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# taz.de -- Kohle aus Kolumbien: Blut in deutschen Kraftwerken
> Schwere Vorwürfe gegen Rohstoffhändler Glencore Xstrata: Lieferanten von
> kolumbianischer Kohle sollen jahrelang mit Paramilitärs kooperiert haben.
Bild: „Alle Minen hatten Verbindungen (zu den Paramilitärs)“, heißt es in…
HAMBURG taz | Die niederländische Umweltschutzorganisation Pax for Peace
erhebt schwere Vorwürfe gegen den größten Rohstoffhändler der Welt, den
Schweizer Konzern Glencore Xstrata. In ihrem Bericht „Die dunkle Seite der
Kohle“ schreibt die Kolumbien-Expertin Marianne Moor, dass eine Tochter des
Unternehmens mit Paramilitärs in dem kolumbianischen Bezirk Cesar
zusammenarbeite.
„Alle Minen hatten Verbindungen (zu den Paramilitärs) … Diese Treffen (mit
den Paramilitärs) wurden in einer militärischen Trainingseinrichtung nahe
der Drummond Mine abgehalten“, zitiert der Bericht einen ehemaligen
Sicherheitsmitarbeiter von Prodeco, einer Glencore-Tochter, die in der
Region Kohle fördert.
Die Vorwürfe beziehen sich auch auf das Bergbauunternehmen Drummond mit
Stammsitz im US-Bundesstaat Alabama. Beide fördern jährlich fast 40
Millionen Tonnen Steinkohle in der Region im Norden Kolumbiens. Rund 10
Millionen Tonnen Kohle aus Kolumbien werde jährlich in deutschen
Kraftwerken verfeuert, sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der
Umweltschutzorganisation „urgewald“.
Ein Zeuge, den Pax for Peace zitiert, ist nicht irgendwer: José del Carmen
Gelvez Alvarracín ist ein ehemaliger Mitarbeiter des Geheimdienstes der
kolumbianischen Armee, der in den 90er Jahren für die Sicherheitsabteilung
von Prodeco-Minen gearbeitet haben soll – eigenen Aussage zufolge, „um
Guerilla-Kämpfer und subversive Gewerkschafter in und um die Mine
aufzuspüren“. Alvarracín wechselte später zu den Paramilitärs.
Er sitzt derzeit in Bogotá im Gefängnis und äußert sich detailliert zu
seiner Vergangenheit als paramilitärischer Comandante „El Canoso“. Die
Aussagen haben bereits zu Ermittlungen gegen zwölf Abgeordnete des
kolumbianischen Parlaments geführt.
Gegen den US-Konzern Drummond wurde bereits eine Klage in den USA wegen der
Ermordung von drei Gewerkschaftern im Jahr 2001 durch Paramilitärs
eingereicht, aber nicht zugelassen. Unstrittig ist aber laut
kolumbianischen Gerichten, dass Drummond mindestens 900.000 US-Dollar an
Paramilitärs gezahlt hat.
Allein im Verwaltungsbezirk Cesar gab es der Pax-for-Peace-Studie zufolge
zwischen 1996 und 2006 rund 2.600 gezielte Morde, 500 Opfer von Massakern
und mindestens 240 Verschwundene. Zudem wurden rund 55.000 Menschen aus der
Region von den Paramilitärs vertrieben. Drummond weist alle Verantwortung
von sich und hat Pax for Peace bereits mit Klagen gedroht, sollte die
Studie veröffentlicht werden. Weder Glencore noch Drummond waren der taz
gegenüber zu einer Stellungnahme bereit.
26 Jun 2014
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Kohle
Rohstoffe
Rohstoffhandel
Kolumbien
Wladimir Putin
SPD
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