgt über die „ausschließende
und konfessionell motivierte Politik“ der irakischen Regierung, hieß es in
dem Bericht.
19 Jun 2014
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